Österreich unterliegt Brasilien knapp

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Österreich kassierte die erste Länderspiel-Niederlage seit Oktober 2013 – 1:2 gegen Brasilien. Aleksandar Dragovic hatte zwischenzeitlich per Elfmeter zum 1:1 getroffen. Ein Traumtor entschied die Partie für die Südamerikaner.

Neun Spiele in Serie hatten die Österreicher vor dem gestrigen Duell mit dem Fußball-Rekordweltmeister im Wiener Happel-Stadion nicht verloren. Eine stolze Serie, die bei den Österreichern durchaus für eine breite Brust sorgten. In der EM-Qualifikation wird man als Gruppen-Führender überwintern, als vorweihnachtliches Geschenk präsentierte der ÖFB dann Brasilien. Ein Spiel, das nicht einmal binnen 24 Stunden ausverkauft war. Die Südamerikaner haben an Zugkraft nichts verloren, auch wenn die Heim-WM für die Brasilianer im Sommer mit einer schweren Enttäuschung geendet hat.

Der Teamchef musste gehen, der neue Mann Carlos Dunga krempelte die Mannschaft ordentlich um, das Unternehmen Wiedergutmachung sollte beginnen. Kein einziges Spiel hatte man in der neuen Ära vor der Reise nach Wien verloren. Nicht einmal ein Gegentor erhalten.
Etliche Österreicher waren nach dem Kraftakt gegen Russland (1:0) am Samstag angeschlagen, letztlich aber wollten sie alle mit dabei sein gegen den fünfmaligen Champion. Nur David Alaba und Julian Baumgartlinger fehlten, auch Marc Janko stand nicht zur Verfügung, er musste zurück nach Australien. Damit bekam Rubin Okotie, Siegestorschütze eggen Montenegro und gegen die Russen, von Beginn an eine Chance. Türkei-Legionär Veli Kavlak rutschte für Baumgartlinger in die Anfangsformation.

Neymar brav eingekreist

Es war so richtig nasskalt im Wiener Prater, einige Brasilianer spielten in Langarm-Dressen, einige mit Handschuhen. Aber alle stehen bei Großklubs in Europa unter Vertrag, auf Profis aus der brasilianischen Liga hat Teamchef Dunga bei dieser Tournee verzichtet. Mit viel Applaus wurde vor allem Superstar Neymar empfangen, die Bewunderung für den Ausnahmekönner ist auch in Österreich groß. Die ÖFB-Auswahl aber zeigte vor dem Barcelona-Legionär auf dem Rasen wenig Respekt. Wenn es eng wurde, dann kümmerte sich vor allem der Salzburger Stefan Ilsanker um ihn. Manchmal löste man die Aufgabe aber auch im Kollektiv. Wenn es sein musste wurde Neymar von drei Mann eingekreist.


Die aggressive Spielweise der Österreicher behagte den brasilianischen Stars ganz und gar nicht. Die Mannschaft von Marcel Koller war bestrebt, auch in der Offensive Akzente zu setzen. Relativ plump der Versuch von Rubin Okotie, sich in Szene zu setzen. Er beförderte den Ball gleich mit beiden Händen ins brasilianische Tor. Von der Hand Gottes konnte keine Rede sein, eher von Torheit. Die mit Gelb bestraft wurde (6.). Aber die Österreicher probierten auch viel über die linke Seite und über Marko Arnautovic. Seine Hereingaben aber fanden keinen Abnehmer. Auch ein Junuzovic-Eckball war gut angetragen. Ein anderes Mal probierte es Klein, ohne das Leder richtig zu treffen.
Von den Brasilianern war lange wenig Hochklassiges zu sehen. Eine Attacke von Hinteregger an Oscar roch jedoch verdächtig nach Elfmeter (24.). Bis zum ersten echten Torschuss der Brasilianer dauerte es dann bis zur 34. Minute, erneut war Oscar der Hauptdarsteller, Almer war zur Stelle.


Vom Glanz der früheren Jahre ist bei Brasilien nicht viel übrig. Auch in Wien war wie schon bei der WM vieles kein Ballzauber, sondern schlichtes Fußball-Handwerk. So benötigten die Brasilianer gegen Österreich eine Standardsituation, um in Führung zu gehen. David Luiz, der teuerste Verteidiger der Welt, war per Kopf zur Stelle. Nicht ohne vorher ein Foul zu begehen (64.). Nicht unbedingt das zwingende Resultat von hoher Qualität. Teamchef Dunga bejubelte den Treffer dennoch ausgiebig.
Mit Fortdauer der Partie schwanden beiden den Österreichern die Kräfte, Teamchef Koller versuchte mit Auswechslungen entgegenzuwirken.

Als der eingewechselte Weimann von Oscar im Strafraum gelegt wurde, bot sich die Chance auf den Ausgleich. Aleksandar Dragovic spielte gleichsam den Alaba, verwandelte sicher ins linke Eck (75.). Brasilien aber hatte noch Reserven. Der eingewechselte Firmino setzte den Schlusspunkt. Mit einem Traumtor (83.) aus 22 m. Dennoch gab es Marcel-Koller-Rufe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2014)

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