Marco Reus: Die Führerscheinaffäre weitet sich aus

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Marco Reus zahlte bereits 540.000 Euro Strafe für das Fahren ohne Führerschein. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wieder, denn der Dortmund-Star soll laut Zeugenaussagen öfter als nur sechsmal gefahren sein.

Dortmund. Marco Reus hat neuen Ärger mit der Staatsanwaltschaft. Es werde geprüft, ob der 25-jährige Star von Borussia Dortmund öfter als bisher bekannt ohne Fahrerlaubnis am Steuer gesessen sei, bestätigte eine Sprecherin der Dortmunder Staatsanwaltschaft. Zeugen wollen den deutschen Nationalspieler häufiger dabei gesehen haben. Die Angaben beziehen sich auf mehrere Jahre. Die neuesten Ermittlungen laufen bereits seit Dezember 2014.

Reus erhielt im November 2014 einen Strafbefehl von 540.000 Euro – drei Monatsgehälter netto –, nachdem er sechsmal bei Verkehrskontrollen ohne Führerschein erwischt worden war. Zuvor war er mehrfach bei Geschwindigkeitskontrollen aufgefallen. Da er dabei stets geblitzt wurde, fand keine Führerscheinkontrolle statt, und das fehlende – nie durch eine Prüfung redlich erhaltene – Dokument fiel nicht auf.

Ermittelt wurde aber auch, weil Reus tatsächlich einen gefälschten niederländischen Führerschein vorgezeigt haben soll. Erst ein Datenabgleich mit holländischen Behörden überführte den Fußballer.

Da diese Ermittlungen eingestellt wurden, kamen Vorwürfe auf, wonach es bei der Dortmunder Justiz einen „Promibonus“ gegeben habe. Der CDU-Abgeordnete Peter Biesenbach richtete eine entsprechende Anfrage an Justizminister Thomas Kutschaty (SPD). Er wollte wissen, warum die falschen Papiere nicht zur Anklage kamen und nicht längst ermittelt wurde, ob es mehr Fahrten ohne Führerschein gab.

Diesmal droht die Vorstrafe

Auch die solidarische Haltung des Klubs erntet Kritik. Dortmund-Chef Hans-Joachim Watzke und Trainer Jürgen Klopp stärkten dem Star den Rücken. Reus war 2012 für 17 Millionen Euro von Gladbach zu Dortmund gewechselt. In den drei Spielzeiten entwickelte sich der Offensivspieler zum Leistungsträger und Publikumsliebling. Sein Vertrag wurde bis 2019 verlängert.

Diesmal geht es aber um Fälle, die beim ersten Verfahren eventuell nicht berücksichtigt wurden. Wenn Reus weitere Vergehen nachgewiesen werden – es gilt freilich die Unschuldsvermutung –, droht ihm eine weitaus höhere Strafe. Bisher war er mit 90 Tagessätzen unter der Grenze von 91 geblieben. Ab dieser Marke gilt man in Deutschland als vorbestraft.

Reus nahm als Achtzehnjähriger zwar Fahrstunden, legte jedoch nie eine Prüfung ab. Dann kam seine Karriere 2008 in Fahrt, 2009 wechselte er zu Gladbach in die Bundesliga – ohne Führerschein. Bei jungen Talenten ist das Dasein als Profi zumeist auch mit dem Besitz eines Luxuswagens verbunden. Cristiano Ronaldo und Co. machen es vor, es herrscht offenbar Gruppenzwang auf den Parkplätzen der Vereine. Beim FC Bayern fahren etwa bereits U19-Spieler einen Dienstwagen vom Klubsponsor Audi. Reus, der neben einem Aston Martin auch einen Range Rover besitzt – berichtet zumindest der „Spiegel“ –, sah sich offenbar gezwungen, dieses Spiel mitzumachen.

Dass er erst Jahre, zig Polizeikontrollen und eine satte Geldstrafe später die Führerscheinprüfung erwog, ist höchst fragwürdig. Diese Tatsache „parkt“ abseits, auf einem ganz anderen Spielplatz. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2015)

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