Champions League: Bayerisches Verteidigungsdesaster

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Für die 1:3-Abfuhr in Porto ist selbst der Bayern-Rumpfkader nur bedingt eine Ausrede. Im Rückspiel ist ein historischer Sieg nötig. Barcelona steht zu 98,5 Prozent im Halbfinale.

Porto/Paris. Absurde Anfängerfehler einzelner Bayern-Spieler wurden vom euphorisierten FC Porto beim 3:1 im Viertelfinalhinspiel der Champions League gnadenlos bestraft. Allen drei Toren der Portugiesen gingen schlimme Patzer von Xabi Alonso, Dante und Jerome Boateng voran. „Wir haben es einfach verbockt“, sagte Torhüter Manuel Neuer, der nach einem klaren Torraub bereits in der zweiten Minute vom Platz hätte fliegen müssen. Bayern-Trainer Pep Guardiola verfolgte das Geschehen nur noch kopfschüttelnd vom Spielfeldrand. „Das ist für das Rückspiel ein schwieriges Ergebnis. Wir werden aber alles versuchen.“

Letztlich war die erste Niederlage der Bayern auf portugiesischem Boden mehr als gerecht. Zwischendurch gelang Thiago zwar der Anschlusstreffer, doch ohne die verletzten Alaba, Ribéry, Robben, Schweinsteiger und Martinez war der FC Bayern ein Schatten seiner selbst. Die Münchner erinnerten an das 0:4-Debakel im Halbfinal-Rückspiel der vergangenen Saison gegen Real Madrid. Wegen der zahlreichen Ausfälle hielt sich der Aufschrei in der Chefetage allerdings in Grenzen.

„Kein Fußballwunder nötig“

„Wir tun gut daran, uns jetzt zu sammeln“, meinte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge mit Blick auf das Rückspiel am Dienstag in München. Dort ist ein historischer Sieg nötig, noch nie sind die Bayern im Europapokal weitergekommen, wenn sie das erste Spiel auswärts mit zwei Toren Unterschied verloren hatten. Den vierten Halbfinal-Einzug in Folge hat man trotzdem noch nicht aufgegeben. „Es wird schwierig, aber nicht unmöglich“, erklärte Kapitän Philipp Lahm. Für Thomas Müller wäre ein 2:0-Sieg kein Fußballwunder: „Wir sind immer noch der FC Bayern und zu Hause eine starke Mannschaft.“ Ähnlich sah es Sportvorstand Matthias Sammer: „Wir müssen uns jetzt ein bisschen schütteln und dürfen nicht die Nerven verlieren.“

Porto bleibt in der laufenden Champions-League-Saison weiter ungeschlagen. Matchwinner bei den Portugiesen war der überragende Ricardo Quaresma, der den frühen Elfmeter verwandelte und die Bayern wenige Minuten später auch noch mit dem 2:0 schockte. Der offenbar geläuterte Exzentriker aus einer Lissaboner Roma-Familie ist vor einem Jahr nach Porto zurückgekehrt, wo er einst die erfolgreichste Zeit seiner Karriere erlebte. In den letzten Jahren hatte der 31-Jährige hingegen mit Misserfolgen und Skandalen bei Inter Mailand, Chelsea und Beşiktaş Istanbul von sich reden gemacht. Zuletzt spielte er in Dubai. „Ich habe in entscheidenden Momenten meiner Karriere falsche Entscheidungen getroffen“, gestand Quaresma inzwischen ein. In dieser Saison hat er sich wieder ins Herz der Fans gespielt. Nach ihrem Triumph über die Bayern haben die Portugiesen jedenfalls eine gute Ausgangsposition. „Wir haben uns eine Situation geschaffen, in der wir träumen können“, sagte Trainer Julen Lopetegui, einst Guardiolas Teamkollege in Barcelona.

Suarez-Doppelpack

Der Ex-Verein des Bayern-Trainers hat das Halbfinale nach einem 3:1 bei Paris St. Germain so gut wie fixiert: Basierend auf historischen Ergebnissen beträgt die Aufstiegswahrscheinlichkeit für Barcelona nun 98,5 Prozent.

Freilich warnt Trainer Luis Enrique dennoch: „Es ist noch nicht zu Ende. Wir haben im Fußball schon alle möglichen Szenarien erlebt.“ Stürmerstar Luis Suarez erzielte wie schon im Achtelfinalhinspiel bei Manchester City einen Doppelpack. Die Hoffnungen der Franzosen ruhen im Rückspiel auf der Rückkehr von Zlatan Ibrahimović.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2015)

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