Arsenal: „Es war Selbstmord unserer Abwehr“

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Arsenal blamierte sich beim 1:3 gegen Außenseiter AS Monaco vor eigenem Publikum. Englands Boulevardmedien zerreißen Arsène Wenger: „Erbärmlich. Chaotisch. Naiv!“

London. Dieses Spiel wird man in London so schnell nicht vergessen. Vor allem die Art und Weise, wie Arsenal London im Achtelfinalhinspiel der Champions League von AS Monaco bloßgestellt wurde, hinterließ viele offene Fragen. Die Gunners spielten flott, und trotzdem ideenlos. Sie hatten Chancen höchster Güte, derer sonder Zahl – und sie schossen nur ein Tor. Im Gegenzug kassierten sie aus vier Angriffen der Franzosen drei Gegentore, Arsenal verlor vor eigenem Publikum blamabel mit 1:3. Im Duell mit seiner alte Liebe hilft Coach Arséne Wenger und Arsenal nur noch ein Wunder.

„Wir haben mit Herz, und nicht mit Köpfchen gespielt“, schimpfte Wenger. Auf diesem Level funktioniere das aber nicht, fügte er hinzu. Mit dieser Meinung stand der Feldherr nicht allein da, manch Spieler nahm aber auch ihn in die Pflicht. Der deutsche Weltmeister und Kapitän Per Mertesacker sagt: „Wir waren zeitweise naiv.“

Harte Kritik an Mertesacker

Gegen Monaco, den Tabellenvierten der französischen Ligue 1, haben sich die Gunners eine große Chance ausgerechnet, zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder das Viertelfinale der Königsklasse zu erreichen. 90 Minuten später war es nur noch ein Albtraum, über den die Stars des Nord-Londoner Klubs referieren mussten. Einmal mehr hat Arsenal in einem großen Spiel versagt. Die Chancenauswertungen waren miserabel, die Abwehrarbeit und die taktische Disziplin katastrophal. Ungewohnt hart kritisierte Wenger vor allem die von Mertesacker organisierte Verteidigung, er hatte die Botschaft des Deutschen offenbar vernommen: „Unsere Abwehr hat Selbstmord begangen. Wir waren in der Defensive nicht auf der Höhe.“

Mertesacker war an zwei Gegentoren nicht schuldlos. Beim ersten fälschte er den Schuss von Geoffrey Kondogbia (38.) ins eigene Netz ab, beim zweiten Gegentreffer durch Dimitar Berbatov (53.) patzte er im Mittelfeld. Englands Medien erkoren den Deutschen sofort zum Sündenbock, insgesamt agierte aber die ganze Mannschaft gegen die konterstarken Gäste viel zu offen. „Für Mertesacker war das Spiel eine persönliche Tortur“, schrieb der „Guardian“ und legte nach: „Es war eine weitere Nacht, die Zweifel an Wengers Fähigkeit weckt, eine Mannschaft mit einer soliden Struktur zusammenzustellen.“ Ähnlich urteilte der „Daily Telegraph“. „Erbärmlich. Chaotisch. Naiv. Monaco war mental, physisch und taktisch überlegen.“

Ausgerechnet eine Niederlage gegen den Klub, bei dem Wenger von 1987 bis 1994 gearbeitet und seinen Durchbruch gefeiert hatte, könnte den Coach auf der Insel nun endgültig ins Wanken bringen. Nicht wenige Experten sind der Meinung, das Rückspiel am 17. März im Stade Louis II könnte Wengers letztes Champions-League-Spiel mit Arsenal sein. Während sich Prinz Albert II. auf dem Rasen des Emirates-Stadiums von den mitgereisten Fans aus dem Fürstentum feiern ließ, war Hausherr Wenger längst verschwunden. Es war plötzlich sehr still um ihn geworden.

Freude in Leverkusen

In durchwegs strahlende Gesichte blickte man in Leverkusen. Die Werkself sorgte für die zweite Überraschung des Abends, besiegte Vorjahresfinalisten Atletico Madrid mit 1:0. „Das war Fußball auf höchstem Niveau“, kommentierte Roger Schmidt den Sieg in einem K.-o.-Spiel. Unterste Schublade sei nur der Auftritt seines Pendants, Diego Simeone, gewesen. Er hat Schmidt primitiv beschimpft.

Madrid bleibt aber weiter im Spiel, in dreizehn Spielen der Primera Division feierte man elf Siege, Tordifferenz 34:9. Schmidt: „Die Tür bleibt offen für Atlético. Dieser Gegner ist keine Laufkundschaft,“

AUF EINEN BLICK

Arsenal London verlor das Heimspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen AS Monaco mit 1:3. Beim Rückspiel im Fürstentum, sagt Chef Arsène Wenger, benötigen die Gunners nun ein Wunder.

Leverkusen feierte gegen Atletico Madrid einen Achtungserfolg, die Werkself siegte daheim mit 1:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2015)

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