David Alaba: „Versuche immer ich selbst zu sein“

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David Alaba, der hart an seinem Comeback arbeitet, zog in München eine zufriedene und persönliche Jahresbilanz. Der Fußball, seine große Liebe, fehlt ihm bereits sehr.

Es kommt nicht oft vor, dass David Alaba, Österreichs Sportler des Jahres, Hof hält. Schon gar nicht im Paulaner am Nockherberg, dem bekannten Münchner Biergarten. Das hat auch damit zu tun, dass der 22-Jährige dem Gerstensaft nicht so zugetan ist. Und obendrein kein Schweinefleisch isst. Auch Weißwürste sind für ihn tabu. Aber Alaba präsentierte sich beim „Sky“-Medien-Talk äußerst redselig und locker. Der rekonvaleszente Bayern-Superstar hat seinen Optimismus wiedergefunden, blickt hoffnungsfroh in die Zukunft. Bis zum Trainingslager der Münchner Anfang Jänner in Katar will er wieder fit sein und mit der Mannschaft trainieren.

„Es geht mir sehr gut“, sagt er mit strahlenden Augen. „Zwei Einheiten an einem Tag – ich bin etwas müde. Aber das ist gut so.“ David Alaba arbeitet sehr zielorientiert, nach der Operation gilt es nun, den Muskel wieder aufzubauen. Er fährt viel auf dem Ergometer, er schuftet mit der Beinpresse, der Schweiß rinnt in Strömen. „Jetzt weiß ich wieder“, erzählt er, „wie viel Spaß mir der Fußball eigentlich macht. Fußball ist mein Leben!“ Die Rolle des Zuschauers, das ist nicht so seine Sache. „Dazu liebe ich den Fußball viel zu sehr.“ Auch am gestrigen Abend war Alaba zum Zuschauen verurteilt. „Sehr unangenehm“, wie er meint. „Auch in der EM-Qualifikation gegen Russland war das Sitzen auf der Tribüne schrecklich.“

David Alaba aber versucht auch aus negativen Erlebnissen etwas Positives mitzunehmen. „Ich lerne jeden Tag. Und wenn mir ein Ribery oder Robben gut zureden, dann macht mich das stolz.“ Auch das würde von einer echten Bayern-Familie zeugen. Bilder von der Szene, bei der er sich die Sehnenverletzung zugezogen hat, hat er sich ganz bewusst noch einmal angeschaut. „Im Rasen hängen geblieben.“ Zusatz: „Pech.“ Aber sicher nicht Folge von Überbelastung, wie er betont. „Ich bin jung, ich will spielen. Ich habe kein Problem damit. Ich kann auch drei Spiele in einer Woche machen.“

David Alaba ist wieder voller Tatendrang. Die Erfolge der Bayern sind beachtlich, die Mannschaft eilt von Sieg zu Sieg. Auch ohne ihn. Aber Startrainer Pep Guardiola hält weiterhin große Stücke auf ihn. Auch, weil der Wiener, in der Stronach-Akademie ausgebildet, ein echter Allrounder ist. Einmal hat er in 90 Minuten unter dem Katalanen vier verschiedene Positionen gespielt. „Für mich ist das wahnsinnig wichtig“, so Alaba. „Für meine Entwicklung ist das enorm wichtig.“

Der 22-Jährige wirkt wie ein verspielter Junge, wenn er beginnt, über Fußball zu plaudern. „Ich genieße es“, sagt Alaba. „Und es ist glaube ich kein Geheimnis, dass ich auch ganz gern einmal weiter vorn agieren würde.“ Wenn ihn der Trainer aber einmal rechts hinten oder im Tor aufstellen würde, dann könnte es schon passieren, dass Alaba Guardiola ins Wort fallen müsste. Schließlich gehe es auch darum, Verantwortung zu übernehmen. Wie eine Schachfigur kann man ihn nicht so einfach verschieben. „Ich will mich immer in den Dienst der Mannschaft stellen“, sagt er. „Aber ich habe auch schon im Nationalteam bewiesen, dass ich ein Führungsspieler sein kann.“ Bei den Bayern aber muss er sich etwas weiter hinten anstellen. „Das ist ein Prozess. Und manche Dinge kommen von allein. Ich habe meinen Stil gefunden und versuche immer ich selbst zu sein.“

Wenn Alaba über das Nationalteam spricht, dann gerät er ins Schwärmen. „Eine so ehrgeizige und hungrige Mannschaft“, wie er meint. „Wir stehen in der Qualifikation gut da.“ Auch dank Rubin Okotie, den er in München öfter trifft. „Er wohnt nicht weit von mir.“ Auch die Erfolge von Zweitliga-Tabellenführer Ingolstadt mit dem österreichischen Trainer Ralph Hasenüttl findet Alaba beeindruckend. „Wir haben eben auch eine Ahnung vom Fußball!“

Auf einen Blick

David Alaba zog sich Anfang November im Champions-League-Heimspiel gegen AS Roma einen Teilabriss des Innenbandes sowie eine Innenmeniskus-verletzung im rechten Knie zu. Seitdem schuftet der Bayern-Star für sein Comeback. Anfang Jänner startet der deutsche Rekordmeister seine Vorbereitung in Katar, an der auch Alaba teilnehmen möchte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2014)

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