Großes Zittern vor dem finalen Höhepunkt im Abstiegskampf

Die vorletzte Runde hat den Tabellenkeller durchgemischt, Martin Harnik könnte die Stuttgarter "Affenbande" erlöst haben. Ingolstadt fixiert den Aufstieg.

Stuttgart. Nach der 33. Runde der deutschen Bundesliga ist noch kein Klub endgültig abgestiegen, zwischen dem 13. und dem Tabellenschlusslicht liegen nur vier Punkte. Gleich sechs Mannschaften sind am letzten Spieltag noch in den spannendsten Abstiegskampf der Bundesliga-Geschichte verwickelt. Gute Aussichten auf den Ligaverbleib hat Stuttgart mit Martin Harnik und Florian Klein.

Die Schwaben sind der große Gewinner des vorletzten Spieltages. Harniks Siegtreffer zum 2:1 gegen den HSV feierten die Stuttgarter mit einem Affentanz. Der ausgefallene Torjubel war eine Replik auf die Standpauke von Trainer Huub Stevens. Der Holländer hat seinen Spielern im Training den Kopf gewaschen. „Ihr seid Affen, das seid ihr!“, hatte Stevens geschrien. „Das ist doch schön. Es muss doch Spaß machen“, sagte Stevens nach dem Spiel zum Torjubel seines Teams und verwies darauf, dass der Ausdruck im Niederländischen „ganz harmlos“ sei. Harnik teilt diesen Eindruck nicht. „Es war einer der wenigen Momente, in denen ich sprachlos war“, sagte der 27-Jährige. „Er hat sich in der Wortwahl vergriffen, aber wir haben es verziehen.“

Die nun auf dem Relegationsrang (16.) liegenden Stuttgarter fahren am kommenden Wochenende zum lang ersehnten „Endspiel“ gegen den Tabellenletzten Paderborn, der bei Schalke durch ein Last-minute-Eigentor 0:1 verlor. Mit einem Sieg wäre Stuttgart auch in der kommenden Saison erstklassig.

Bayern ausgelaugt

Der HSV hingegen wankt bedenklicher denn je. Nach der Niederlage in Stuttgart liegen die Hamburger an der 17. Stelle und können den Klassenerhalt nicht mehr aus eigener Kraft schaffen. „Wir haben es nun nicht mehr in der eigenen Hand, das fühlt sich beschissen an“, schimpfte HSV-Keeper René Adler. Die Mannschaft um Trainer Bruno Labbadia ist nun zu Hause gegen Schalke zum Siegen verdammt.

Auch noch nicht gerettet ist die Hertha. Die Berliner kamen zu Hause gegen Frankfurt nicht über ein torloses Remis hinaus. Dabei hätte ein Mann die Hertha von allen Abstiegssorgen erlösen können. Stürmer Salomon Kalou stand in der 54. Minute allein vor dem Frankfurter Torhüter. Statt den Ball vorbeizuschieben, wollte er einen lässigen Heber anbringen und scheiterte damit kläglich. Trainer und Kapitän reagierten verärgert, Hertha-Tormann Thomas Kraft sprach gar von „blinden Stürmern“.

Den Klassenerhalt selbst in der Hand hat Hannover nach einem 2:1-Sieg in Augsburg. Im direkten Duell wartet am kommenden Wochenende Freiburg, das sich ebenfalls noch im Abstiegskampf befindet. Die Freiburger besiegten allerdings Meister Bayern München sensationell mit 2:1. Nils Petersen gelang im Finish der entscheidende Treffer (89.). Da Manuel Neuer fit geworden war, sah der 20-jährige österreichische Torhüter Ivan Lucic die fünfte Münchner Pflichtspielniederlage in den vergangenen sechs Partien nur von der Bank aus.

Obwohl die Münchner in Bestbesetzung verloren hatten, war danach von Wettbewerbsverzerrung wegen des bereits fixierten Meistertitels die Rede. „Freiburg wollte es mehr. Wir haben noch ein Spiel, dann geht es in den Urlaub und in die Zukunft“, erklärte Trainer Pep Guardiola.

In Bremen wurde ÖFB-Teamverteidiger Sebastian Prödl nach sieben Jahren mit einem Transparent mit der Aufschrift „Danke für ois“ verabschiedet. Bremen verlor 0:2 gegen Mönchengladbach, das sich nun endgültig für die Champions League qualifiziert hat. Dortmund verpatzte im drittletzten Spiel mit Trainer Jürgen Klopp die Generalprobe für das Cupfinale (30. Mai) gegen Wolfsburg (1:2).

Hasenhüttl feiert Aufstieg

Während die Absteiger erst im Showdown am letzten Spieltag fixiert werden, ist seit gestern amtlich, dass der FC Ingolstadt in der kommenden Saison in der Bundesliga mitmischen wird. Das Team des steirischen Trainers Ralph Hasenhüttl ist Tabellenführer der zweiten Liga und hat in der vorletzten Runde mit einem 2:1-Heimsieg gegen Leipzig den Aufstieg besiegelt. In einer von vielen harten Zweikämpfen dominierten Partie gingen die Gäste aus Leipzig früh in Führung, bevor Ingolstadt die Partie noch drehte. Kurz vor der Pause gelang durch einen Foulelfmeter der Ausgleich, in der 77. Minute dann der Siegtreffer. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2015)

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