Der vorzeitige Meistertitel ist für den FC Bayern erst der Anfang. Ziel ist das Triple, heute warten im Cup-Halbfinale „auf Krawall gebürstete“ Dortmunder.
München/Wien. Der 25. deutsche Fußballmeistertitel des FC Bayern München ist unter Dach und Fach. Durch das 0:1 des zweitplatzierten VfL Wolfsburg bei Mönchengladbach sind die Bayern vier Runden vor Saisonende mit 15 Punkten Vorsprung nicht mehr von der Spitze zu verdrängen. Trainer Pep Guardiola hatte die rechnerische Gewissheit ohnehin nicht abwarten wollen. „Wir sind schon Meister“, entschied der Trainer bereits am Samstag nach dem 1:0-Heimsieg gegen Hertha. Die endgültige Entscheidung hat er dann auf seinem Sofa miterlebt.
Für den Rekordmeister ist es der dritte Titel in Folge, für den derzeit verletzten ÖFB-Star David Alaba der insgesamt vierte mit den Bayern. Nur das Timing passte in diesem Jahr nicht, noch lebt nämlich die Chance auf das Triple. In der Champions League geht es nach Barcelona und heute wartet vor Heimpublikum im Cup-Halbfinale Dortmund (20.30, live ARD). „Wir können uns deshalb nicht abschießen“, meinte Thomas Müller angesichts der fehlenden Bierduschen.
Keine Blumen für Klopp
Spontane Jubelparty gab es also keine, gefeiert wurde zu Hause mit Mineralwasser statt mit Champagner auf dem Marienplatz. „Schöner ist es, im Stadion Meister zu werden. Es ist schwer, sich auf der Couch zu freuen“, wusste Philipp Lahm schon vor der Gladbacher Schützenhilfe. „Irgendwann werden wir auf dem Rathausbalkon stehen. Und dann geben wir mit unseren Fans Vollgas“, versprach der Kapitän. Am 23. Mai, nach dem Saisonfinale im eigenen Stadion gegen Mainz, dürfte es so weit sein.
Folglich nahm man die Meisterschaft in München eher beiläufig zur Kenntnis. Zu ungefährdet war der Titelgewinn außerdem, die Konkurrenz hat es den Bayern in dieser Saison nicht besonders schwer gemacht. Dortmund kämpfte bis vor wenigen Wochen noch gegen den Abstieg, Schalke betreibt unentwegt Krisenbewältigung und Wolfsburg ging zuletzt der Atem aus. „Es ist ein großer, wichtiger und ehrlicher Titel“, sagte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer dennoch und ergänzte: „Aber man will mehr.“
Heute soll gegen Dortmund der Weg zum nächsten Titel geebnet werden. Die Bayern wollten Jürgen Klopp zum Abschied einen Blumenstrauß überreichen, doch der scheidende Dortmund-Trainer lehnte dankend ab. Er wolle sich nicht mit Blumen weichkochen lassen. Wenn er für ein Cupspiel nach München komme, dann sei er „auf Krawall gebürstet“. Der BVB muss allerdings auf Stammtorhüter Weidenfeller verzichten, Großkreutz, Kehl und Gündogan sind fraglich. „Wenn wir den Pokal wollen, müssen wir Bayern schlagen, egal, ob im Halbfinale oder im Finale. Wir sind total konzentriert“, stellte Klopp klar.
Bei den Bayern könnte Arjen Robben ein Comeback geben. „Wenn er fit ist, wird er spielen“, kündigte Guardiola an. Zu Klopps Abschiedsvorstellung in München meinte der Katalane: „Es war eine große Ehre, gegen ihn anzutreten. Nun haben wir das letzte Spiel – und ich will gewinnen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2015)