Dortmund erinnert an sich selbst

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Dortmund spielte ausgerechnet beim 3:0 Derby gegen Schalke ähnlich groß auf wie in früheren, glorreichen Tagen. Stuttgarts Situation wird immer prekärer.

Dortmund/Wien. „Das war Balsam für die BVB-Seele“, sagte Sportdirektor Michael Zorc nach dem 3:0 gegen Schalke. Dortmund hat sich damit vom Abstiegskampf verabschiedet, der VfB Stuttgart schlittert dagegen immer weiter Richtung zweite Liga. Die ausgelassene Stimmung in Dortmund verkörperten Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus. Aus dem Dortmunder Zauberduo wurden Comic-Helden. Aubameyang bejubelte seinen Treffer zur erlösenden Führung (78.) als Batman, an seiner Seite posierte Reus als dessen Helfer Robin.

Die Maskerade hatten die beiden kongenialen Partner zwei Tage zuvor bei einem Essen ausgeheckt. Flugs streiften sie die von Übersetzer Massimo Mariotti hinter dem Schalker Tor deponierten Masken über und ließen sich vor der bebenden Südtribüne feiern. Die Gelbe Karte konnte Aubameyang locker verschmerzen. Immerhin neun von 13 Rückrundentoren gehen auf das Konto der beiden pfeilschnellen Angreifer. Doch bei aller Freude sah Jürgen Klopp die Aktion nicht ganz so locker wie Aubameyang: „Das Positive ist, dass er so selbstbewusst ist, dass er denkt, im Spiel zu treffen.“ Doch für die Zukunft will der BVB-Trainer den Comic-Liebhaber, der auch schon als Spider-Man in Erscheinung getreten war, von ähnlichen Aktionen abhalten: „Ich glaube, jetzt haben wir alle Masken durch. Eigentlich geht das nicht.“

Es passte ins Bild von einem laut Klopp „perfekten Nachmittag“, dass Henrich Mchitarjan seine Flaute beendete. Dem zuletzt völlig verunsicherten Edeltechniker gelang mit seinem ersten Saisontor das vorentscheidende 2:0 (79.). Sieben Minuten später sorgte Reus nach einem kapitalen Fehler von Schalke-Keeper Timon Wellenreuther für den Endstand und den höchsten Dortmunder Derbysieg seit 17 Jahren. „Spiel, Spaß und Spannung – das ist Borussia Dortmund. Gegen uns war heute kein Kraut gewachsen“, befand der BVB-Coach nach dem vierten Sieg in Serie, verwies aber auf den noch immer geringen Abstand zur Gefahrenzone: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen.“

Stuttgarter Sarkasmus

Ganz bitter schaut es für den VfB Stuttgart nach dem 1:1 in Hannover aus. Dennoch lieferte der vom Rauswurf bedrohte VfB-Coach Huub Stevens danach eine Slapstick-Show ab. Der Niederländer scherzte, lachte und amüsierte das Publikum und sich selbst mit teils grotesken Sprüchen. Und das nur wenige Minuten, nachdem sein Team das siebente sieglose Spiel hintereinander abgeliefert hatte. Krönung der Trainer-Comedy war, als sich Stevens in Ermangelung einer Brille von einem Journalisten eine Lesehilfe reichen ließ, um die Tabelle zu analysieren. „Es gab komische Fragen von Journalisten, da musste ich lachen und komische Antworten geben“, sagte der 61-Jährige.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2015)

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