Frauenfußball-WM: Vierfacher Jubel und ein Aufstand

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England und die USA stehen im WM-Viertelfinale, Deutschland und Frankreich sind bei Olympia. Spaniens Fußballerinnen stellen sich gegen ihren Trainer.

Wien. England zog mit einem 2:1-Erfolg über Norwegen ins Viertelfinale der Frauenfußball-WM in Kanada ein. Solveig Gulbrandsen hatte die favorisierten Skandinavierinnen in Führung gebracht (54.), doch die englische Kapitänin Steph Houghton (61.) und Lucy Bronze (76.) drehten die Partie. Mit den siegreichen Engländerinnen jubelten Frankreich und Deutschland. Die beiden Teams, die im Viertelfinal-Kracher am Freitag aufeinandertreffen, haben damit ihr Olympia-Ticket für Rio 2016 sicher.

Auch die USA dürfen weiter vom dritten Titel träumen. Das US-Team setzte sich im Achtelfinale trotz Anlaufschwierigkeiten verdient mit 2:0 gegen Kolumbien durch. Alex Morgan (53.) und Carli Lloyd (63./Elfmeter) machten den Aufstieg gegen die lange Zeit in Unterzahl spielenden Südamerikanerinnen perfekt. Torhüterin Catalina Perez hatte für eine Notbremse Rot gesehen, Abby Wambach jedoch den folgenden Strafstoß verschossen (49.). Die USA bekommen es nun am Freitag mit China zu tun, England trifft am Samstag auf Gastgeber Kanada.

„Es geht um Respekt“

Spaniens Fußballerinnen proben unterdessen in der Heimat den Aufstand. Die WM-Premiere der Ibererinnen endete bereits nach der Gruppenphase, für die Spielerinnen ist Trainer Ignacio Quereda einer der Hauptschuldigen. Nun fordern sie öffentlich die Ablöse des Madrilenen, der bereits seit 1988 im Amt ist. Der Vorwurf: frauenfeindlicher und unprofessioneller Umgang sowie völlig veraltete Trainingsmethoden. Kritik habe der 64-Jährige nicht toleriert und die betreffenden Spielerinnen einfach nicht mehr einberufen.

„Hier geht es nicht nur um Fußball, sondern auch um Respekt“, betonte Arsenal-Stürmerin Vicky Losada. „Er hat uns wie kleine Mädchen behandelt und in seinen Ansprachen war der Machismus immer herauszuhören.“ Ex-Nationalspielerin Amaia Medioroz überlieferte folgende Aussage Queredas: „Wer benimmt sich wie eine Frau und stellt mir den Kaffee hin?“

In der WM-Vorbereitung sei trotz Urgierens der Spielerinnen in den zwei Monaten vor dem Turnier kein Testspiel bestritten worden, die Gegner nur mit je einem Video studiert worden. „In ihren Klubs haben alle gesehen, dass sich die Methoden weiterentwickelt haben. Nur im Nationalteam nicht“, klagte Stürmerin Priscila Borja, und Kollegin Sonia Bermudez ergänzte: „Es ist doch nicht normal, dass ein Trainer 27 Jahre im Amt ist, ohne Erfolge zu bringen.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

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