EM-Quali: Serbien gegen Albanien nach Schlägerei abgebrochen

Riot police clashes with fans during the Euro 2016 Group I qualifying soccer match between Serbia and Albania at the FK Partizan stadium in Belgrade
Riot police clashes with fans during the Euro 2016 Group I qualifying soccer match between Serbia and Albania at the FK Partizan stadium in BelgradeREUTERS
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Das Spiel zwischen Serbien und Albanien ist abgebrochen wurden. Der Bruder des albanischen Regierungschefs wurde festgenommen.

Der englische Schiedsrichter Martin Atkinson unterbrach am Dienstagabend das EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien beim Stand von 0:0 zunächst kurz vor der Halbzeit. In der 42. Minute war über dem Stadion eine Drohne mit einer Fahne aufgetaucht, die ein potenzielles Großalbanien zeigte. Der serbische Spieler Stefan Mitrovic vom SC Freiburg konnte die Flagge an sich reißen, worauf albanische Gegenspieler auf ihn losgingen. Aufgebrachte serbische Zuschauer gelangten daraufhin aufs Spielfeld und attackierten albanische Spieler. Diese konnten sich in die Kabine retten.

45 Minuten später wurde entschieden, die Partie endgültig abzubrechen. Nach der Unterbrechung kehrten die serbischen Fußballer noch einmal kurz auf den Rasen zurück, um sich von ihren Fans zu verabschieden. Nach serbischen Berichten sollen sich die albanischen Spieler geweigert haben, das Match fortzusetzen. Sie hätten als Bedingung verlangt, dass alle Zuschauer das Stadion verlassen.

Der Serbe Stefan Mitrovic reißt die Flagge an sich.
Der Serbe Stefan Mitrovic reißt die Flagge an sich.(c) EPA (SRDJAN SUKI)

Der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama ist nach dem Abbruch des Spiels festgenommen worden. Olsi Rama habe von seiner VIP-Loge aus eine Drohne mit einer Flagge "Großalbaniens" auf das Spielfeld fliegen lassen, teilte das Innenministerium in Belgrad nach Angaben des serbischen Senders RTS mit.

Auf Empfehlung der UEFA waren keine albanischen Anhänger zu dem Länderspiel gereist. Im Gegenzug würden auch keine serbischen Fans zum Rückspiel kommendes Jahr nach Tirana kommen. Darauf hatten sich die nationalen Verbände geeinigt.

Es waren nicht die ersten gewalttätigen Ausschreitungen mit Beteiligung Serbiens. Kurz vor Ende und nach dem Schlusspfiff der U21-Partie gegen England am 16. Oktober 2012 in Belgrad war es zu Randalen auf den Rängen sowie handgreiflichen Auseinandersetzungen auf dem Rasen gekommen. Die englischen Spieler beklagten dabei, auch rassistisch beleidigt worden zu sein. Schon im Februar 2011 hatte UEFA-Präsident Michel Platini Serbien bei weiteren Krawallen mit dem Ausschluss von kontinentalen Wettbewerben gedroht. Im Oktober 2010 war das EM-Qualifikationsspiel gegen Italien in Genua wegen der Randale serbischer Anhänger abgebrochen worden.

Brisanter Besuch in einer Woche

Die Ausschreitungen überschatten den geplanten Besuch von Ministerpräsident Rama in Serbien. Als erster albanischer Regierungschef will er am 22. Oktober nach Belgrad reisen. Bei den Gesprächen mit dem serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vucic soll auch das Kosovo eine Rolle spielen.

Das mehrheitlich von ethnischen Albanern bevölkerte Kosovo hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird von Belgrad jedoch nicht anerkannt. Im April 2013 schlossen Belgrad und Pristina unter Vermittlung der Europäischen Union ein Abkommen zur Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen. Serbien, das Kosovo und Albanien wollen der EU beitreten.

In der albanischen Minderheit im südlichen Serbien gibt es Forderungen nach mehr Autonomie. Einige serbische Politiker befürchten, dass Tirana nach einem sogenannten Großalbanien unter Einschluss des Kosovo sowie albanischer Gemeinden in Montenegro, Mazedonien und Südserbien strebt.

(APA)

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