Champions League: FC Messi ist nicht Porto oder Donezk

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Nach der 0:3-Demontage in Barcelona braucht der FC Bayern im Halbfinalrückspiel das oft zitierte Fußballwunder. Pep Guardiola bleibt, David Alaba will wieder trainieren.

München/Wien. „Oh, Jungs. Ich habe es 200 Millionen Mal gesagt an der Säbener Straße. Ich habe noch ein Jahr Vertrag und werde nächste Saison hierbleiben. Das ist alles.“ Etwas genervt dementierte Pep Guardiola die Wechselgerüchte, die besagten, er würde in der nächsten Saison zu Manchester City wechseln. Der Katalane könnte sich aus dem Staub machen, hieß es, schließlich herrscht in München so etwas wie eine sportliche Krise: Die letzten vier Spiele wurden allesamt verloren, darunter die denkwürdige 0:3-Niederlage bei der großen Lionel-Messi-Show im Halbfinalhinspiel der Champions League in Barcelona.

Allen Erfahrungen nach ist das Finale für die Bayern nun nicht mehr zu erreichen. Barcelona ist noch nie nach einem Hinspielsieg im eigenen Stadion mit drei Toren Differenz ausgeschieden. „Wir werden erstmal Fußball spielen und dann sehen, was herauskommt“, meinte Guardiola angesichts der geringen Chancen im Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr, live ZDF). Überhaupt überwog der Eindruck, an der Säbener Straße glaube niemand so recht an Fußballwunder. Zu schwer wiegt diese unheimliche Münchner Verletzungsserie, begleitet vom Ärztestreit mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Barcelona ist außerdem nicht der FC Porto oder Schachtar Donezk, gegen die den Bayern nach einer Niederlage und einem Remis mit anschließenden Kantersiegen in der Allianz-Arena (6:1 und 7:0) noch der Aufstieg gelang.

Eine weitere solche „magische Nacht“, wie sie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge genannt hat, ist nicht zu erwarten, zumal die Woche für Barcelona nicht schlecht gelaufen ist. In der Liga feierten die Katalanen gegen Real Sociedad einen ungefährdeten 2:0-Sieg. Und weil Real Madrid gegen Valencia patzte (2:2), liegen Messi, Neymar, Suárez und Co. zwei Runden vor Schluss vier Punkte vor dem ewigen Rivalen. Die Meisterschaft ist in Reichweite, das Triple noch möglich.

Die Bayern hingegen unterlagen am Wochenende 0:1 gegen Augsburg. Ein unnötiger Kräfteverschleiß, da der Meister nach dem Ausschluss von Torhüter Pepe Reina fast achtzig Minuten in Unterzahl spielen musste. Dennoch sei die Mentalität kein Problem, war sich Guardiola sicher. Auch Thomas Müller, dessen überraschende Auswechslung im Camp Nou für viel Gesprächsstoff gesorgt hatte, gab sich kämpferisch: „Die Jungs wollen, der Trainer will. Wir glauben daran, bis der Schiedsrichter abpfeift.“

Nach dem klaren Bekenntnis von Guardiola zu den Bayern werden spätestens mit diesem Abpfiff am Dienstagabend die Vorbereitungen für sein drittes Jahr in München beginnen. Gut möglich, dass die Bayern von ihren Maximalansprüchen, die 2013 von Jupp Heynckes mit dem Triple gesetzt wurden, abrücken müssen. „Ich bin nicht hier, um der beste Trainer der Welt zu sein. Ich bin ein glücklicher Mensch, ich habe alles gewonnen“, antwortete Guardiola jedenfalls auf die Frage, was denn das Champions-League-Aus gegen seinen Exklub für seine Reputation bedeuten würde.

Alaba und das 4:0

Trotz aller Beteuerungen von Siegeswillen und Kampfgeist scheint in München das dritte Gegentor im Hinspiel jegliche Träume von einer weiteren magischen Nacht zerstört zu haben. Dazu fehlen mit Franck Ribéry, Arjen Robben und David Alaba die Offensiv-Optionen. Österreichs Fußballstar will sechs Wochen nach seinem Innenbandriss im linken Knie nun wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. „Es ist wirklich sehr gut verheilt, der Doktor ist zufrieden, auch der Physiotherapeut“, erklärte Alaba, dessen Vertrag bei den Bayern noch bis 30. Juni 2018 läuft.

Der Wiener glaubt, zum Champions-League-Finale am 6. Juni in Berlin wieder fit zu sein. Für den Einzug brauchte man am Dienstag vier Tore. Alaba sagt: „Wir wollen zeigen, dass wir der FC Bayern sind. Ich hoffe auf ein 4:0.“

Auf einen Blick

Der FC Bayern will am Dienstag im Halbfinalrückspiel der Champions League das Fußballwunder in Angriff nehmen (20.45, live ZDF). Nach dem 0:3 in Barcelona ist man sich in München aber der geringen Chancen bewusst.
Pep Guardiola, zuletzt mit Manchester City in Verbindung gebracht, wird auch nächste Saison Bayern-Trainer bleiben.

David Alaba steigt sechs Wochen nach seiner Knieverletzung wieder ins Mannschaftstraining ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2015)

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