Lionel Messi: Genialer Spieltrieb statt Rekordsucht

Barcelona´s Messi celebrates after scoring a goal against APOEL Nicosia during their Champions League Group F soccer match in Nicosia
Barcelona´s Messi celebrates after scoring a goal against APOEL Nicosia during their Champions League Group F soccer match in Nicosia(c) Reuters (ANDREAS MANOLIS)
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Für den 27-jährigen Lionel Messi gibt es im Fußball keine Grenzen. Noch nie war ein Spieler in der Champions League torgefährlicher als er. Und niemand weiß, wie das noch endet.

Es gibt Fußballer und es gibt Künstler. Da gibt es die selbstverliebten und diejenigen, die sich immer in den Dienst der Mannschaft stellen. Und dann kommt sie doch, die unverkennbare Jubelpose. Aber selbst sie ist der Ausdruck von Zurückhaltung. Wäre man bösartig, dann könnte man sogar vom Emotionsausbruch einer grauen Maus sprechen. Nicht zu vergleichen mit einem Cristiano Ronaldo. Oder Marko Arnautović. Oder auch Stefan Maierhofer, der sich jetzt für Wr. Neustadt in die Schlacht wirft. Das sind schon ganz andere Schultern. Die der selbstherrlichen Art eben. Die schmäleren Schultern, die passen viel besser zu einer argentinischen Zaubermaus, die sie in Spanien „La Pulga“ nennen.

Für Lionel Messi scheint es im Fußball so gut wie keine Grenzen zu geben. Was er angreift, das wird sehr oft zu Gold. Und was er mit seinen begnadeten Beinen tritt, das wird allzu oft zu einem kleinen oder mitunter sogar größeren Kunstwerk. Was die Grenzen betrifft, so darf der klein gewachsene Messi bei Gott nicht unterschätzt werden. Er hat sie bislang noch alle niedergerissen, die Mauern der Bestmarken. Nicht nur in der spanischen Liga, sondern auch in der Champions League. Beim 4:0-Erfolg des FC Barcelona bei Apoel Nikosia steuerte Messi drei Treffer bei, es waren die Tore 72, 73 und 74 in der europäischen Königsklasse. Damit hat er seinen eigenen Rekord weiter in die Höhe geschraubt.

Wo bei Lionel Messi die Grenzen liegen, das kann niemand abschätzen. Er selbst mimt wie immer den Bescheidenen. „Wir haben großartig gespielt“, sagt er. „Es ist fantastisch, in diesem schönen und wichtigen Bewerb einen Rekord aufzustellen.“ Cristiano Ronaldo hätte vermutlich gesagt: „Ich habe großartig gespielt. Ich denke, ich bin der Beste von allen.“ Oder so ähnlich.

Meilensteine gehören zu Messi. Erst am Samstag hat der 27-Jährige die Rekordmarke des legendären Telmo Zarra (251 Tore) zertrümmert, der Argentinier hält nun bei 253. Da kommt nicht einmal Cristiano Ronaldo mit. Der portugiesische Superstar hat einen beeindruckenden Torschnitt von 1,12 pro Spiel, in der Primera Division waren es bisher 197 Treffer. Das sind alles Zahlenspiele, die bei einem Österreicher beinahe Schwindelgefühle erzeugen. Barcelonas Mittelfeldstar Xavi meint: „Was Leo (Messi) und Cristiano (Ronaldo) derzeit abliefern, das sind stratosphärische Zahlen. Keiner der beiden lässt nach – und das ist fantastisch für den Fußball.“

Mit 27 stehen Messi noch einige Türen offen. Aber er hat sich bereits festgelegt. Er will gleichsam für immer und ewig für den FC Barcelona spielen. Er ist ein Phänomen, aber der Ausnahmekönner hat einen ganz großen Titel noch immer nicht gewonnen – eine Fußball-Weltmeisterschaft. Und es ist nicht sicher, ob die Argentinier 2018 in Russland eine so starke Mannschaft stellen können, dass sie erfolgreich sind.

Einer, der dazu beitragen könnte, ist Sergio Agüero. Der Torjäger erzielte alle drei Treffer für Manchester City gegen die Bayern, damit darf sich der englische Meister wieder Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Er verwandelte für City binnen weniger Minuten einen frustrierenden Abend noch in ein Freudenfest. Und ohne Agüero stünde Manchester in dieser bisher durchwachsenen Saison noch viel schlechter da. Denn in der Liga hat der einstige Maradona-Schwiegersohn auch schon zwölfmal getroffen. Dass er nun den Welttorhüter Manuel Neuer gleich dreimal bezwingen konnte, machte Agüero dann fast ein bisschen stolz. Messi hingegen hätte nur der Mannschaft gedankt.

BESTENLISTE

Die meisten Tore in der Champions League: 1. Lionel Messi (FC Barcelona) 74 Tore; 2. Raúl (Real Madrid/Schalke) 71; 3. Cristiano Ronaldo (ManUnited/Real Madrid) 70; 4. Ruud van Nistelrooy (Eindhoven/ManUnited/Real) 56; 5. Thierry Henry (AS Monaco/Arsenal/Barcelona) 50; 6. Andrej Schewtschenko (AC Mailand/Chelsea/D. Kiew) 48.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2014)

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