Platinis sorgfältige Entscheidung

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Nach zahlreichen Treuebekundungen kandidiert Uefa-Präsident Michel Platini für den Chefposten des Fußball-Weltverbandes. Aus Österreich erhält er "volle Unterstützung", die große Unbekannte ist der scheidende Joseph Blatter.

Paris/Wien. Michel Platini will Fifa-Präsident werden. Am Mittwoch hat der Uefa-Chef seine Kandidatur für die Nachfolge von Joseph Blatter bekannt gegeben und einen entsprechenden Brief an die 209 Mitgliedsverbände geschickt. Platini ist der große Favorit für das höchste Amt im Weltverband, der Franzose soll die Zusagen der Konföderationen aus Europa, Asien, Südamerika, Nord- und Zentralamerika haben. Damit hätte er die Stimmenmehrheit sicher. Die Wahl findet beim Fifa-Kongress am 26.Februar 2016 in Zürich statt.

„Dies ist eine sehr persönliche, sorgfältig getroffene Entscheidung, in der ich die Zukunft des Fußballs gegen meine eigene abgewogen habe“, teilte Platini mit. „Es gibt Zeiten, in denen du dein Schicksal in die eigenen Hände nehmen musst.“ Der 60-Jährige – seit 2002 Fifa-Exekutivmitglied und seit 2007 Uefa-Präsident – wird sich einer breiten Unterstützung versichert haben, ohne das Wissen um eine erfolgreiche Wahl hätte der Taktiker diesen Schritt wohl nicht getan.

Derzeit ist eine siegreiche Kandidatur Platinis realistisch. Als ernst zu nehmender Konkurrent hat bislang der frühere Fifa-Vize und reichste Südkoreaner, Chung Mong Joon, 63, eine Bewerbung angekündigt. Aus Afrika will der liberische Verbandspräsident, Musa Bility, 48, antreten. Auch Brasiliens Fußball-Legende Zico, 62, hat Ambitionen und bat den brasilianischen Verband um Unterstützung. Zico muss wie jeder Kandidat vier Monate vor der Wahl die Unterstützung von fünf nationalen Verbänden vorweisen. Dem Brasilianer werden wie auch der argentinischen Legende Diego Maradona wenig Chancen eingeräumt. Bisher liegt auch noch keine Kandidatur Maradonas vor, lediglich eine Absichtserklärung.

Deutscher Nachfolger

Die große Unbekannte bleibt Blatter. Auch wenn er im erhofften Reformprozess mit einer neuen Taskforce, für die immer noch ein unabhängiger Leiter gesucht wird, keine offizielle Funktion haben wird, dürfte der 79-jährige Schweizer im Hintergrund weiter aktiv sein. Manche Beobachter trauen dem Taktiker auch eine erneute Kandidatur zu. Blatter schloss zwar eine weitere Amtszeit aus („Die Fifa wird am 26. Februar einen neuen Präsidenten haben“), änderte danach aber schon in der Vergangenheit seine Meinung wieder.

Sollte Blatters früherer Intimus und heutiger Widersacher Platini die Wahl gewinnen, gilt Wolfgang Niersbach als aussichtsreicher Nachfolger an der Spitze der Uefa. Der Präsident des deutschen Fußballbundes hatte sich zuletzt positiv über Platini geäußert: „Natürlich ist er ein geeigneter Kandidat.“

Aus Österreich wird Platini volle Unterstützung erhalten. „Platini hat bewiesen, einen großen Verband erfolgreich führen zu können. Er hat die Autorität, eine neue Ära in der Fifa einzuleiten“, sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner. Man pflege ein ausgezeichnetes Verhältnis zum Franzosen. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2015)

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