Copa America: Messis glanzloses Jubiläum

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Argentinien ist Gruppensieger, überzeugt aber gegen Jamaikas Reggae Boyz nicht. Das 100. Spiel von Lionel Messi wird nicht in Erinnerung bleiben.

Vina del Mar. Der 100. Länderspielauftritt von Lionel Messi hat mit einem 1:0-Erfolg der argentinischen Nationalmannschaft gegen Jamaika geendet. Mit dem schmucklosen Sieg schaffte die Albiceleste bei der Copa America in Chile als Gruppensieger den Aufstieg ins bereits vor dem Spiel fixierte Viertelfinale. Messi ging bei seinem Jubiläum leer aus, Gonzalo Higuaín erzielte in der 11. Minute den einzigen Treffer.

Der Vizeweltmeister war zwar deutlich überlegen, konnte aber nach der frühen Führung das Defensivbollwerk Jamaikas nicht mehr überwinden. In der Schlussphase hatte der vom Deutschen Winfried Schäfer trainierte Außenseiter, der auch die dritte Partie bei der Copa 0:1 verlor, sogar Chancen zum Ausgleich. „Das Ziel war, Gruppenerster zu werden, und das haben wir geschafft“, sagte Torschütze Higuaín. Trainer Gerardo Martino klagte über die mangelnde Chancenverwertung. Das sei eigentlich schwer vorstellbar bei diesem Kader, sagte er. Ein Heber von Higuaín ging nur an die Querlatte. Auch Angel di Maria, der den Pass zum 1:0 gegeben hatte, traf einmal die Latte. „Wir hatten Phasen, die uns Grund zum Optimismus geben“, sagte Trainer Martino. „Aber wir werden Probleme bekommen, wenn wir mehr Spiele haben, die wir so spielen wie heute in der zweiten Halbzeit.“

Auch Messi hatte keine Erklärung parat: „Wir haben nach der Pause den Rhythmus verloren. Ich weiß nicht, warum uns das passiert ist.“ Schlussendlich endete Messis hundertster Auftritt im Teamtrikot wenig spektakulär. Mit bald 28 Jahren ist der Barcelona-Superstar der fünfte Spieler seines Heimatlandes, der diese Marke durchbricht. Rekordhalter ist Javier Zanetti (145).

Sein Debüt im Nationalteam hatte Messi am 17. August 2005 in einem Freundschaftsspiel gegen Ungarn gegeben. Allerdings wurde er nur 48 Sekunden nach seiner Einwechslung ausgeschlossen. Mittlerweile hat er 46 Tore für seine Heimat erzielt – nur Gabriel Batistuta (56) war noch erfolgreicher. Dennoch steht Messi immer noch im Schatten von Diego Armando Maradona, der Argentinien 1986 zum WM-Titel führte.

Die Wunde des Superstars

Ein wichtiger Titel mit der Nationalelf fehlt Messi noch, nachdem er mit Barcelona bereits viermal die Champions League und siebenmal die spanische Meisterschaft gewonnen hat. Im argentinischen Trikot wurde er bisher U20-Weltmeister (2005) und Olympia-Sieger (2008). Den WM-Titel verpassten Kapitän Messi und Co. im Vorjahr in Brasilien mit einem 0:1 nach Verlängerung im Finale gegen Deutschland.

Den letzten großen Triumph feierte Argentinien vor 22 Jahren bei der Copa America. Damals war Messi sechs Jahre alt. In Chile soll das Warten ein Ende haben. „Das verlorene WM-Finale wird für immer eine Wunde hinterlassen“, sagte Messi unlängst. „Gerade deshalb ist die Copa sehr wichtig für uns.“

Selfie mit dem Jubilar

Argentinien trifft im Viertelfinale nun auf Ecuador oder auf das drittplatzierte Team der Gruppe C mit Brasilien, Kolumbien, Peru und Venezuela.

Jamaika war bereits vor der 0:1-Niederlage gegen Argentinien ausgeschieden. Trainer Schäfer war dennoch positiv gestimmt: „Für uns war es ein sehr gutes Turnier. Ich kann nun eine gute Mannschaft aufbauen.“ Auch mit dem letzten Auftritt der Reggae Boyz war er zufrieden. „Ich bin sehr stolz auf mein Team. Wir hatten in der ersten Halbzeit zu viel Respekt vor Argentinien, nach der Pause waren wir dann mutiger“, sagte Schäfer.

Nach dem Schlusspfiff kam es noch zu einer kuriosen Szene. Jamaikas Stürmer Deshorn Brown lief zu Messi und machte ein Selfie mit ihm. Der Superstar ließ sich artig fotografieren. „Es ist schön, wenn mich ein Kollege darum bittet“, sagte Messi. „Abgesehen davon war ich verärgert, wie das Spiel für uns verlaufen ist.“ Das Ziel Gruppensieg sei aber geschafft. „Nun startet die Copa neu.“ (joe)

AUF EINEN BLICK

Lionel Messi ist in seinem 100. Spiel für sein Heimatland Argentinien kein Tor gelungen. Mit dem wenig überzeugenden 1:0-Erfolg gegen Außenseiter Jamaika ist der Vizeweltmeister aber als Gruppensieger ins Viertelfinale der Copa America eingezogen.

Ein großer Titel mit der Nationalmannschaft fehlt dem Barcelona-Star noch in seiner Sammlung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2015)

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