Raheem Sterling: Die Allüren eines geldgierigen Problemkindes

New Manchester City signing Raheem Sterling leaves the club´s Etihad Stadium in Manchester, Britain
New Manchester City signing Raheem Sterling leaves the club´s Etihad Stadium in Manchester, Britain(c) REUTERS (ANDREW YATES)
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Manchester City bezahlte 68 Millionen Euro Ablöse für Liverpool- und Teamspieler Raheem Sterling. Bei den Reds weinen nur wenige dem 20-Jährigen nach.

Manchester. Der rasante Aufstieg des Raheem Sterling war nicht absehbar. Selbst Freunde und Familie hatten Bedenken, es gab aber nur zwei Wege für ihn. „Wenn du so weitermachst, bist du mit 17 entweder im Knast – oder in der Nationalmannschaft“, soll ein Lehrer zu ihm gesagt haben. Damals war Sterling in einer Einrichtung für Schwererziehbare. Nun ist er Englands teuerster Fußballer.

Sterling debütierte mit 17 Jahren für Liverpool in der Premier League, kurz darauf im Team der Three Lions. Drei Jahre später hat er einen weiteren Superlativ erreicht: 68 Millionen Euro überwies Manchester City an die Reds für das (vermeintliche) Wunderkind und macht den Flügelstürmer damit zum Rekordspieler. Er erhält ein Wochengehalt von 277.000 Euro, bei Liverpool hatte er 140.000 Euro mit einem entsetzten Kopfschütteln ausgeschlagen. Er sagt: „Ich bin froh, dass der Wechsel nun vorüber ist. Ich kann es kaum erwarten, auf dem Trainingsplatz der Citizens zu stehen.“

Sterling gilt auf der Insel als Versprechen für eine bessere Zukunft der Nationalelf: weg von Altstars wie Terry, Lampard oder Gerrard – hin zu Youngsters wie ihm, Oxlade-Chamberlain oder Wilshere. Er wuchs in einem Problemviertel der jamaikanischen Hauptstadt Kingston auf. Als er sechs Jahre alt war, zog seine Mutter nach England. Gewalt und Kriminalität gehörten auch in London zu seinem Leben. Sein Vater starb, Raheem wurde als Neunjähriger von der Schule verwiesen und kam in die Einrichtung für Schwererziehbare. Mit 16 Jahren wurde er erstmals Vater – im Internet kursierten Meldungen von mehreren Kindern.

Der Fußball rettete ihn vor dem Absturz. In der Jugendabteilung der Queens Park Rangers fiel Sterling mit unberechenbaren Dribblings auf. Neben Liverpool bemühten sich Chelsea und Arsenal um ihn, 2012 landete er bei den Reds. „Das war ein enormer Karriereschritt für mich, eine Herausforderung“, sagte Sterling. Schnell wurde er zum Stammspieler. In der Saison 2013/14 sorgte er mit Daniel Sturridge und Luis Suarez fast für Liverpools ersten Meistertitel seit 1990; aber eben nur fast.

Nicht nur auf dem Platz gehörten Sterling die Schlagzeilen. Wie viele Jungstars vor ihm lieferte er dem Boulevard Material für reißerische Storys. Auch an seinem Ruf, nur ein geldgieriger Profi zu sein, ist der 1,70-Meter-Mann nicht unschuldig. Sterlings großes Vorbild ist Cristiano Ronaldo. „Er war immer jemand, der ein Idol für mich war“, sagte er über den Weltfußballer des Jahres.

Schlagzeilen wie der Portugiese abseits des Platzes liefert er, dessen Qualitäten auf dem Rasen wird er vermutlich nie erreichen. Auch in Liverpool atmeten viele auf, Sterlings Abschied machte den Weg frei für einen teuren Einkauf. 41 Millionen Euro wurden sofort an Hoffenheim für den Brasilianer Roberto Firmino überwiesen. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2015)

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