Das Spielzeug der Reichen und Mächtigen

(c) APA/EPA/SEBASTIEN NOGIER
  • Drucken

Uefa-Präsident Michel Platini kündigt Treffen mit den drei Klubs, die seit der Krim-Annexion in der dritten russischen Liga spielen, sowie dem russischen Verband an. Sanktionen für Russland sind dennoch nur schwer vorstellbar.

Nyon. Die Europäische Fußball-Union will die Verbände Russlands und der Ukraine an einen Tisch bringen, um nach einer sportlichen Lösung für die Klubs auf der Krim zu suchen. Ein Treffen von Vertretern ist am 18. September in der Uefa-Zentrale in Nyon geplant, teilte Kontinentalverbandspräsident Michel Platini im Rahmen der Europacup-Auslosung in Monaco mit. „Wir wissen noch nicht, was passieren wird, aber ich bin stolz darauf, dass uns das gelungen ist.“ Ob das Treffen aber tatsächlich zustande kommen wird? Angesichts der aktuellen Entwicklungen sei es „höchst fraglich“, meinte der Franzose. Aber, versuchen müsse man es unbedingt.

Die Uefa hat zuletzt angekündigt, alle Spiele von Krim-Vereinen, die an vom russischen Verband (RFU) organisierten Wettbewerben teilnehmen, nicht anzuerkennen. Da der Fußball organisierte sportliche und rechtliche Rahmenbedingungen brauche, müsse eine Wettbewerbsteilnahme im Einklang mit den Statuten stehen, die von allen 54 Mitgliedsverbänden anerkannt wurden, sagt Platini. Die Uefa wolle die Vereine keineswegs davon abhalten, Fußball zu spielen; im Gegenteil. „Wir sind ist der Meinung, dass der Fußball positive und nützliche Effekte bei der Zusammenführung von Menschen haben kann, insbesondere in Zeiten von Konflikten und Unruhen.“

„Keine Sperre für Russland?“

Seit der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im März will der russische Verband, dass die ukrainischen Klubs in seinen Ligen spielen. Die Krim-Vereine aus den Städten Simferopol, Sewastopol und Jalta traten bislang in der ersten ukrainischen Liga an und wurden nach einem Beschluss der RFU in die dritte russische Liga eingeordnet. Der ukrainische Verband hatte den Wechsel der Klubs strikt abgelehnt, da die Ukraine die Krim als eigenes Territorium ansieht.

Für Anatoli Konkow, er ist Präsident des ukrainischen Fußball-Verbandes FFU, ist die Lage jedenfalls prekär. Nichts sei mehr so wie es einmal war, polterte er und appellierte an den Welt- sowie den Europaverband, Russland für das Vorgehen und Verhalten zu bestrafen. Dafür gebe es doch die Regeln. Gesetzgebungen, an die sich die Fußballwelt bislang immer gehalten habe. „Warum gibt es denn jetzt Ausnahmen? Warum wird Russland nicht gesperrt?“

Nachdem die ukrainischen Vereine Tawrija Simferopol, FC Sewastopol und Schemtschuschina Jalta ihre Ankündigung verwirklichten und nun in der russischen Liga (zwei Runden) und auch im russischen Cup mitspielen, fühlt sich Konkow von allen Seiten endgültig übergangen. Er schrieb einen Brief, und er zeigt, wie heillos zerfahren die Situation ist. Der Vorstand des russischen Verbandes habe „illegal und willkürlich die Klubs von der Krim eingegliedert“, führt Konkow in seinem Schreiben aus.

Fifa: „Uefa ist die erste Instanz“

Einmal in Fahrt, kritisierte er auch erneut das stille Zuwarten der Fifa, die in Russland immerhin 2018 eine Fußball-WM veranstalten wolle und sich keineswegs für die Probleme des Landes oder seiner Nachbarstaaten interessiere. Es sei indirekt ein Dulden der Situation. Motive nannte er keine, sie sind ohnehin klar: Macht, Geld. „Herr Blatter, ich bitte Sie, all die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um sich mit der Situation auseinanderzusetzen, sowie diejenige Partei mit Sanktionen zu bestrafen, die Vorschriften gebrochen hat und die Grundlagen der höchsten Fußballinstitutionen ignoriert.“

Die Fifa reagierte vorsichtig, nun wagt Platini den Vorstoß und obwohl er vorab erklärt hatte, nicht für die Wahl des Fifa-Präsidenten 2015 zur Verfügung zu stehen, bewies er Führungsqualität. Blatter hält sich aus solchen Konflikten heraus, Platini nicht. Er ist auch zum Handeln gezwungen, denn in einer Fifa-Reaktion hieß es, die Uefa sei „die erste Instanz“. Russlands Verbandspräsident Nikolaj Tolstych sprach von einer „zu erwartenden Reaktion. Wir haben alle immer über unsere Position informiert. Wir laden unsere ukrainischen Kollegen ein, einen konstruktiven Dialog darüber zu führen.“ Der Fußball ist längst Teil der Politik, nur der sportliche Aspekt gerät zusehends ins Abseits. (fin)

AUF EINEN BLICK

Die Europäische Fußball-Union Uefa will die Verbände Russlands und der Ukraine an einen Tisch bringen, um nach einer sportlichen Lösung für drei Klubs zu suchen, die seit der Krim-Annexion in der dritten russischen Liga spielen. Erster Termin: 18. September in Nyon.

Champions- & Europa-League-Spiele finden ungeachtet der Krise statt, nur spielt Schachtjor Donezk in Lemberg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Fußball-International

Putin erwartet weder WM-Boykott noch Sanktionen

Kreml-Chef Wladimir Putin beharrt trotz der Ukraine-Krise auf der Austragung der Fußball-WM 2018 und bestätigte die elf WM-Städte. Die Fifa habe Russland erst im Juli erneut gestärkt und Boykottforderungen verurteilt.
Fußball-International

"Fußball soll Normalität vermitteln"

Der Klub von Rinat Achmetow spielt im Exil und will in Lemberg in der Champions League glänzen. Die Donbass-Arena ist jetzt nur noch Ziel für Raketen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.