Tiki-Taka und Co: Forscher widerlegen Fußball-Klischees

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Symboldbild Fußball(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Walgram)
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Grazer Sportwissenschafter untersuchten die Spieltaktiken der europäischen Topligen und kamen zu teils überraschenden Ergebnissen.

Innerhalb der europäischen Fußball-Ligen gibt es nicht so viele Unterschiede wie klischeehaft angenommen und oftmals medial transportiert wird. Grazer Sportwissenschafter haben Spielerteams aus ganz Europa genau unter die Lupe genommen und Videos von Matches digital analysiert. Aus ihrer Sicht ist es zu einer verstärkten Angleichung der technischen und taktischen Spielweisen gekommen.

Das Sportwissenschafter-Trio Admir Kozlic, Norbert Schrapf und Markus Tilp an der Universität Graz verfolgt mit der Videokamera die Fußballspieler auf Schritt und Tritt, Kick und Pass. Dabei zeigte sich: "Tiki-Taka" - das vor allem den Spanischen Kickern zugeschriebene Kurzpassspiel - oder "Kick und Rush", wie es angeblich von den englischen Mannschaften bevorzugt wird, sind mittlerweile nur noch Klischee, aber längst nicht mehr nationale Spielertaktik.

Kozlic - der neben seinem Studium der Sportwissenschaften als Konditionstrainer und Spielanalyst beim FC Olimpic Sarajewo arbeitet - hat die Taktiken der jeweils höchsten Spielklassen von deutschen, englischen, italienischen, spanischen und österreichischen Fußballteams miteinander verglichen, wie die Universität Graz am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte. Dazu hat er die Fußballmatches mit einer an der Universität entwickelten Computer-Software ausgewertet. Die Software speichert, klassifiziert und erfasst die Aktionen wie etwa Pässe und Torschüsse auch statistisch.

Deutsche Zweikämpfer, italienische Torfeste

Einzelne Aktionen können damit spezifisch abgerufen werden und ermöglichen es, die Technik und Taktik der Spieler zu ermitteln. "Die Auswertung der Daten gibt Aufschluss darüber, welche Spielzüge erfolgreich abgelaufen sind und warum", erläuterte Markus Tilp, der bereits mehrere vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekte zur Spielanalyse u.a. im Beachvolleyball und Handball geleitet hat.

"Deutschlands Spieler gehen genauso oft in Zweikämpfe, wie die als 'körperbetont' verrufenen Engländer", resümierte Kozlic. Und in Italien, das angeblich mehr Wert auf Verteidigung als auf Angriff legt, wurden laut dem gebürtigen Bosnier in der vergangenen Saison mehr Tore - es waren insgesamt 1.024 - als in den anderen untersuchten Ligen erzielt. Im "Tiki-Taka"-Land Spanien hätten in den untersuchten Spielen sogar weniger Pässe ihr Ziel erreicht als in England, Deutschland und Italien.

Kozlic, der zurzeit seine Dissertation am Sportinstitut der Universität Graz verfasst, sieht den Grund für die verstärkte Angleichung der Technik und Taktik der einzelnen Mannschaften innerhalb Europas in der zunehmenden Internationalisierung auf dem Spieler- und Trainermarkt.

(APA)

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