Ein nicht unbekanntes Überfallskommando

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Leidenschaftlich, schnell und attraktiv: Leverkusen beeindruckte beim 2:0-Sieg in Dortmund. Die Art und Weise, wie das Bayer-Team spielt, kennt man aus Salzburg. Trainer Roger Schmidt bleibt zurückhaltend.

Dortmund/Wien. Fußball-Deutschland war gespannt auf die Rückkehr der Kölner in der Bundesliga, am Ende gab es gegen den Hamburger SV aber nur eine Nullnummer, Teamchef Marcel Koller aber sah einen guten Kevin Wimmer. Die Blicke galten aber auch Paderborn, dem Aufsteiger, der gegen Mainz seine Premiere feierte. Und noch ein wenig ungläubig rieben sich die Dortmunder die Augen, der Start in die neue Saison ist gründlich schiefgegangen. Die Borussen waren überfordert, daheim vor mehr als 80.000 Zuschauern. Und sie wurden von einem Trainer entzaubert, der hierzulande bestens bekannt ist: von Roger Schmidt. Der ehemalige Salzburg-Betreuer aber blieb trotz des 2:0-Erfolgs sachlich und zurückhaltend. „Dieses Spiel“, gestand der 47-Jährige jedoch, „hätten wir uns nicht schöner ausmalen können.“ Noch dazu wurde so etwas wie Bundesliga-Geschichte geschrieben, weil Karim Bellarabi der schnellste Treffer, der jemals in der deutschen Meisterschaft erzielt wurde, gelang. Ganze neun Sekunden hatten die Leverkusener gebraucht, um in Führung zu gehen. Ein Schock, von dem sich die Dortmunder nicht mehr erholten.

Roger Schmidt ist es gelungen, der Bayer-Elf eine neue Philosophie einzuhauchen. Und einen neuen Spielstil beizubringen. Was Schmidt unter modernem Fußball versteht, das ist bekannt. Und phasenweise erinnerte Leverkusen tatsächlich an den Meister aus Salzburg. „Das Spiel war sehr intensiv“, gestand Torjäger Stefan Kießling, der in der Nachspielzeit aus einem Konter den zweiten Treffer erzielte. „Ich musste schon ziemlich die Zähne zusammenbeißen.“ Gegen nahezu perfektes Pressing gibt es jedoch kaum einen Ausweg. „Die Arbeit gegen den Ball ist teilweise vogelwild“, so Kießling. „Aber wenn so etwas dabei herauskommt, dann kann man sich das schon einmal antun.“ Er wird es in der nächsten Runde wieder machen.

Jürgen Klopp, schon während des Spiels nur schwer zu beruhigen, wurde hingegen entwaffnet. „Das frühe Gegentor hat unser Spiel dramatisch beeinflusst“, sagt er. „Ich habe keine Erklärung dafür.“ Dass sein Team dieses Überfallskommando zugelassen hat, das nahm Klopp selbstkritisch auf seine Kappe. „Das war so offensichtlich schlecht, das können die Jungs nicht allein verbockt haben. Dass wir nicht sofort wach waren – den Schuh ziehe ich mir an. Und ich muss überlegen, woran das lag.“

Roger Schmidt hingegen lobte seine Elf für „die Mentalität, die sie gezeigt hat“. Schon am Mittwoch will man sie wieder demonstrieren– um gegen Kopenhagen in die Champions League einzuziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2014)

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