Champions League: Mit dem Geist des WM-Triumphes

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Juventus will in Dortmund, dem WM-Stadion von 2006, der Squadra Azzurra nacheifern. Barcelona hat gegen Manchester City Großes vor – die Generalprobe für den Clásico.

Dortmund. Große Spiele haben zumeist auch tief reichende Wurzeln. Das Gros aller Klubs, die sich in der Champions League versuchen, ist bekannt, die meisten Spieler kennen sich. Auch gibt es der Anekdoten sonder Zahl, wenn es darum geht, alte Duelle vor Neuauflagen aufzuwärmen. Über Tore, Fouls – Stadien. Ähnliches dachten sich nun wohl auch die Verantwortlichen von Juventus Turin. Die „Alte Dame“ ist heute in Dortmund (20.45 Uhr, ZDF) zu Gast, es steigt das Achtelfinalrückspiel. Turin gewann das Heimspiel mit 2:1 und suchte trotzdem nach einer kleinen Extramotivation.

„Inspiration für Mittwochabend gewünscht?“, schrieb Italiens Rekordmeister also auf seiner Internetseite und erinnerte an die „Helden des Westfalenstadions“, die einst mit einem 2:0 im WM-Halbfinale das Sommermärchen 2006 von Gastgeber Deutschland in Dortmund abrupt beendeten und wenige Tage später selbst den vierten WM-Titel für Italien geholt hatten. Der Geist vom WM-Triumph diente als (simple) Einstimmung, obgleich viele Protagonisten von einst nicht dabei sind.

„Es wird kein Spaziergang“

Einige der Helden von 2006 sind auch längst in die Jahre gekommen. Gianluigi Buffon, 37, ist nicht mehr der überragende Rückhalt im Juventus-Tor. Andrea Pirlo, 35, der vor knapp zehn Jahren mit einem feinen Dribbling in der Verlängerung die Vorlage zum vorentscheidenden 1:0 (durch Fabio Grosso) gegeben hat, fehlt wegen einer Wadenverletzung. Alessandro Del Piero, er schoss das 2:0, hat Juventus längst verlassen. Er spielt nach einem Gastspiel in Sydney nun in Delhi.

Trotzdem trat Juventus die Reise nach Dortmund durchaus selbstbewusst an. In der Seria A hat der Verein bei 14 Punkten Vorsprung den nächsten Scudetto, den Meistertitel, quasi sicher. Das 2:1 aus dem Heimspiel gibt auch noch etwas Rückhalt, für gewöhnlich genügte das italienischen Teams zumeist. Mauern, Stillstand rund um den eigenen Strafraum, Warten, keinerlei Initiative. In der Gegenwart hat diese üble Form des Fußballs, bekannt als Catenaccio, ausgedient. Tore, Angriff, Witz, Bewegung, „ich will ein Tor von uns sehen“, sagt Juve-Trainer Massimiliano Allegri. Ein Tor würde aber auch dem BVB genügen für den dritten Viertelfinaleinzug in Serie.

Juventus zeigt auch gehörig Respekt vor Dortmund. „Gazzetta dello Sport“ warnte mit Blick auf die Fans: „Nicht nur Klopp oder Reus. In Dortmund spielt man gegen eine gelbe Wand.“ „Corriere dello Sport“ schrieb: „Es wird kein Spaziergang für Dortmund, aber die Gründe, warum sich Juventus Sorgen machen sollte, fehlen auch nicht.“ Dazu gehört, dass neben Pirlo auch Stefano Sturaro oder Verteidiger Paolo De Ceglie wegen Verletzungen ausfallen. Kleinere Sorgen bereitet der französische Nationalspieler und Nachwuchsstar Paul Pogba, der wegen Ermüdungserscheinungen beim Training Anfang der Woche vorzeitig passen musste. Ganz zu schweigen von der Erholung der Dortmunder, die etwaige Abstiegsängste längst hinter sich gelassen haben.

„Ich bin davon überzeugt, dass Juventus stärker ist“, sagt etwa Marcello Lippi, der als Trainer 1995/96 mit den Bianconeri die Champions League gewonnen hat, der Zeitung „La Stampa“. „Nach einer absoluten Dominanz in Italien seit vier Jahren muss der Klub nun jedoch versuchen, international zu wachsen.“ Doch so blumig die Wünsche und so schön die Erinnerungen an den Dortmunder Rasen auch sein mögen, mit Dortmund hat der italienische Serienmeister durchaus auch schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht. 1997 verlor die Mannschaft – mit Superstar Zinedine Zidane – das Champions-League-Finale gegen in München klar mit 1:3.

Barcelona: Erst City, dann Real

Auch im Camp Nou folgt die Neuauflage eines Klassikers, Barcelona empfängt Manchester City und einmal mehr hat Englands Meister schlechte Karten. Die Katalanen siegten im Hinspiel mit 2:1, dass Messi einen Elfer samt Kopfball vergeben hatte, sorgte für mehr Aufsehen als die ganze Partie. Jetzt trifft der Argentinier wieder, zuletzt zweimal gegen Eibar in der Liga. Gerade rechtzeitig, es warten große Gegner: Manchester und am Sonntag im Clásico Real Madrid.

City-Trainer Manuel Pellegrini ist vorgewarnt. Er hat eine Horrorstatistik, wenn es um Barcelona geht. Villareal, Real und Malaga – in neun Jahren in der spanischen Liga schaffte er nur vier Siege.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2015)

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