Champions League: Höhere Ziele in Turin

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Den vierten italienischen Meistertitel in Serie feierte Juventus kurz, er soll nur eine Zwischenstation sein. Voller Selbstvertrauen empfängt man am Dienstag Real Madrid.

Turin/Wien. Das Kunststück, viermal in Folge Meister zu werden, gelang Juventus Turin am Samstag durch ein 1:0 bei Sampdoria Genua. Eigentlich gab es seit Monaten keinen Zweifel mehr am 31. Scudetto der „Alten Dame“, am Wochenende wurde es amtlich. Sportlich sind in Italien keine Widersacher in Sicht, wirtschaftlich wird Juventus als erster italienischer Klub die Einnahmeschwelle von 300 Millionen Dollar durchbrechen. Meisterparty konnte man sich angesichts des Champions-League-Halbfinalhinspiels am Dienstag (20.45 Uhr, live, Puls4) gegen Real Madrid aber keine gönnen. Dieses Duell wird zeigen, ob der Alleinherrscher in Italien wieder zu den ganz Großen in Europa gehört.

„Es war ein sehr gutes Jahr, um nicht zu sagen, ein außergewöhnliches, aber es ist noch nicht vorbei“, mahnte Trainer Massimiliano Allegri. Gegen Real Madrid akzeptiert er die Außenseiterrolle jedenfalls gern: „Viele haben geglaubt, wir würden schon in der Gruppenphase ausscheiden. Jetzt spielen wir gegen den amtierenden Champion um einen Platz im Finale.“

Defensive als Trumpf

Allegri hat in seiner ersten Saison in Turin alle Erwartungen übertroffen, Juventus hat sogar noch Chancen auf das Triple. „Wir sind unter den besten vier Teams in Europa, haben die Meisterschaft gewonnen und stehen im Finale der Coppa Italia. Niemand hätte zu Beginn der Saison auf uns gewettet“, meinte Allegri.
Für Juventus könnte die eigene Defensive sprechen. In ihren zehn Champions-League-Spielen kassierten die Italiener nur fünf Tore und blieben sechsmal ohne Gegentreffer. Die Verteidiger Giorgio Chiellini, Andrea Barzagli und Leonardo Bonucci spielen sowohl bei Juventus als auch im italienischen Nationalteam seit vier Saisonen zusammen. „Ich denke, wir haben die beste Defensive. Nach so vielen gemeinsamen Spielen verstehen wir uns perfekt“, meinte Bonucci.

Die Frage ist, ob die Turiner Verteidigung auch den Angriffen von Cristiano Ronaldo standhalten kann. Der Portugiese stellte am Wochenende beim 3:2-Sieg von Real Madrid gegen Sevilla mit seinem 25. Liga-Hattrick seine Form unter Beweis. Da die Wade von Gareth Bale wieder genesen ist, fehlt vom königlichen Sturmtrio in Turin einzig Karim Benzema. Der Franzose laboriert noch an einer Knieverletzung und könnte durch Javier Hernández ersetzt werden. Der Mexikaner hatte für den einzigen Treffer im Viertelfinale gegen den ebenfalls defensiv starken Stadtrivalen Atlético gesorgt.

Nun hat Real Madrid die Chance, als erstes Team die Champions League zweimal hintereinander zu gewinnen. Juventus hingegen stand zuletzt vor zwölf Jahren im Halbfinale der Champions League, der Gegner hieß ebenfalls Real Madrid, die Italiener gewannen mit dem Gesamtscore von 4:3. Die einzig verblieben Spieler von damals sind die Torhüter, Gianluigi Buffon (37, Juventus) und Iker Casillas (33, Real).

Pirlos Abschiedsvorstellung?

Ein anderer Routinier denkt über seinen Abschied nach. Für Andrea Pirlo, der nun in vier Spielzeiten bei Juventus vier Meisterschaften gewonnen hat, wäre der Champions-League-Pokal der krönende Abschluss. „Danach könnte ich mir vorstellen, Italien zu verlassen“, sagte der 35-Jährige. Er habe jedoch nicht die Absicht, seine Karriere zu beenden: „In Italien wird Juventus mein letzter Klub sein, dann könnte ich ins Ausland wechseln. Ich habe noch Lust, weiterhin Fußball zu spielen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2015)

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