Lionel Messi hofft im Finale der Copa America endlich mit dem Nationalteam einen Titel holen, Chile hofft auf den ersten Endrundensieg.
Concepcion/Wien. Ein Sieg trennt Lionel Messi von der Erfüllung eines großen Traums: einen Titel mit der Nationalmannschaft. Nun hat er die nächste große Chance. Angeführt vom Superstar feierte Argentinien im Halbfinale der Copa America einen souveränen 6:1-Sieg über Paraguay und trifft im Endspiel am Samstag auf Gastgeber Chile. Mit dem Finalsieg würden die Albiceleste die 22-jährige Durststrecke seit dem Copa-America-Sieg 1993 beenden und die bittere WM-Finalniederlage gegen Deutschland aus dem Vorjahr ein wenig vergessen machen. Und Messi, der sich U20-Weltmeister (2005) und Olympiasieger (2008) nennen darf, würde seine Nationalteamkarriere endlich mit dem ersten Titel bei den Erwachsenen krönen.
Gerade rechtzeitig für das Endspiel dürfte Argentinien jedenfalls zur Hochform aufgelaufen sein. Gegen Paraguay, das im Viertelfinale Brasilien ausgeschaltet hatte, gelang durch Tore von Marcos Rojo (15.), Javier Pastore (27.), Ángel di Maria (47., 53.), Sergio Agüero (80.) und Gonzalo Higuaín (83.) der herbeigesehnte Befreiungsschlag. Paraguay durfte nach dem Anschlusstreffer von Lucas Barrios nur kurz hoffen (43.). Ein Schützenfest ganz nach dem Geschmack der mitgereisten argentinischen Fans, die sich im bisherigen Turnierverlauf eher mit Schonkost zufriedengeben mussten: In vier Partien erzielten die Gauchos ebenso viele Treffer.
Dreh- und Angelpunkt im argentinischen Spiel war Superstar Messi, der zwar nicht als Torschütze in Erscheinung trat, jedoch maßgeblich zum Erfolg beitrug. Drei Tore legte der 28-Jährige selbst auf, das letzte sogar im Liegen, an zwei weiteren war er beteiligt. Für Barcelona erzielte Messi vergangene Saison 58 Tore, bei der Copa America traf er bislang erst einmal – aus einem Elfmeter im Vorrundenspiel gegen Paraguay. „Wenn Messi die Pässe zu Toren gibt, dann gibt es doch gar kein Problem. Er muss nicht der Torjäger des Teams sein, um glücklich zu sein“, sagte Trainer Gerardo Martino. „Ich hoffe, er hat sich die Tore fürs Endspiel aufbewahrt“, scherzte Kollege Martin Demichelis.
„Wir haben unser erstes Ziel erreicht. Wir stehen nach der WM wieder in einem Finale“, sagte Messi. Ob er im Endspiel gegen Chile treffen wird? „So Gott will.“ Dass der erste große Titel für ihn etwas ganz Besonderes wäre, daraus machte er kein Geheimnis. „Die Copa zu gewinnen, würde etwas Großartiges abrunden“, sagte Messi. „Ich möchte unbedingt etwas mit der Nationalmannschaft gewinnen.“
Statistik spricht gegen Chile
Chile hat am Samstag zwar die eindrucksvolle Kulisse im Estadio Nacional in der Hauptstadt Santiago hinter sich, dafür jedoch die Statistik klar gegen sich. Von 25 Aufeinandertreffen mit Argentinien bei der Copa konnte La Roja noch kein einziges für sich entscheiden, zudem verlor sie die vorangegangenen beiden Finale 1979 und 1987. Bei 36 Teilnahmen stehen insgesamt vier zweite Plätze zu Buche, denn in den 1950er-Jahren wurde das Turnier noch im Ligaformat ausgetragen.
Nun soll die goldene Generation um Alexis Sanchez und Arturo Vidal in der Heimat für den ersten Triumph sorgen. „Chile hatte immer großartige Spieler, aber noch nie so viele von solch hoher Qualität, die im Ausland erfolgreich sind. Das ist die beste Generation, die dieses Land je hatte“, lobte Stürmerlegende Ivan Zamorano. „Sie verdienen es sich, zu gewinnen.“ Wäre ein Sieg für Chile eine historische Premiere, so würde Argentinien mit dem 15. Triumph mit Rekordgewinner Uruguay gleichziehen.
Im Finale muss Chile auf Gonzalo Jara verzichten. Der Verteidiger hat im Viertelfinale gegen Uruguay mit einem Po-Grapscher für Aufsehen gesorgt und ist vom südamerikanischen Verband nachträglich mit einer Sperre für drei Spiele belegt worden. Diese wurde nun um eine Partie reduziert, der 29-Jährige muss am Samstag aber dennoch zuschauen. (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2015)