Dortmunder Fans verlieren langsam die Geduld

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Nach dem 0:1 gegen Augsburg taten die BVB-Anhänger ihren Unmut kund. Trainer Jürgen Klopp zeigte Verständnis und forderte: „Wir müssen die Nerven in den Griff kriegen.“ Hertha BSC entließ Jos Luhukay.

Dortmund. Sportlich ist Borussia Dortmund bereits ganz unten angekommen, nun kippt langsam auch die Stimmung. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Augsburg hagelte es erstmals ein gellendes Pfeifkonzert und von den Tribünen erklang lautstark: „Wir wollen euch kämpfen sehen.“ Mats Hummels und Roman Weidenfeller versuchten am Zaun die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen – vergeblich.

Schließlich hatten die 90 Minuten zuvor den Fans nur wenig Hoffnung gemacht. Augsburg tat das, was man gegen einen verunsicherten Gegner tun muss: Die Gäste standen solide und warteten auf ihre Chance. Symptomatisch, wie Raúl Bobadilla diese kurz nach der Pause dann zum entscheidenden Treffer verwertete. Der Augsburger konnte völlig frei einschieben, nachdem Halil Altintop mühelos gleich fünf Dortmunder düpiert hatte. Selbst die Überzahl nach dem Ausschluss gegen Janker (64.) vermochte der BVB nicht auszunützen. Spielerisch ohnehin limitiert, fehlte ein Plan B und der unbedingte Wille, das Schicksal notfalls eben zu erzwingen. Noch dazu erlitt Kevin Großkreutz einen Muskelbündelriss und fällt für sechs Wochen aus.

Von der Zuversicht, mit der in der Winterpause die Aufholjagd angekündigt wurde, ist in Dortmund nicht mehr viel zu spüren. „Ich weiß, das sind Durchhalteparolen“, sagte Trainer Jürgen Klopp. „Aber es sind noch 15 Spiele und wir müssen den Jungs dabei helfen, das Zutrauen nicht komplett zu verlieren.“ Den Unmut der Fans kann er nachvollziehen. „Nach diesem Spiel kann man uns alles vorwerfen. Und alles ist legitim.“

Was Klopp in der aktuellen katastrophalen Situation noch zuversichtlich stimme? Die Fitness und Laufbereitschaft. „Dass die Nerven eine riesige Rolle spielen, steht außer Zweifel“, bekannte der 47-Jährige. „Das müssen wir in den Griff kriegen.“ An einen Rücktritt denkt Klopp nach wie vor nicht und auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat im Trainingslager in Spanien unmissverständlich festgehalten: „Wir werden Jürgen Klopp niemals feuern.“

Die Marschroute für das Abstiegsduell in Freiburg am Freitag ist jedenfalls klar. „Wir müssen eine Reaktion zeigen“, sagte Klopp, und Verteidiger Neven Subotić: „Wir müssen den Ball auch einfach mal durch die Wand dreschen.“

Hertha zieht Notbremse

Hoffnung gibt Dortmund die ebenfalls schwächelnde Konkurrenz im Tabellenkeller. Schließlich fehlen nur zwei Zähler auf den rettenden 15. Platz. Denn Hertha BSC präsentierte sich gegen Bayer Leverkusen (0:1) erneut wie ein heißer Abstiegskandidat. Als Konsequenz muss Trainer Jos Luhukay, der die Mannschaft nach dem Abstieg 2012 übernommen und direkt zum Wiederaufstieg geführt hat, gehen. Die Berliner werden vorläufig vom ungarischen Ex-Profi Pal Dardai und dem früheren Ko-Trainer Rainer Widmayer betreut. Es ist dies bereits der fünfte Trainerwechsel in dieser Saison.

Der SC Paderborn (14.) befindet sich nach dem 0:3 gegen den Hamburger SV weiter im freien Fall, auch Stuttgart (16.) zeigte sich bei der müden Nullnummer in Köln weit von der Bestform entfernt. Ein Befreiungsschlag gelang hingegen Werder Bremen. Durch ein 2:1 bei Hoffenheim schoben sich die Hanseaten, bei denen Sebastian Prödl (rekonvaleszent) und Zlatko Junuzović (Gelb-Sperre) fehlten, mit dem zweiten Sieg in Folge auf Rang elf vor.

19. Runde: Dortmund – Augsburg (Manninger) 0:1, Hoffenheim – Bremen (ohne Prödl und Junuzović) 1:2, Hertha – Leverkusen 0:1, Köln (Wimmer) – Stuttgart (Klein, Harnik bis 87.) 0:0, Paderborn – HSV 0:3.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2015)

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