Trauerflor auf dem Fußballplatz

SOCCER - 1.DFL, Wolfsburg, press conference
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Der Rückrundenauftakt wird vom Unfalltod des Belgiers Malanda überschattet, für Wolfsburgs Spieler ist vor dem Hit gegen Bayern von Normalität keine Rede. Verein engagierte den Psychologen Andreas Marlovits.

Wolfsburg. Für Wolfsburgs Fußballer ist der Auftakt zur Rückrunde der deutschen Bundesliga mehr als nur eine willkommene Ablenkung. Der Alltag holt die Spieler nach Trainingslagern und Testspielen ein, und dennoch: Das Spitzenspiel am Freitag (20.30 Uhr, live ARD) gegen Bayern ist weit mehr als nur eine sportliche Herausforderung.

Der Unfalltod von Junior Malanda am 10. Januar hat Substanz gekostet – physisch und psychisch, und Trainer Dieter Hecking weiß, wie sehr der Unfalltod des Belgiers noch in den Köpfen seiner Spieler herumgeistert. Die gesamte Mannschaft war bei der Trauerfeier, er sah die Betroffenheit in den Gesichtern, noch fehle der nötige Abstand, jeder trage Trauerflor. Hecking sagt: „Ich wünschte, wir hätten noch eine Woche mehr Zeit.“

„Eine Tragödie“

Durch die Trauerfeier fielen auch eingeplante Übungseinheiten aus. Auch war die Arbeit im Trainingslager in Kapstadt nach dem Schock beeinträchtigt, Hecking konnte den Seinen nicht „hundertprozentige Leistung abverlangen, wenn der Kopf nicht mitspielt“.

Auch beim Tabellenführer reagierte man bestürzt auf die Ereignisse. „Das war eine Tragödie“, meinte etwa Torhüter Manuel Neuer, und Bayerns Klubchef Karl-Heinz Rummenigge schrieb Malandas Eltern einen Brief. „Die Liga und der FC Bayern tragen dieser Tragödie Rechnung. Es wird eine Schweigeminute geben, wir werden Trauerflor tragen.“

Wolfsburgs Spieler machen sich indes Gedanken über die Folgen ihrer Trauer, die Verarbeitung des Erlebten und der geschlossene Umgang damit seien nun essenziell, sagt Hecking. Auch deshalb hatte der Verein sofort einen Psychologen engagiert – Andreas Marlovits war schon beim Trainingslager bei der Mannschaft. So etwas wie Hannover 96, das 2009/2010 nach dem Suizid Robert Enkes traumatisiert zwölf Spiele in Serie sieglos blieb und davon elf Partien verlor, soll in Wolfsburg nicht passieren. Von dem Vorfall und den Reaktionen vollkommen überfordert hatten die Hannoveraner zu spät Hilfe angenommen; auch damals war Marlovits im Einsatz.

Hecking hat davor gewarnt und er sei in den vergangenen Tagen bedacht darauf gewesen, „keine emotionale Blockade entstehen zu lassen. Entscheidend ist, was nun in der Mannschaft passiert. Das muss und wird nichts sein, was plakativ nach außen getragen wird.“ Allerdings, trotz des startenden Alltags wird in Wolfsburg von Normalität noch längere Zeit keine Rede sein. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2015)

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