Justizministerin Loretta Lynch kündigte weitere Ermittlungen an. Die Anklageschrift verweist auf insgesamt 25 Mitverschwörer.
Den verdächtigen Fußball-Funktionären im Korruptionsskandal beim Weltverband Fifa drohen bis zu 20 Jahre Haft. Das sei die Höchststrafe in solchen Fällen von organisierter Kriminalität, sagte US-Justizministerin Loretta Lynch am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in New York - und kündigt weitere Ermittlungen an.
Lynch sprach bei der Pressekonferenz mit FBI-Direktor James Comey, dem New Yorker Staatsanwalt Kelly Currie und dem Chef der US-Steuerfahndung, Richard Weber, von jahrelanger Korruption. "Dieses so beliebte Spiel wurde gekidnappt", sagte Comey und betonte ebenso wie Currie, dass man sich mit den Aktionen am Mittwoch erst am Anfang befinde. "Dies ist die Weltmeisterschaft des Betrugs, und heute zeigen wir der Fifa die Rote Karte", erklärte Weber.
"Sie haben das weltweite Fußballgeschäft korrumpiert, um sich selbst zu bereichern", warf Lynch den neun Fußballfunktionären und fünf Geschäftsmännern vor. "Sie haben es immer und immer wieder gemacht. Jahr um Jahr, Turnier um Turnier." Einer der Beschuldigten habe sich etwa mit rund zehn Millionen Dollar (9,2 Mio. Euro) bereichert. Ob auch Präsident Joseph Blatter im Visier der Ermittler sei, wollte die oberste Staatsanwältin nicht beantworten.
Sieben Funktionäre des Weltverbands Fifa oder Offizielle der ihr angeschlossenen Konföderationen waren am Mittwoch in Zürich festgenommen worden. Das US-Justizministerium, das die Schweizer Behörden um Amtshilfe ersucht hatte, beschuldigt insgesamt gegen 14 Personen.
110 Millionen Dollar für Copa America 2016
Lynch zufolge sind allein im Zusammenhang mit der Vergabe der Copa America 2016 in den USA rund 110 Millionen Dollar (101 Mio. Euro) an Bestechungsgeldern geflossen. Das Turnier findet im kommenden Jahr erstmals außerhalb von Südamerika statt. Es wird anlässlich des 100. Geburtstages des südamerikanischen Verbandes als Gemeinschafts-Event Copa America Centenario in den USA ausgetragen.
Lynch äußerte sich enttäuscht, dass auch historische Ereignisse wie die erste Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent in Südafrika 2010 durch kriminelle Handlungen beschädigt worden seien und kündigte einen rigorosen Kampf gegen die Korruption im Weltfußball an. In Bezug auf die Weltmeisterschaften in Russland 2018 und Katar 2022 sagte Lynch, die Fifa müsse "tief in ihre Seele blicken". Die amerikanischen Behörden seien damit aber nicht befasst.
Der New Yorker Staatsanwalt Kelly Currie erklärte, dass die Festnahmen am Mittwoch in Zürich "erst der Anfang" seien. "Weitere Individuen und Einrichtungen in zahlreichen Ländern" würden noch überprüft. Die Anklageschrift des Justizministeriums verweist auf 25 namentlich nicht genannte Mitverschwörer.
Gier als größte Gemeinsamkeit
"Diese Art der Korruption und der Bestechung im internationalen Fußball läuft seit zwei Jahrzehnten", sagte Currie. Alle Verdächtigten hätten das US-Finanzsystem für ihre Zwecke missbraucht und amerikanische Gesetze gebrochen. "Was sie gemein hatten, war die Gier." Einzelne Spiele oder Turnierverläufe seien aber nach bisherigen Erkenntnissen nicht manipuliert worden.
Auch der Chef der US-Steuerfahndung übte harsche Kritik an der Fifa. Sie handle aus Eigennutz und Profitgier, sagte Richard Weber. "Dies ist die Weltmeisterschaft des Betrugs, und heute zeigen wir der Fifa die Rote Karte", betonte er und sprach von einem "guten Tag für Fußballfans und einem großartigen Tag für den globalen Kampf gegen Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung".
FBI-Direktor James Comey betonte, dass es sich bei den Untersuchungen um einen "langwierigen Prozess" handle, "der erst am Anfang steht". Comey kündigte harte Schritte an. "Wenn sie mit ihrem korrupten Unternehmen in unser Land kommen, werden sie zur Rechenschaft gezogen werden", so der FBI-Chef. "Dieses so beliebte Spiel wurde gekidnappt", sagte Comey.
(APA/dpa)