Champions League: Das böse Erwachen der Weltmeister

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GERMANY SOCCER UEFA CHAMPIONS LEAGUE(c) APA/EPA/BERND THISSEN (BERND THISSEN)
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Arsenal hatte in Dortmund keine Chance, Özil, Mertesacker und Podolski enttäuschten beim 0:2 schwer. Englands Medien ätzen: „Wo war denn Özil? Er war unsichtbar!“

Dortmund. So hatten sich die Weltmeister von Rio de Janeiro den Auftritt in ihrer Heimat wahrlich nicht vorgestellt. Doch Arsenals erstes Spiel in der angelaufenen Champions-League-Saison brachte für einige Spieler mehr als nur ein böses Erwachen. Mesut Özil verschwand nach dem Abpfiff in Dortmund kommentarlos im Teambus. Seine Klubkollegen Per Mertesacker und Lukas Podolski machten auch kein Hehl aus ihrer Enttäuschung. Das 0:2 gegen den BVB zeigte mehr als nur Grenzen auf, es offenbarte eine bei den Gunners selten so eklatant erlebte Chancenlosigkeit. Podolski sagt: „Wir haben hochverdient verloren – wir hatten einfach keine Chance.“

Im fußballbegeisterten England bergen verlorene Spiele gegen deutsche Vertreter besondere Brisanz. Erklärt dann auch noch ein DFB-Legionär die Niederlage als verdient, ist Feuer auf dem Dach, sowohl beim Verein als auch in der Boulevardpresse. Besonders der einmal mehr durch seine vor Emotionslosigkeit strotzende Körpersprache aufgefallene Özil wurde scharf kritisiert. „Wo war Özil? Er war unsichtbar“, urteilte der „Daily Telegraph“.

„Defensivleistung war elend“

Auf dem rechten Flügel statt im eher geliebten Zentrum zeigte Özil sein Können viel zu selten. Er hatte offenbar keine Lust, er fühlte sich unverstanden, wohl in Dortmund auch nicht sonderlich geliebt. Obwohl er einer der WM-Sieger war, wurde er nicht mit Applaus empfangen. Für „The Independent“ war das mehr als nur ein Indiz dafür, dass es eventuell sogar schon gröbere Spannungen zwischen dem Spieler und der Managerlegende geben könnte. „Mesut Özil war auf dem rechten Flügel, wahrscheinlich am Spiel uninteressiert, verschollen.“ Nach 62 Minuten hatte Arséne Wenger von seinem Rekordtransfer (50 Millionen Euro Ablöse) genug.

Der Franzose – er bestritt sein 161. Champions-League-Spiel – versuchte den überaus dürftigen Auftritt seiner Gunners gar nicht erst zu beschönigen. „Das war insgesamt eine enttäuschende Vorstellung von uns.“ Ciro Immobile (45.) und Pierre-Emerick Aubameyang (48.) trafen für die Dortmunder und mit etwas mehr Glück hätte der BVB die Londoner mit einer „Packung“ heimgeschickt.

„Arsenals Defensivleistung war einfach nur elend“, so der „Telegraph“. Diese Kritik traf natürlich Abwehrchef Mertesacker, doch auch er zuckte in den Katakomben nur mit den Schultern. „Dortmund war in Sachen Laufbereitschaft und Tempo ein Vorbild für uns. Aber eine solche Lehrstunde so früh in der Saison kann manchmal auch Wunder bewirken“, meinte der Innenverteidiger, der an der Seite von Héctor Bellerín während der Partie oftmals ins Schwitzen geriet.

Wenger „gnadenlos naiv“

Bellerín, ein 19 Jahre alter Abwehrspieler, debütierte bei den Gunners auf der rechten Außenbahn. Da die etatmäßigen Verteidiger Debuchy, Monreal und Chambers fehlten, musste Wenger diese Alternative wählen. Er hatte es in der Transferperiode verpasst, einen weiteren Abwehrspieler zu verpflichten. Diese Entscheidung nannte der „Telegraph“ nicht zu Unrecht „gnadenlos naiv“.

Damit nicht genug, erntete Podolski, der in Wengers Planungen in dieser Saison bislang nicht über die Joker-Rolle hinauskam, für seinen Fauxpas vor der Einwechslung Spott und Häme. Der Stürmer fand seinen Schienbeinschoner nicht, „den hat man mir geklaut“, klagte er nach Abpfiff. Der „Guardian“ sah es aber anders: „Podolski hatte keine Schienbeinschoner dabei, eine miserable Nacht.“

Das 0:2 allein an Özil festzumachen, mag simpel und ungerechtfertigt sein, immerhin zeigten seine Klubkollegen nicht sonderlich mehr. Özil aber ist der Star, der teuerste Spieler der Klubgeschichte. „Özil hat die Erwartungen wieder nicht erfüllt. Wer will einen Spielmacher, der das Spiel nicht beeinflussen kann?“, fragt „Daily Mail“. Das ist die Erkenntnis des Abends, darauf muss Wenger eine Antwort finden. Allerdings muss sich der Franzose selbst hinterfragen: War es gescheit, Özil – in Deutschland – demonstrativ auszuwechseln?

AUF EINEN BLICK

Gruppe A: Juventus – Malmö 2:0, Olympiakos Piräus – Atletico Madrid 3:2.

Gruppe B: Real Madrid – FC Basel 5:1, Liverpool – Ludogorez Rasgrad 2:1.

Gruppe C: Monaco – Leverkusen 1:0, Benfica Lissabon – St. Petersburg 0:2.

Gruppe D: Galatasaray – Anderlecht 1:1, Dortmund – Arsenal 2:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2014)

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