Der Niedergang des englischen Fußballs

SOCCER - PL, Chelsea vs Southampton
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Mit dem FC Everton verabschiedete sich in der Europa League der letzte englische Klub aus dem Europacup. Für Köln-Verteidiger Kevin Wimmer ist der Wechsel zu Tottenham Hotspur dennoch ein Aufstieg.

London/Wien. Seit dem Triumph des FC Chelsea in der Europa League 2013 ist Englands Fußball auf internationaler Bühne ohne Titelgewinn. Auch in dieser Saison stehen die Klubs aus dem Mutterland des Fußballs mit leeren Händen da, das Abschneiden im Europacup gleicht sogar einer leisen Bankrotterklärung. Die Viertelfinale gehen ohne englische Beteiligung über die Bühne. In der Champions League haben sich unter der Woche Manchester City (gegen Barcelona) und Arsenal (gegen Monaco) verabschiedet, am Donnerstag folgte in der Europa League mit Everton der allerletzte Vertreter.

Der Abstand der Inselklubs zur europäischen Spitze wächst rasant, in Englands Medienlandschaft war dies am Tag nach dem besiegelten Desaster allerdings kein großes Thema. Lieber widmete man sich der geliebten Premier League. Stürmerlegende und TV-Experte Gary Lineker konnte sich einen Seitenhieb auf Twitter allerdings doch nicht verkneifen. „Kein Premier-League-Klub im Europacup vertreten? Die beste Liga der Welt?“

Vielleicht erlebt sie ja durch die Verpflichtung von Köln-Verteidiger Kevin Wimmer einen Aufschwung. Der ÖFB-Teamspieler soll laut übereinstimmenden Medienberichten im Sommer für sechs bis sieben Millionen Euro zu Tottenham Hotspur wechseln. Ein lukratives Geschäft für Köln, das 2012 nur rund 250.000 Euro Ablöse an den LASK gezahlt hat.

Evertons Leid war Donnerstagabend Kiews Freud. Dinamo fertigte das Team aus Liverpool nach einem 1:2 im Hinspiel mit 5:2 ab. Aleksandar Dragović spielte in der Innenverteidigung der Ukrainer durch und hinterließ einen starken Eindruck. 60.000 Zuschauer sahen im Olympia-Stadion eine spektakuläre Begegnung mit nicht weniger als vier Aluminiumtreffern und mehr als 30 Torschüssen. „Unter dem Strich haben wir uns den Aufstieg absolut verdient“, meinte Dragović nach dem Schlusspfiff. „Es war eine unglaubliche Partie, wir haben Moral und brutalen Kampfgeist gezeigt und sehr vieles sehr gut gemacht. Ein ganz spezieller Abend . . .“

Kiew bekam im Viertelfinale Florenz zugelost, das sich im rein italienischen Duell gegen AS Roma mit 3:0 (Gesamt 4:1) behaupten konnte. Der Zweitplatzierte der Serie A erwischte einen rabenschwarzen Tag, schon nach 22 Minuten und drei Gegentreffern war die Lage im heimischen Stadion aussichtslos. Etliche enttäuschte Fans der Roma haben zur Halbzeit bereits ihre Plätze verlassen. Die Statistik spricht eine klare Sprache zugunsten der Fiorentina. In 18 Duellen mit italienischen Klubs gab es bisher nur zwei Siege für Dinamo Kiew. Zudem hat Florenz von seinen jüngsten 17 Pflichtspielen nur eines verloren.

Dragović ist neben David Alaba bei Bayern der letzte verbliebene ÖFB-Vertreter im Europacup. Veli Kavlak ereilte mit Besiktas Istanbul große Ernüchterung – 1:3 zu Hause gegen FC Brügge. (cg)

EUROPA LEAGUE

Achtelfinale: Dinamo Moskau – Napoli 0:0 (Gesamt 1:3), Dinamo Kiew – Everton 5:2 (6:4), Roma – Fiorentina 0:3 (1:4), Inter – Wolfsburg 1:2 (2:5), Besiktas – Brügge 1:3 (2:5), Sevilla – Villarreal 2:1 (5:2), Torino – St. Petersburg 1:0 (1:2), Ajax – Dnipro 2:1 n. V. (2:2, Aufstieg Dnipro).
Viertelfinale: Sevilla – St. Petersburg, Brügge – Dnipro, Dinamo Kiew – Fiorentina, Wolfsburg – Napoli.
Spieltermine: 16. und 23. April.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2015)

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