Donezk: Die „Privat-Seleção“ eines Oligarchen

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Nach dem 0:0 im Hinspiel gegen Schachtar Donezk stehen die Bayern unter Druck. 13 Brasilianer in Diensten von Rinat Achmetow bereiten Pep Guardiola Kopfzerbrechen.

München. Deutschlands Fußballrekordmeister Bayern München steht Mittwochabend vor seiner ersten Bewährungsprobe in dieser Saison. Im Achtelfinalrückspiel zur Champions League ist Schachtar Donezk (20.45 Uhr/ZDF) zu Gast, im Hinspiel vor drei Wochen konnten die Deutschen nur ein 0:0 als Ausbeute vorweisen. Freilich ist damit nichts verloren, im internationalen Geschäft aber ist es ein tückisches Resultat. Ein Gegentreffer verlangt gleich zwei eigene Tore.

Auch das erste Duell von Paris St.-Germain mit Chelsea hat mit einem Remis geendet. Die Londoner, betreut von Starcoach José Mourinho, haben mit dem 1:1 aber weitaus mehr Freude als die Franzosen. Chelsea reicht im Heimspiel ein torloses Unentschieden zum Aufstieg. Dass Mourinhos Mannschaft für einen flotten Spielverlauf sorgen wird, ist ausgeschlossen.

Der aufgewühlte Katalane

Die Bayern müssen ein Tor schießen, um in die Runde der letzten acht einzuziehen. „Wir wissen, was wir tun müssen. Dieses Spiel ist ein Finale für uns“, sagt der sonst so gelassen auftretende Bayern-Trainer Pep Guardiola. Der Katalane wirkt aufgewühlt, er scheint mit dieser Ausgangslage keine rechte Freude zu haben, dennoch muss er sich der Situation stellen. „Grundsätzlich wollen wir jedes Spiel gewinnen. Jetzt müssen wir es auch.“

Anlass zur Entspannung könnte für Guardiola der Blick auf die Klubstatistik liefern. Der Verein von David Alaba ist in seiner langen Europacup-Historie erst einmal nach einem 0:0 im Auswärts-Hinspiel ausgeschieden.

Das geschah 1981 gegen Liverpool im Halbfinale des Meistercups. Das Rückspiel in München endete damals 1:1, Liverpool zog wegen des Auswärtstors ins Endspiel ein. In den übrigen fünf Fällen kamen die Bayern dagegen jeweils weiter.

Für Schachtar-Trainer Mircea Lucescu sind die Münchner zudem haushoher Favorit. „Bayern ist das im Moment stärkste Fußballteam der Welt“, lautet die Meinung des 69-jährigen Rumänen, der aber trotzdem an die Sensation der „Privat-Seleção“ von Mäzen Rinat Achmetow glaubt. Dreizehn Brasilianer stehen in seinem Aufgebot, und er verstehe es, sie trotz der heiklen Lage in der Ukraine bei Laune zu halten. Der Klub logiert und trainiert in Kiew, Spiele werden in Lemberg ausgetragen, von den Unruhen bekomme kaum einer etwas mit. Und spielerisch könne man es mit jedem Klub aufnehmen, Lucescu sagt provokant: „Fußball folgt nicht den Regeln der Logik. Es kann immer alles passieren!“ Zumindest ist bei Schachtar zuletzt nichts Unerwartetes eingetroffen. Seine Mannschaft ist seit nunmehr sieben Pflichtspielen ohne Niederlage.

Der gelassene Portugiese

Chelsea, Spitzenreiter der englischen Premier League, geht ebenfalls topvorbereitet ins Rückspiel. Mourinho hatte eine ganze Woche lang Zeit, seine Mannschaft perfekt auf Frankreichs Meister einzustellen; FA-Cup und andere Liga-Termine verhalfen zu einer ungewohnten Pause. Im Vorjahr haben die Londoner nach einer 1:3-Auswärtsniederlage das Heimspiel gegen Paris 2:0 gewonnen und so bei 3:3 aufgrund der Auswärtstorregel den Einzug ins Halbfinale fixiert.

Diesmal ist Chelsea in der komfortablen Ausgangslage, das Spiel keineswegs machen zu müssen, die Blues werden geduldig auf die Konterchance warten. PSG-Coach Laurent Blanc fordert daher Effizienz im Torabschluss von Zlatan Ibrahimović und Co., denn wirklich viele Chancen werden sich an der Stamford Bridge nicht bieten. „Wir müssen genau so effektiv sein wie Chelsea im Hinspiel“, erinnerte Blanc daran, dass die Blues laut Statistik nur einen Torschuss verzeichnet hatten. Es war das 1:0 durch Branislav Ivanović. Mourinho interessieren Blicke in die Vergangenheit nicht, er pflegt seinen eigenen Stil. „Wir werden sehen, mit welcher Taktik wir ins Spiel gehen werden.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2015)

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