Spaniens Nationalelf kommt nicht in Schwung

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Nach dem 0:2 in Amsterdam gehen in Spanien die Wogen hoch. Portugal blamierte sich gegen die Ex-Kolonie Kap Verde.

Spaniens Fußball-Nationalelf gleicht weiter einer Baustelle. Der bereits bei der WM im vergangenen Sommer enttäuschende Europameister kommt nach dem im Herbst eingeleiteten Umbruch nicht in Schwung. Vier Tage nach dem mageren 1:0 in der EM-Qualifikation gegen die Ukraine setzte es am Dienstag in Amsterdam eine 0:2-Niederlage gegen die Niederlande.

Für die "Roja" war es die dritte Pleite in einem Freundschaftsspiel in Folge nach 0:1-Niederlagen gegen Weltmeister Deutschland und Frankreich. Der nächste Rückschlag gegen den schwächelnden WM-Dritten ließ in der Heimat die Wogen hoch gehen. "Die Nationalelf ist kaputt", beklagte die Zeitung "El Mundo": "Sie erinnert nicht mehr im Geringsten an das, was sie einmal war."

Viel hatten sich die Spanier vor dem Spiel in Amsterdam vorgenommen. Revanche sollte es geben für das 1:5-Debakel gegen "Oranje" in der WM-Gruppenphase. Bereits nach etwas mehr als einer Viertelstunde lagen die Niederländer aber durch Tore von Stefan de Vrij (13.) und Davy Klaassen (15.) mit 2:0 voran.

Trainer Vicente del Bosque befürchtete, wie er nach der Partie einräumte, gar ein weiteres Fiasko. Er musste sich vorhalten lassen, planlos Ersatzspielern zu einem Länderspieleinsatz verholfen zu haben. "Wir suchen nach einer neuen Nationalelf und sollten keine Ausflüge für die Seleccion veranstalten", lästerte daraufhin die Sportzeitung "As". Del Bosque nahm seine Mannschaft hingegen in Schutz.

"Das Einzige, was uns fehlte, waren die Tore. Aber alle großen Fußballer haben einmal klein angefangen", betonte der 64-jährige Trainer, der weiter die richtige Mischung für die EM-Endrunde in Frankreich 2016 sucht. Verteidiger Gerard Pique sah das Spiel ebenfalls als gelungenen Test. "Wir sind Zweiter in der EM-Qualifikation, diese Spiele dienen zum Experimentieren", betonte der Barcelona-Profi.

Bei den Niederländern verschaffte der Erfolg Trainer Guus Hiddink etwas Luft. "Durch diesen Sieg sitzt jeder wieder fester im Sattel", meinte Kapitän Wesley Sneijder erleichtert. Hiddink selbst gab sich nach wie vor unberührt von dem Sturm der Kritik der vergangenen Tage. "Nein, von meiner Schulter ist keine Last gefallen", behauptete der Bondscoach trotzig.

Ihn verärgerten eher die Schmähungen gegen Spaniens Andres Iniesta. Der in der Schlussviertelstunde eingewechselte Goldtorschütze vom WM-Finale 2010 zwischen den beiden Teams wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. "Die Fans sollten sich schämen", meinte Hiddink.

Blamage für Portugal

Italien blieb unter Antonio Conte mit einem 1:1 in Turin gegen England auch im achten Spiel ungeschlagen. Die Ehrenrunde an alter Wirkungsstätte genoss der ehemalige Juventus-Trainer ganz besonders. Lächelnd und winkend ließ sich Conte von den Fans feiern, für ihn war es nach zuletzt heftigen Kritik auch eine Art Versöhnung mit den Anhängern.

Das 2:2 in der EM-Qualifikation in Bulgarien und der vermeintliche Kreuzbandriss von Claudio Marchisio hatten Conte zahlreiche Vorwürfe eingebracht - auch von seinem Ex-Verein. Nach dem überzeugenden Unentschieden gegen England war das vergessen. "Conte gewinnt, Italien fast", titelte die "Gazzetta dello Sport". Der Teamchef selbst trauerte der Chance auf den Prestigesieg nach: "Schade, weil wir gute Möglichkeiten gegen eine starke Mannschaft hatten", meinte Conte.

Portugal blamierte sich mit einer B-Garnitur gegen Kap Verde. Die Kicker des verarmten westafrikanischen Inselstaates schlugen beim 2:0 in Estoril erstmals die frühere Kolonialmacht. Während Kommentatoren und Fans in Portugal die Pleite als "Schande" bezeichneten, löste der Sieg der "blauen Haie" im fernen Praia, der Hauptstadt von Kap Verde, Jubel aus. "Die Spieler haben unser Land mit Stolz erfüllt", sagte Staatspräsident Jorge Carlos Fonseca.

Dabei ist Kap Verde kein Fußballzwerg mehr. In der Weltrangliste kletterte die Mannschaft des portugiesischen Trainers Rui Aguas auf Platz 38 und ließ damit Teams wie Schweden (45.) hinter sich. Dass der Weltranglisten-Siebente Portugal Weltfußballer Cristiano Ronaldo, Pepe und andere Stammkräfte schonte, trat der Freude beim Sieger keinen Abbruch. "Meine Landsleute müssen mich schon entschuldigen, aber wir sind superglücklich", frohlockte Aguas.

(APA)

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