Alaba zog sich gegen Bosnien und Herzegowina einen Innenbandriss im linken Knie zu und fällt mehrere Wochen aus. Ein Einsatz im Quali-Spiel gegen Russland am 14. 6. ist fraglich.
Wien. Das Unglück ereignete sich wenige Minuten vor dem Pausenpfiff im Freundschaftsspiel zwischen Österreich und Bosnien und Herzegowina (1:1) im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Die Situation wirkte praktisch geklärt, der Ball, dem David Alaba nachlief, verloren. Was folgte, war ein folgenschwerer Zweikampf mit Ermin Bičakčić – der Bosnier fiel unglücklich auf das linke Knie des 22-Jährigen. Alaba verließ leicht humpelnd den Rasen, „er hat gleich gespürt, dass etwas im Knie nicht stimmt“, sagte Teamchef Marcel Koller. Alabas erster Eindruck sollte ihn nicht täuschen. Eine Untersuchung bei Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München brachte die bittere Erkenntnis: Innenbandriss im linken Knie, rund sieben Wochen Pause.
Alaba ist in der laufenden Saison wahrlich nicht vom Glück begünstigt. Der Wiener hat sich erst im vergangenen November einen Teilriss des Innenbandes sowie eine Meniskusverletzung im rechten Knie zugezogen, ist mehrere Wochen ausgefallen. „Ich bin jetzt natürlich tieftraurig“, sagte Alaba, der in erster Konsequenz für 14 Tage einen Gips tragen muss. Danach bekommt er eine Schiene, in rund vier Wochen, so der Plan, soll das Aufbautraining beginnen. Der Allrounder verpasst damit nicht nur den Bundesligaschlager gegen Dortmund am Samstag, ihm droht sogar das Saisonende. Zumindest erwartet ihn ein erbitterter Wettlauf gegen die Zeit.
Das Champions-League-Finale, so es Bayern erreicht, findet am 6. Juni statt, acht Tage später trifft das ÖFB-Team in der EM-Qualifikation in Moskau auf Russland. Alaba gibt sich kämpferisch: „Ich habe ein großes Ziel vor Augen. Ich will beim Saisonfinale wieder dabei sein.“
Lieber Training statt Testspiel
Koller hat schon im Heimspiel gegen Russland (1:0) auf Alaba verzichten müssen, in zweieinhalb Monaten könnte es in der Otkrytije-Arena zu einem Déjà-vu kommen. Mit oder ohne Alaba soll dort der nächste Schritt zur EM 2016 gelingen. „Es wird eine ganz gute Leistung notwendig sein, damit wir etwas mitnehmen können. Aber ich habe keine Bedenken, dass irgendetwas nicht so laufen könnte, wie wir uns das vorstellen“, meint Koller. Die ersten Spieler werden voraussichtlich schon am 2. Juni, also zwölf Tage vor dem Match, ins ÖFB-Camp einrücken. Einige könnten ob des ÖFB-Cup-Finales (3. Juni) verspätet anreisen, dem Schweizer wird jedenfalls sein Stamm zur Verfügung stehen. Testspiel wird es vor dem Showdown in Moskau keines geben, Koller präferiert intensive Trainingstage. Er sagt: „Es ist uns wichtig, dass wir uns gut auf Russland vorbereiten.“
Seine Spieler warnt der Teamchef davor, nach dem Saisonende bei ihren jeweiligen Klubs in verfrühte Urlaubsstimmung zu verfallen. „Wir müssen den Fokus halten. Das wird ein richtig geiles Auswärtsspiel, da muss man mit viel Freude und Lust hineingehen, dann kann man etwas bewegen.“ Trotz mäßiger Leistung zeigte sich Koller am Tag nach dem Spiel gegen Bosnien und Herzegowina durchaus zufrieden. „Es war ein schwieriges Spiel, ein guter und wichtiger Test“, befand der 54-Jährige, der sich allerdings eingestehen musste, dass kaum jemand aus der zweiten Garde Eigenwerbung betrieb – Kevin Wimmer und Ramazan Özcan stellten Ausnahmen dar.
Schon in der ersten Halbzeit waren flüssige Aktionen rar gesät, mit den Auswechslungen von Alaba und dem Torschützen Marc Janko litt die Qualität weiter. „Das war das letzte Spiel, um nochmals etwas zu testen“, erklärte Koller, der für den internen Klasseunterschied Verständnis zeigte. „Das ist normal, wenn das Gerüst fehlt.“ An die ÖFB-Team-Reservisten richtete er dennoch einen deutlichen Appell: „Jeder muss weiter an sich arbeiten und darf nicht zufrieden sein, nur weil er jetzt ein Länderspiel gemacht hat.“
ÖFB-FAHRPLAN IN DER EM-QUALIFIKATION
14. Juni: Russland – Österreich
5. September: Österreich – Moldau
8. September: Schweden – Österreich
9. Oktober: Montenegro – Österreich
12. Oktober: Österreich – Liechtenstein
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2015)