Fußball: Wie man Verträge wertlos macht

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Sadio Mané zeigt, wie Spieler einen Transfer erzwingen können. Er wechselte für die österreichische Rekordsumme von 15 Mio. Euro zu Southampton.

Wien/Salzburg. Auch ohne Champions-League-Teilnahme wollten die Salzburger vor Ende der Transferzeit nichts mehr am Kader ändern, es sollten keine Spieler mehr nach Leipzig übersiedeln oder umgekehrt, es hätte an sich auch kein Profi verkauft werden sollen. Aber letztlich hat sich einer der Stars der Mannschaft doch durchgesetzt. Der Senegalese Sadio Mané hat die österreichische Bundesliga verlassen, er steht ab sofort in Diensten des englischen Premier-League-Vereins Southampton FC. Der 22-jährige Offensivspieler unterschrieb einen Vierjahresvertrag, die Ablösesumme soll rund 15 Millionen Euro betragen.

Mané, der den Wechsel in Wahrheit auf eine unsaubere Art und Weise erzwungen hat, avanviert zum teuersten Auslandstransfer der heimischen Bundesliga, er löst Marc Janko ab. Der ÖFB-Teamstürmer war Twente Enschede im Jahr 2010 6,5 Millionen Euro wert.

Mané hat die Salzburger in den vergangenen Tagen genarrt, ausgerechnet vor dem entscheidenden Play-off-Rückspiel zur Champions League gegen Malmö war er nicht zum Training erschienen, provozierte damit seinen Rauswurf. Trainer Adi Hütter hatte gar keine andere Wahl, als den Edeltechniker aus dem Kader zu streichen, zuletzt absolvierte Sadio Mané nur individuelle Trainingseinheiten.

Auf dem längeren Ast

Die Salzburger haben unterm Strich mit Mané natürlich ein gutes Geschäft gemacht, denn geholt hat man den 15-maligen Internationalen aus der zweiten französischen Liga (FC Metz) um einen Bruchteil. Seit Sommer 2012 hat er es immerhin auf 45 Tore in 87 Spielen gebracht, dazu kommen 32 Vorlagen. Es gibt schlechtere Spieler. Aber auch einem Konzern wie Red Bull sind im Fußballgeschäft manchmal die Hände gebunden. Wenn sich ein Spieler einbildet, Luftveränderung zu brauchen, dann sitzt er auf dem längeren Ast.

Den Vereinen, die diese Spieler mit wahnwitzigen Summen locken, ist mangelnde Vereinstreue einerlei. Auch Southampton-Trainer Ronald Koeman, viele Jahre lang niederländischer Nationalspieler, verliert kein Wort über Manés Verhalten. Er wollte den Spieler haben – und hat ihn jetzt auch bekommen. Aufgefallen ist ihm der Senegalese im Vorjahr gegen Ajax Amsterdam. „Ich war beeindruckt von den Qualitäten und seiner Physis. Es ist unglaublich, wie viele Tore er auf seiner Position erzielt hat, ich hoffe, dass er das auch für uns tun wird“, erklärt Koeman, der Mané im Angriff universell einsetzbar sieht: „Er kann links oder rechts in der Offensive und als Nummer neun spielen.“ Weiters wurde noch rasch der belgische Verteidiger Toby Alderweireld vom spanischen Meister Atlético Madrid geliehen.

Nennenswerte Transfers gab es in Österreich keine mehr, hektisches Treiben herrschte bis Ende der Übertrittszeit in England. Für Aufregung sorgte vor allem Radamel Falcao, weil sich im Internet das Gerücht verbreitete, der Kolumbianer hätte den medizinischen Test nicht bestanden. Der Superstar hat im Sommer die Weltmeisterschaft in Brasilien nach einem Kreuzbandriss verpasst, einige hatten nun Zweifel an seiner Fitness. Der Transfer von AS Monaco zu Manchester United war zu diesem Zeitpunkt aber schon beschlossene Sache. Die Monegassen bekommen im Gegenzug 15 Millionen Euro an Leihgebühr überwiesen, nächsten Sommer will man sich über die Kaufsumme unterhalten.

In England wurde gekauft und geliehen wie verrückt, Manchester-Trainer Louis van Gaal hat das Geld mit beiden Händen ausgeben dürfen, so nebenbei hat man in den letzten Tagen auch noch den Niederländer Daley Blind um 17,7 Mio. Euro geholt. Dany Welbeck hingegen ist künftig im Arsenal-Dress zu sehen, er hat über 20 Millionen gekostet. Nicht mehr gebraucht werden bei Meister Manchester City Spaniens Teamstürmer Alvaro Negredo (Valencia) und Micah Richards (Fiorentina).

TRANSFERS

Über eine Milliarde Euro. Die europäischen Fußballklubs haben in der zu Ende gegangenen Transferperiode mehr als drei Milliarden Dollar in neue Spieler investiert. Europas Krösus ist die englische Premier-League – den Klubs auf der Insel war die Aufwertung ihrer Spielerkader über eine Milliarde Euro wert. Spitzenreiter war Rekordmeister Manchester United mit geschätzten 190 Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2014)

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