Guardiolas Plan: Mit der Seleção zum WM-Titel

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Bayern-Trainer Pep Guardiola wäre gern Teamchef von Brasilien geworden. Gehalt wollte er offenbar keines, nur eine Titelprämie. In München sorgte der Startrainer stattdessen für den ersten Aufreger der neuen Saison.

São Paulo/Wien. Pep Guardiola habe schon eine Strategie gehabt, um Brasiliens Fußballnationalteam zum WM-Titel im eigenen Land zu führen. „Er hatte die Mannschaft im Kopf, die er aufstellen wollte“, erzählte Dani Alves in einem TV-Interview. Der brasilianische Verteidiger hat mehrere Jahre unter Guardiola in Barcelona gespielt. Alves zufolge wäre der katalanische Startrainer nach dem Rücktritt von Brasiliens Teamchef Mano Menezes im November 2012 bereit gewesen, die Seleção zu übernehmen und auf die WM-Endrunde 2014 vorzubereiten. Doch die Entscheidungsträger im Verband hätten zu viel Angst gehabt, einen Ausländer zu engagieren.

Das ärgert Alves offenbar noch heute. „Er wollte nicht einmal ein Gehalt verlangen, sondern nur eine Titelprämie. Es hätte uns fast nichts gekostet, den besten Trainer der Welt zu haben“, erklärte Alves. Guardiola hatte sich damals nach vier Jahren bei Barcelona eine Auszeit genommen. „Er wollte nur das erreichen, worauf ganz Brasilien gehofft hatte. Wenn man solch eine Gelegenheit verpasst, braucht man sich eigentlich gar nicht um die Nationalmannschaft kümmern“, meinte der 32-Jährige in Richtung des brasilianischen Verbandes.

Dort hatte man sich für Luiz Felipe Scolari als Teamchef entschieden. Guardiola setzte seine Auszeit fort und unterschrieb einige Wochen später einen Dreijahresvertrag beim FC Bayern. Unter Scolari kassierten die Gastgeber im WM-Halbfinale die historische 1:7-Pleite gegen den späteren Weltmeister Deutschland.

Derzeit bestreitet Guardiola mit den Bayern die Vorbereitung für seine dritte Saison in München. Dabei ist es offenbar zu einem Eklat gekommen, berichtet die „Bild“-Zeitung. Er habe kurzerhand eine Trainingseinheit unterbrochen, um gegenüber Weltmeister Thomas Müller seinem Ärger freien Lauf zu lassen. Dieser habe entsprechend gekontert, sich wenig später aber entschuldigt. Zwischen Guardiola und Müller besteht ohnehin ein spezielles Verhältnis. Müller war vergangene Saison oft ausgewechselt worden, was der Torjäger mit wütenden Gesten kommentierte. Wieder im Training sind die lang verletzten Arjen Robben und David Alaba. Franck Ribérys Rückkehr verzögert sich, sein Sprunggelenk muss geschont werden. Als Alternative holte Guardiola für 30 Millionen Euro Douglas Costa, einen brasilianischen Nationalspieler. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2015)

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