Blatter vor Fifa-Wahl: "Werde Verantwortung gerecht werden"

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Fifa-WahlAPA/EPA/PATRICK B. KRAEMER
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Derzeit stimmen die 209 Verbandsvertreter ab. Zuvor hielten Joseph Blatter und Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein ihre abschließenden Reden.

Nach den Skandalen der letzten Tage stimmen heute die Vertreter der 209 Fifa-Mitgliedsverbände in Zürich über den neuen Präsidenten ab. Amtsinhaber Joseph Blatter trat an das Rednerpult und überraschte mit den Worten: "Ich übernehme die Verantwortung, nehme sie auf mich. Ich werde dieser Verantwortung gerecht werden." Der Schweizer betonte, einen Neubeginn anzustreben: "Ich möchte die Fifa neu gestalten bzw. mit ihnen umgestalten. Am Ende meines Mandats möchte ich eine Fifa übergeben, die robust ist, die neue Wege gegangen ist. Dafür brauche ich Sie alle."

Im Kampf gegen Korruption und andere Widrigkeiten seien alle gefordert. "Wir müssen auch unser Haus gegen jegliche Störung von Außen schützen, gegen Rassismus zum Beispiel. Der Fußball berührt die ganze Welt", betonte Blatter ehe er schloss: "Liebe Freunde, Sie kennen mich. Sie wissen, dass Sie auf mich zählen können. Wenn Sie mich wählen, danke ich Ihnen. Es braucht einen starken Anführer, jemanden, der alles kennt. Ich danke Ihnen und ich hoffe, dass wir uns in ein oder zwei Stunden beglückwünschen können."

Prinz Ali: "Handeln, nicht nur reden"

Zuvor durfte Herausforderer Ali bin al-Hussein aus Jordanien sprechen. "Es ist eine Ehre, heute vor ihnen zu stehen. Die Fifa ist mehr als ein einfacher Sportverband. Wir sind die Schützer eines Spiels", sagte der Prinz und machte klar: "Ich bewerbe mich um das Amt, um den Sport und unsere Sportler zu schützen. Ich möchte nach vorne treten und um die Probleme kümmern."

Ethik und Transparenz seien für ihn wichtige Säulen für eine erfolgreiche Zukunft des Weltverbandes. "Ich möchte handeln, nicht nur reden", sagte al-Hussein, hielt aber fest: "Veränderung ist ein langwieriger Prozess."

Anschließend waren alle 209 Vertreter aufgefordert ihre Stimme in einer der beiden Wahlkabinen abzugeben.

Bombendrohung sorgt für Aufregung

Gegen Mittag hatte eine Bombendrohung für Aufregung gesorgt. Wie die Polizei bestätigte, wurden um kurz nach 11 Uhr die Rettungskräfte alarmiert und der Saal unter dem Vorwand einer Reinigung abgeriegelt. Die Lage vor Ort blieb jedoch entspannt, Hektik oder Panik kam unter den Vertretern der Fifa-Riege sowie der 209 Mitgliedsverbände nicht auf.

Nach der Mittagspause gab Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke Entwarnung: "Wir haben die Pause genutzt, um den Saal durchsuchen zu lassen. Es ist alles sauber. Danke, dass Sie alle hier sind. Wir können jetzt mit dem Kongress fortfahren."

Blatter: "Gemeinsam Probleme anpacken"

In der Früh hatte Fifa-Präsident Joseph Blatter den mit Spannung den entscheidenden Tag des Kongresses des Fußball-Weltverbandes eröffnet. Rein äußerlich war dem Schweizer, der sich am heutigen Freitag der vierten Wiederwahl (ab 17 Uhr) stellt, nichts anzumerken: Ruhig, unaufgeregt und entschlossen trat er an das Rednerpult. "Mit einem weinenden und einem lachenden Auge" eröffne er den Kongress, sagte Blatter. "Die Ereignisse vom Mittwoch haben einen Sturm ausgelöst." 

Anschließend wandte er sich direkt an die Verbandsvertreter: "Ihr habt es in eurer Hand, der Fifa ein neues Gesicht zu geben. Ich rufe Sie zum Teamgeist auf, damit wir gemeinsam fortschreiten können. Wir sind zusammengekommen, um die Probleme anzupacken." Wie bereits am Vortag wiederholte Blatter, dass es sich um Vergehen einzelner Personen handle. "Es sind viele Fehler passiert. Die Schuldigen sind aber Einzelpersonen, die vergessen haben, dass sich unser Fußball auf Disziplin und Fair Play stützt", erklärte der Fifa-Präsident. "Wir können es nicht zulassen, dass das Ansehen der Fifa in den Dreck gezogen wird. Man kann nicht einfach so jemanden darum bitten, sich ethisch korrekt zu verhalten. Das muss aus Überzeugung heraus passieren."

Für den ersten Knalleffekt sorgte dann aber nicht Blatter, sondern eine Demonstrantin mit Palästina-Flagge, die schreiend durch die Halle lief. Blatter beorderte seelenruhig die Security und beschloss die Situation mit folgenden Worten: "Entschuldigen Sie. Das ist eine Störung des Kongresses. Ich bitte, die Eingänge des Saales besser zu kontrollieren.

Termin für WM in Katar steht: 21.11. - 18.12.

Der nächste Programmpunkt umfasste die Präsentation der Zahle aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr: Die Fifa machte einen Umsatz von rund 1,6 Milliarden Euro. Die Reserven betragen 1,4 Milliarden Dollar. Anschließend ließ man noch einmal die WM in Brasilien Revue passieren ehe ein Ausblick auf die kommenden Endrunden 2018 in Russland und 2022 in Katar geworfen wurde.

Diese sind inzwischen Gegenstand von Untersuchungen der Schweizer Staatsanwaltschaft, Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke aber sprach nur über darüber, dass die Planungen "hervorragend verlaufen". Zudem gab er den anvisierten Termin für die Winter-WM in Katar bekannt: Das Turnier soll vom 21. November bis zum 18. Dezember dauern, das Finale somit am vierten Advent stattfinden. "Darauf haben wir uns geeinigt", sagte Valcke. Widerspruch dürfte es keinen geben, wurde doch eine Verdreifachung der Abstellprämien für die Klubs im Vergleich zur WM 2014 versprochen.

Erst dritte Blatter-Wahl mit Gegner

Blatter tritt bei der heutigen Präsidentenwahl zum insgesamt fünften Mal an - allerdings muss er sich erst zum dritten Mal auch einem Herausforderer stellen. Im ersten Durchgang wird eine Zweidrittelmehrheit für den Sieg benötigt, im zweiten reicht die Mehrheit (105 Stimmen). Rivale Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien hat zwar die mehrheitliche Unterstützung Europas, gilt aber trotzdem als klar unterlegen. Amtsinhaber Blatter darf auf die Unterstützung Afrikas und Asiens sowie weiter Teile der Concacaf-Zone zählen. 1998 gewann er gegen Lennart Johansson aus Schweden mit 111:80 Stimmen, 2002 setzte er sich mit 139:56 Stimmen gegen Issa Hayatou aus Kamerun durch.

Die Fifa rechnet jedenfalls mit einem sehr langen Kongress. Die traditionelle Pressekonferenz mit dem Präsidenten wurde schon vor Sitzungsbeginn auf Samstagvormittag (11.30 Uhr) verschoben.

(swi)

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