Champions League: Lionel Messi, ein Alien unter Fußballern

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Vor dem Finale präsentiert sich Lionel Messi in beängstigender Form für jeden Gegner. Die Teamkollegen staunen, auch Juventus-Tormann Gianluigi Buffon ist beeindruckt.

Berlin. Gianluigi Buffon gilt als einer der besten Torhüter der Geschichte. Der 37-jährige Juventus-Kapitän ist Rekordspieler der italienischen Nationalmannschaft und hat im Laufe seiner Karriere alles gewonnen – außer der Champions League. Dass Buffon vor dem Finale morgen in Berlin gegen Barcelona (20.45, live Puls4 und ZDF) von „einer der härtesten Aufgaben“ seines Lebens spricht, hat vor allem einen Grund: Lionel Messi. „Er ist ein Alien, das sich dafür entschieden hat, mit uns Menschen Fußball zu spielen. Die einzige Hoffnung ist, dass er am Samstag wie einer von der Erde spielt, wie der Rest von uns“, sagt Buffon.

Barcelona-Kapitän Xavi ist Spaniens erfolgreichster Fußballer, für ihn ist Messi „der beste Spieler aller Zeiten“. Xavi steht vor seinem letzten Pflichtspiel für die Katalanen, sein Nachfolger Ivan Rakitić hält Messi nun im Mittelfeld den Rücken frei. „Es wäre dumm, wenn wir nicht für Messi arbeiten würden. Er ist wahrscheinlich der Beste aller Zeiten.“ Starallüren seien Messi fremd, sagt der 27-jährige Kroate mit Schweizer Wurzeln. „Ich erlebe ihn täglich als flotten Typen, der offen ist und lachen kann. Als einen eben, der gut in unsere Familie passt.“

Noch im Jänner sah das anders aus. Damals trat ein Machtkampf zwischen Messi und Trainer Luis Enrique offen zu Tage. Spanischen Medien zufolge verscherzte es sich der Trainer schon nach seiner Amtsübernahme im Vorjahr mit Messi, als er tönte: „Der Anführer hier bin ich.“ Nachdem er den argentinischen Superstar dann sogar auf die Bank setzte, schien das Fass übergelaufen zu sein. Präsident Josep Maria Bartomeu dürfte ein Machtwort gesprochen haben, angeblich vermittelte auch Kapitän Xavi. Das Kriegsbeil zwischen Messi und dem Trainer ist jedenfalls begraben. Aber wer von den beiden bestimmt wirklich die Aufstellung? „Natürlich der Trainer. Aber er ist klug genug, von Spielern, die in ihrer Laufbahn alles gewonnen haben, die Meinung einzubeziehen“, sagt Rakitić.

Am Angriffstrio mit Messi, Neymar und Luis Suárez rüttelt ohnehin niemand. Mit seinen Sturmpartnern hat Messi einen Rekord aufgestellt: Das Trio erzielte in dieser Saison in 59 Pflichtspielen 120 Tore. „Ihre Stürmer sind die besten der Welt“, weiß auch Buffon. „Wir können sie nicht aufhalten, aber wir können ihre Gefährlichkeit einschränken.“

Wenn das nicht gelingt und Messi morgen ein Tor erzielt, wäre er der erste Spieler, der in drei Endspielen der Champions League getroffen hat. Mit zehn Treffern ist er gemeinsam mit Cristiano Ronaldo auch in dieser Saison wieder der beste Torschütze. Ein einziges Tor würde ihn wieder mit den insgesamt 78 Treffern des Portugiesen in der Königsklasse gleichziehen lassen. Zum Vergleich: Messi machte seine 77 Tore in 98 Spielen, Ronaldo hat 119 Partien benötigt.

Barça will Geschichte schreiben

Messi gab sich vor dem Finale diplomatisch: „Es ist ein Endspiel, alles kann passieren.“ Beide Teams peilen jedenfalls das Triple an. In Europas Fußball-Historie haben es bislang sieben Klubs geschafft, in einer Saison neben Meisterschaft und Cup auch den höchsten Europacup-Bewerb zu erobern. Barcelona könnte dieses Kunststück aber als erster Verein zum zweiten Mal schaffen. Die Katalanen holten unter Pep Guardiola bereits 2008/09 das Triple. Luis Enrique würde es seinem ehemaligen Mitspieler in seinem ersten Jahr als Barcelonas Chefcoach gleichtun. Von den Siegern von 2009 stehen mit Piqué, Alves (im Finale gesperrt), Busquets, Xavi, Iniesta, Rodríguez und – freilich – Messi sieben Akteure noch immer im Kader. Xavi stellte klar: „Wir wollen Geschichte schreiben.“ Einzig Luis Enrique bremste die Euphorie: „Unschlagbar sind wir nicht.“ Mit diesem Messi aber fast. (joe)

AUF EINEN BLICK

Lionel Messi, 27, würde gerne im morgigen Finale der Champions League in Berlin (20.45, live Puls4 und ZDF) als erster Spieler in drei verschiedenen Endspielen der Königsklasse ein Tor erzielen.

Barcelona und Juventus Turin würden mit einem Sieg das Triple holen. Juventus-Tormann Gianluigi Buffon, 37, erwartet „eine der härtesten Aufgaben“ seines Lebens. Messi freut sich: „Es ist ein Endspiel, alles kann passieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2015)

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