Klopp verlässt Dortmund: Nicht mehr der perfekte Trainer

Jürgen Klopp
Jürgen KloppAPA/EPA/FRISO GENTSCH
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Überraschend verkündete Jürgen Klopp seinen Abschied vom BVB mit Saisonende. „Für einen Neuanfang muss ein großer Kopf weg.“

Dortmund/Wien. Völlig überraschend hat Jürgen Klopp am gestrigen Mittwoch die vorzeitige Auflösung seines Vertrages mit Borussia Dortmund mit Saisonende bekannt gegeben. „Ich habe immer betont, dass ich es sagen würde, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein bin“, erklärte der 47-Jährige. „Ich habe mich in allen Phasen der langen Zusammenarbeit immer hinterfragt, in den vergangenen Wochen und Tagen konnte ich es nicht klar mit Ja beantworten.“

Der Schritt dürfte sich innerhalb des Klubs wohl bereits länger angedeutet haben. „Wir haben auf Initiative von Jürgen Gespräche geführt und beschlossen, dass der gemeinsame Weg nach sieben Jahren beendet ist“, berichtete BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit glasigen Augen, ehe er Klopp noch einmal innig umarmte. Die Pressekonferenz war kurzfristig anberaumt worden, nachdem ein Bericht der „Bild“-Zeitung Klub und Trainer unter Handlungsdruck gesetzt hatte. So musste sogar die Mannschaft darüber aus den Medien erfahren, erst am Nachmittag trat Klopp vor die Spieler . . .

Die meisten BVB-Fans reagierten bestürzt, hatte Klopp doch mit seiner hochemotionalen Art und markigen Sprüchen seit seinem Amtsantritt 2008 rasch Kultfaktor erlangt. Mit zwei Meistertiteln (2011, 2012), einem Cupsieg (2012) sowie dem Erreichen des Champions-League-Finales (2013) führte er den Klub auch zu sportlichen Höhen. In dieser Saison folgte allerdings der jähe Absturz. Nach extrem schwacher Hinrunde war der BVB zwischenzeitlich sogar Letzter, inzwischen ist man Tabellenzehnter – mit 37 Punkten Rückstand auf Bayern München. Der Europacup ist längst nur noch im DFB-Pokal in Reichweite.

Hindernis für Veränderungen

Mitten in dieser Stabilisierungsphase sorgte Klopp nun für den Paukenschlag. Sein Entschluss habe „nichts mit der sportlichen Situation zu tun“, vielmehr wollte er allen Beteiligten frühzeitig informieren. „Wir haben zuletzt immer wieder darunter gelitten, dass Entscheidungen ziemlich spät gefallen sind und wir nicht mehr reagieren konnten. Diesen Zeitdruck wollte ich nicht aufkommen lassen.“
Die Mannschaft benötige neue Einflüsse, der Name Klopp sei dafür durch die erfolgreiche Zeit bereits zu groß und damit ein Hindernis geworden. „Für einen Neuanfang muss ein großer Kopf weg. Das ist meiner“, sagte Klopp, der im Oktober 2013 seinen Vertrag bis 2018 verlängert hatte. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, „doch man ist Profi“. Für die restliche Saison hat er ein klares Ziel: „Eine fantastische Tabellenplatzierung und noch ein letzter Grund, mit dem Lastwagen auf den Borsigplatz zu fahren.“

Details zu seinen Zukunftsplänen verriet Klopp nicht. Allerdings habe es weder einen Riss zwischen Mannschaft und Trainer gegeben, noch würden die Gerüchte über ein mögliches Burn-out, eine geplante Auszeit oder ein Engagement in einer anderen europäischen Topliga stimmen. „Ich bin nicht müde, auch wenn ich so aussehe, und habe auch keinen Kontakt zu anderen Vereinen. Nichts ist geplant, kalkuliert, taktiert.“ Der schwarz-gelben Welt bleibt er auch nach seinem Abschied erhalten. „Ich habe mir schon drei Dauerkarten gesichert.“

Dennoch begannen nur wenige Minuten nach seinem angekündigten Rücktritt bei Borussia Dortmund bereits die Spekulationen über Klopps Zukunft Klopp. Der 47-Jährige gilt laut britischen Buchmachern etwa als Favorit auf den Trainerjob beim kriselnden englischen Meister Manchester City.

Tuchel möglicher Nachfolger

Auch Dortmund wollte sich zur Nachfolge vorerst noch nicht äußern.Nach Informationen der „Bild“-Zeitung soll die Wahl jedoch bereits auf Thomas Tuchel, früherer Trainer des FSV Mainz 05, gefallen sein. Tuchel hat bereits in Mainz das Erbe von Klopp angetreten und erst kürzlich dem HSV eine Absage erteilt.

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