Italien: Nächster Provinzklub jubelt - mit steirischer Hilfe

(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)
  • Drucken

Nach Carpi darf auch Frosinone Calcio vorzeitig den erstmaligen Aufstieg in die Serie A feiern. Kapitän und Schlüsselspieler beim Verein aus dem Latium ist Robert Gucher, der Österreich nun im italienischen Oberhaus vertritt.

Frosinone. A – der erste Buchstabe im Alphabet und seit Samstag Grund für ausgelassenen Jubel in der italienischen Kleinstadt Frosinone. Mit einem 3:1-Heimsieg über Crotone fixierte der Klub aus dem Latium eine Runde vor Schluss, wie zuvor Carpi, den erstmaligen Aufstieg in die Serie A. Damit ist Österreich ab der kommenden Saison mit zumindest einem Profi in Italiens höchster Spielklasse vertreten, denn seit Sommer 2012 spielt dort der Steirer Robert Gucher.

„Es ist eine richtige Euphorie ausgebrochen“, berichtete der 24-Jährige über die Stimmung. Seit Wochen fieberten die gut 50.000 Einwohner der Stadt dem ersehnten Aufstieg entgegen, auf den Straßen und in den Geschäften waren die gelb-blauen Klubfarben omnipräsent – sogar auf der Kirche im Stadtzentrum wehte die Vereinsfahne. Nun ist der Traum endlich Realität, bis in die frühen Morgenstunden wurde gefeiert. „Ein Wahnsinn, ein Wunder! Wir haben eine unglaubliche Saison gespielt.“

Als 17-Jähriger war Gucher vom GAK zum Zweitligisten gewechselt, hatte aber zunächst Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Es folgten eine Leihe nach Genua und ein einjähriges Gastspiel in Kapfenberg, ehe er im Sommer 2012 zu Frosinone, inzwischen in die dritte Liga abgestiegen, zurückkehrte und den Durchbruch schaffte. Mit der Bestellung von Trainer Roberto Stellone begann der Aufwärtstrend, letzten Sommer gelang der Aufstieg in die Serie B, nun folgte die Krönung. Auch Gucher gibt der Coach den nötigen Rückhalt. „Ich habe sofort das Vertrauen gespürt. Mit Roberto habe ich am Anfang noch selbst zusammengespielt, er ist fachlich und menschlich sehr gut“, sagte Gucher.

Der frühere U20-WM-Teilnehmer nimmt bei Frosinone inzwischen eine Schlüsselrolle ein – nicht nur im zentralen Mittelfeld, sondern auch als Kapitän. „Das ist für mich ein großer Vertrauensbeweis, und ich glaube, dass ich das gut zurückgezahlt habe“, sagte Gucher. Der Steirer ist laut eigener Aussage der Anführer einer Mannschaft aus 25 Freunden – so viele Spieler umfasst der Kader. „Es hat sich ein unglaublicher Teamspirit entwickelt, die Spieler identifizieren sich mit dem Verein, und jeder versteht sich mit jedem.“ Mit ein Grund dafür ist, dass die Mannschaft seit Jahren fast unverändert blieb. „Mit Ausnahme eines Spielers haben wir dieselbe Mannschaft wie in der dritten Liga. Beim Verein wird kein Wert auf große Namen gelegt, sondern auf junge, hungrige und intelligente Spieler“, betonte der frühere ÖFB-Nachwuchsspieler. Guchers Vertrag in Frosinone läuft noch bis 2017, doch längst soll es Anfragen von Lazio oder Sampdoria geben.

Möglicherweise erhält Gucher in der Serie A noch rot-weiß-rote Verstärkung: Bologna kämpft mit György Garics und Marcel Büchel im Play-off um den Aufstieg. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.