EM-Qualifikation: Der „Fußballopa“ aus dem Fürstentum

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Mario Frick ging jahrelang in der Serie A auf Torjagd, nun dirigiert er als mittlerweile 40-jähriger Spielertrainer eines Viertligisten die Abwehr des Liechtensteiner Nationalteams. Sein Karriereende ist weiter nicht in Sicht.

Die Falten in seinem Gesicht sind Zeugen der Zeit. Mario Frick befindet sich auf der Zielgeraden seiner Karriere. Mit 40 Jahren zählt er unbestritten immer noch zu den besten Fußballern Liechtensteins, ist Führungsfigur und Kapitän. Teamchef Rene Pauritsch sagt: „Mario ist mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld.“

Im heutigen Spiel der EM-Qualifikation gegen Österreich (20.45 Uhr, live in ORF eins) wird Frick als Abwehrchef eine besonders eminente Rolle spielen. Er soll dem Liechtensteiner Spiel die notwendige Ruhe injizieren, bei Angriffen der Österreicher, die gewiss sind, für Ordnung sorgen. Im Strafraum wird der Routinier mit Marc Janko Bekanntschaft machen. Frick, selbst ernannter Fußballfreak, kennt die Qualitäten des Sydney-Angreifers. „Janko ist kopfballstark und torgefährlich. Allein werde ich ihn nicht aufhalten können.“

Mario Frick ist bis dato der einzige Fußballer internationalen Rangs, den das kleine, rund 38.000 Einwohner zählende Liechtenstein hervorgebracht hat. Er kennt die große Fußballbühne, kann auf neun Jahre Erfahrung in Italien verweisen, absolvierte mehr als 100 Spiele in der Serie A. Er trug das Dress von Hellas Verona und AC Siena, die Fans des Calcio lagen ihm zu Füßen. Das Haus zu verlassen ohne erkannt zu werden – ein undenkbares Szenario. Es sind Erinnerungen eines gelernten Stürmers an vergangene, glorreiche Tage. „In Italien“, sagt Frick, „ist Fußball eine Religion. In Liechtenstein ist er nur eine Nebenbeschäftigung.“

Immer, wenn Frick sein Land vertrat, tauchte er in ein Paralleluniversum ein. Statt vor zig tausenden Fans lief er oftmals nur vor ein paar hundert Zaungästen auf. Spiele mit dem Nationalteam glichen stets einer skurrilen Angelegenheit. „Zum Teil waren sie sogar deprimierend“, gesteht er im Gespräch mit der „Presse“. Auch deshalb fühlte sich Frick in seiner Heimat zu keinem Zeitpunkt wie ein Star. „Man hat mir nie das Gefühl gegeben, ein solcher zu sein.“

Wenn er nur aufhören könnt'

Im bereits fortgeschrittenen Alter von 34 Jahren kehrte Frick Italien den Rücken, nach zwei Engagements in der Schweiz schloss er sich 2011 seinem Liechtensteiner Stammverein FC Balzers an. Mittlerweile fungiert er dort als Spielertrainer, hält sich in der vierthöchsten Spielklasse für seine Agenden im Nationalteam fit. An fünf Tagen pro Woche steht Frick weiterhin auf dem Rasen. Zusätzlich legt er Wert auf regelmäßiges Krafttraining, „sonst könnte ich auf Nationalteamebene nicht mehr mithalten“. Auf dem Papier hat Frick den Status eines Amateurs, gefühlt ist er aber immer noch ein Vollprofi. Warum er mit bald 41 Jahren sämtliche Strapazen noch auf sich nimmt? Frick verweist auf seine beiden Söhne, 13 und 17. „Ich will ihnen zeigen, was mit großem Willen alles möglich ist.“

Das Liechtensteiner Nationalteam stellt nur sieben Profis, sonst leisten Handwerker oder Bankangestellte ihren Beitrag. Das interne Leistungsgefälle sei dennoch nicht allzu groß, eher sei die physische Komponente das Problem. „Nach 60 Minuten neigt sich der Tank der Amateurkicker dem Ende zu.“ Natürlich liebäugelt Frick insgeheim mit einer Überraschung gegen Österreich, er bleibt dennoch Realist. „Vieles hängt von den Österreichern ab. Wenn sie nicht sofort ins Spiel finden, steigen natürlich unsere Chancen. Wir wollen ihnen das Leben so schwer wie möglich machen.“

Das Kräftemessen im Rheinpark-Stadion zu Vaduz ist seit Monaten mit knapp 6700 Zuschauern ausverkauft. Das Gros der Fans wird allerdings aus Österreich kommen. „Ich erwarte ein Auswärtsspiel“, sagt Mario Frick, der auf eine Reaktion des Liechtensteiner Anhangs hofft. „In unserem kleinen Land kennt fast jeder jeden, man schämt sich fast für seine Emotionen. Wir sind schon ein spezielles Volk.“ An ein Ende seiner Teamkarriere denkt Frick nicht. „Solange mich der Teamchef braucht, bin ich bereit.“

Info

Gruppe G 5. Spieltag

1. Österreich 4 3 1 0 5 2 10
2. Schweden 4 1 3 0 5 3 6
3. Russland 4 1 2 1 6 3 5
4. Montenegro 4 1 2 1 3 2 5
5. Liechtenstein 4 1 1 2 1 6 4
6. Moldau 4 0 1 3 2 6 1

Liechtenstein – Österreich, Vaduz, Rheinpark Stadion, SR Zwayer (GER), 20.45 Uhr (ORF1)

Liechtenstein: Jehle; Quintans, Frick, Kaufmann, Oehri; Polverino, Hasler, Wieser, Christen; Burgmeier, Salanovic.

Österreich: Almer; Klein, Dragovic, Hinteregger, Fuchs; Baumgartlinger, Alaba; Harnik, Junuzovic, Arnautovic; Janko.

Weiters: Moldau - Schweden, Montenegro - Russland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2015)

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