Koller: „Lasse mir nicht gern dreinreden“

Marcel Koller
Marcel Koller (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)
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Österreichs Teamchef Marcel Koller glaubt an seine Auswahl, vertraut auch in Moldau und gegen Montenegro auf die zuletzt kritisierten Marc Janko und Christian Fuchs.

Wien. Österreichs Fußballteamchef Marcel Koller zeichnet eine gewisse Geradlinigkeit aus. Das äußert sich in der täglichen Arbeit, das können seine Mitarbeiter beim ÖFB bestätigen. Diese Geradlinigkeit wird von Kritikern auch als Sturheit bezeichnet. Denn der Schweizer rückt nicht leicht von seiner Philosophie ab. Dementsprechend sind personelle Überraschungen bei ihm selten, auch der Kader für die nächsten beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Moldau (9. Oktober in Chisinau) und Montenegro (12. Oktober in Wien) entspricht den Erwartungen.

Veränderungen gegenüber dem Duell mit Schweden (1:1) gibt es eigentlich keine, Lukas Hinterseer (Ingolstadt) ist diesmal von Beginn an dabei, Besiktas-Legionär Veli Kavlak auf Abruf. Ebenso Andreas Ivanschitz und Andreas Weimann.

Zucker und große Kerle

Koller ist kein Freund von Experimenten, schon gar nicht, wenn es um Punkte geht. Die Vorbereitungszeit ist diesmal relativ kurz, die Mannschaft trifft sich am Sonntag in den Abendstunden, einige werden erst am Montag beim Team erwartet. Ein Tag Regeneration steht auf dem Programm, im taktischen Bereich kann also nur am Dienstag geübt werden. Am Mittwoch verfügt sich die Nationalmannschaft nach Chisinau, am Tag danach steht das Länderspiel auf dem Programm. „Wir sind von diesen Spielern überzeugt“, sagt Marcel Koller. „Ich habe immer gesagt: Wir müssen zuerst beim Team ein Team werden. Für Österreich sind das die Besten!“ Und zum Stichwort Sturheit zurückzukommen: „Ich berate mich immer mit dem Sportdirektor, meinen Assistenten und dem Unter-21-Trainer. Aber ich lasse mir nicht gern dreinreden.“

Österreichs Teamchef hat die beiden kommenden Gegner oft genug studiert. „Es wird kein Zuckerschlecken“, sagt Koller. Die Moldauer hätten in der Abwehr einige „große Kerle“, dazu kommt die Tatsache, „dass heutzutage fast schon jeder gut verteidigen kann“. Bei Standardsituationen ortet Koller auch eine Gefahr. Durch den kürzlich vorgenommenen Teamchef-Wechsel von Ion Caras zu Alexandru Curtianu werde sich an der moldauischen Spielweise nicht wirklich etwas ändern. „Die wird sicher nicht komplett anders sein als vorher, weil es extrem schwierig ist, innerhalb von kurzer Zeit neue Ideen reinzubringen.“

Dass die Österreicher in der Fremde Probleme haben, sich durchzusetzen, das will Marcel Koller nicht näher diskutieren. „Auch andere Mannschaften gewinnen nicht immer jene Spiele, die sie gewinnen sollten.“ Die ÖFB-Auswahl aber wird sich in Chisinau in der Favoritenrolle finden, will man das Fernziel EM in Frankreich nicht aus den Augen verlieren, sollte man gewinnen. „Es bringt aber nichts, wenn wir große Sprüche quasseln und sagen, es ist Pflicht zu gewinnen. Wir müssen es auf dem Platz bringen und umsetzen!“ Auswärts zu bestehen, das sei auch eine Frage der mentalen Stärke. Alles andere sei „Hokuspokus“.

„Nicht besorgniserregend“

Die Österreicher stellen sich auf einen defensiv orientierten Gegner ein, „wir müssen auf alles gefasst sein“, warnt der Teamchef. „Die Moldauer werden alles unternehmen, damit möglichst lang die Null steht. Und sie bekommen nicht viele Tore, das sind immer knappe Partien.“ Ziel sei es, dem Gegner „Schmerzen zu bereiten“, das könne aber nur gelingen, wenn Kollers Mannschaft viel Laufarbeit verrichtet, schnell spielt – und in der Chancenverwertung effizient ist. „Wir müssen richtig Fußball spielen!“

Marcel Koller vertraut weiterhin auf Australien-Legionär Marc Janko, „er ist jetzt drei Wochen weiter, als er gegen Schweden war“. Auch Christian Fuchs genießt das Vertrauen des Teamchefs. „Er ist der erfahrenste Spieler auf dieser Position. Er ist wegen seiner fußballerischen Qualitäten im Kader.“ Dass Marko Arnautović und Martin Harnik bei ihren Klubs ihre Stammplätze verloren haben, irritiert Koller (noch) nicht. „Egal ist es mir nicht – aber es ist auch nicht besorgniserregend.“


TEAMKADER

Tor: Robert Almer (Hannover/GER, 16 Länderspiele), Heinz Lindner (Austria, 7), Ramazan Özcan (Ingolstadt/GER, 2).

Verteidigung: Aleksandar Dragović (Dynamo Kiew, 31 Länderspiele/0 Tore), Christian Fuchs (Schalke, 61/1), György Garics (FC Bologna, 40/2), Martin Hinteregger (Salzburg, 4/0), Florian Klein (Stuttgart, 21/0), Sebastian Prödl (Werder Bremen, 45/4), Markus Suttner (Austria, 13/0), Kevin Wimmer (Köln, 1/0).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/GER, 33/7), Marko Arnautović (Stoke City/ENG, 36/7), Julian Baumgartlinger (Mainz/GER, 32/1), Martin Harnik (Stuttgart/GER, 44/10), Stefan Ilsanker (Salzburg, 2/0), Zlatko Junuzović (Werder Bremen/GER, 33/4), Valentino Lazaro (RB Salzburg, 3/0), Christoph Leitgeb (Salzburg, 39/0), Marcel Sabitzer (Salzburg, 6/2).

Sturm: Lukas Hinterseer (Ingolstadt/GER, 3/0), Marc Janko (Sydney FC/AUS, 41/17), Rubin Okotie (1860 München/GER, 6/0).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2014)

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