Afrika Cup: Elfenbeinküstes Held von der Ersatzbank

EQUATORIAL GUINEA SOCCER AFRICA CUP OF NATIONS
EQUATORIAL GUINEA SOCCER AFRICA CUP OF NATIONS(c) APA/EPA/BARRY ALDWORTH (BARRY ALDWORTH)
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Die Elfenbeinküste gewann dank Torhüter Boubacar Barry das Endspiel gegen Ghana mit 9:8 im Elfmeterschießen und holte sich den zweiten Titel.

Bata/Wien. In der Elfenbeinküste wurde der gestrige Montag zum großen Feiertag. Präsident Alassane Ouattara persönlich hatte dazu aufgerufen, daher säumten tausende Menschen die Straßen, um dem siegreichen Nationalteam einen würdigen Empfang in Abidjan zu bereiten. Die „Elefanten“ hatten am Sonntagabend im Finale des Afrika Cup Ghana mit 9:8 im Elfmeterschießen besiegt und ihren zweiten Titel nach 1992 geholt.

Der große Held der Ivorer ist nicht einer der Stars aus den europäischen Topligen, sondern Ersatztorhüter Boubacar Barry vom belgischen Klub Lokeren. Eine Verletzung von Stammkeeper Sylvain Gbohouo bescherte dem 35-Jährigen seinen ersten Turniereinsatz, den er nach 120 mäßigen Minuten im Elfmeterschießen krönte. Zunächst hielt Barry den Strafstoß von Brimah Razak, ehe er sich zum zweiten Mal wegen Krämpfen behandeln lassen musste und selbst den entscheidenden Strafstoß zum 9:8 verwandelte. „Gott lässt so etwas nicht aus Zufall passieren“, sagte Barry, der erst kurz vor dem Turnier zur Nummer zwei degradiert worden war. „Ich habe es allen Kritikern gezeigt“, erklärte der 85-fache Teamspieler.

Ein spezieller Abend war es auch für den französischen Trainer Hervé Renard, der als Erster mit zwei verschiedenen Teams den Afrika Cup gewonnen hat. Im Endspiel 2012 hatte sich Renard mit Sambia im Elfmeterschießen gegen die Elfenbeinküste durchgesetzt.

Verband redet Turnier schön

Neben dem ivorischen Jubel bleiben vom 30. Afrika Cup aber auch Schreckensbilder in Erinnerung. Im Halbfinale zwischen Gastgeber Äquatorialguinea – nur dank fragwürdiger Pfiffe aufgestiegen – und Ghana hagelte es Flaschen, Steine und Plastiksitze auf die Gästefans, die Polizei reagierte mit Tränengas und Rauchbomben. Im Gegensatz zum ursprünglichen Austragungsland Marokko, das wegen Ebola auf eine Verschiebung gepocht hatte und daraufhin von diesem und zwei weiteren Turnieren ausgeschlossen wurde sowie eine Million Dollar zahlen muss, kam Äquatorialguinea mit einer Geldstrafe von 100.000 Dollar davon.

Von Kritik hält der Afrikanische Fußballverband jedoch nichts. „Westliche Medien sind nur hier, um die Kolonisation fortzusetzen“, wetterte Präsident Issa Hayatou. Selbst Ghanas Verband, der von „Zuständen wie in einem Kriegsgebiet“ gesprochen hatte, unterzeichnete am Ende eine Stellungnahme über die „große Dankbarkeit an den CAF-Präsidenten für dessen andauernden Einsatz für die Entwicklung des afrikanischen Fußballs“. Und auch Hayatous treuer Verbündeter Joseph Blatter ließ wissen: „Wir reden nur über das Schlechte, dabei gibt der Fußball viel Positives. Ich sehe die negative Seite von Afrikas Fußball, über die die Medien berichten, nicht.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2015)

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