Champions League: Von Plänen, Träumen und Fehltritten

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Rapid wahrte mit dem 2:2 im Heimspiel gegen Ajax Amsterdam noch immer die Chance, den Einzug in das Play-off zu schaffen. Frank de Boer ärgerten nur Schwabs „Horror-Foul“ und die Unzahl an vergebenen Torchancen.

Wien. Frank de Boer war stinksauer. Missmutig stapfte der Trainer von Ajax Amsterdam durch die Katakomben des Happel-Ovals. Nicht nur das für sein Team höchst ernüchternde bis schwer enttäuschende 2:2 gegen Rapid im Hinspiel zur dritten Qualifikationsrunde der Champions League hatte ihm den Abend verdorben, nach 2:0-Führung und einem Mann mehr auf dem Platz kaum zu verdenken. Auch das schwere Foul des Rapidlers Stefan Schwab an Jairo Riedewald hatte die Laune des Niederländers getrübt. Allerdings, von dieser Warte muss man seine Haltung auch verstehen: Schwabs Fehltritt war das einzige Thema, mit dem De Boer vom Ergebnis ablenken konnte . . .

„Das hätte seine Karriere zerstören können. Wenn ich etwas zu sagen hätte, bekäme er eine Sperre für acht Spiele“, wurde De Boer vom „De Telegraaf“ zitiert. Doch der ehemalige Weltklassespieler wusste das Erlebte auch richtig zu deuten. Ajax hatte Chancen sonder Zahl vergeben, teilweise sogar leichtfertig bis fahrlässig. Sie konnten auch aus der numerischen Überlegenheit kein Kapital schlagen, kassierten hingegen sogar noch den Ausgleich (Berić, 76.). De Boer sagt: „Rapid kann froh sein, dass wir zur Pause nicht 3:0 oder 4:0 geführt haben. Dann aber hat es zum Schluss so ausgeschaut, als würden wir zu zehnt und Rapid zu elft spielen.“

„Nicht wegdrücken lassen“

Vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag (20.15 Uhr, ORF eins) in Amsterdam sah De Boer allerdings keinerlei Anlass dafür, nun etwas an System, Aufstellung oder gar an seiner Philosophie zu ändern. Man habe die weitaus bessere Ausgangsposition, ein weiteres Tor könnte genügen, und das werde man in der Amsterdam Arena auch erzielen. Frank de Boer wirkte nach seinem Statement wieder ruhiger, und als sich Schwab für sein Foul entschuldigte, schien die Fußballwelt ohnehin wieder in Ordnung zu sein.

Auch bei seinem Widerpart Zoran Barišić hatte sich die Anspannung schnell verflüchtigt. Schwab bekam noch eine Rüge, solche Aktionen „sind nicht unser Stil“, sagte der Trainer und widmete sich umgehend den kommenden Aufgaben. Die Ausgangsposition habe sich mit dem 2:2 etwas verschlechtert, aber die Chance lebe.

„Ajax hat sich eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen, ja. Aber wir sind nach wie vor in der Position, dass wir viel gewinnen können“, sagte Barišić, der das Abwehrverhalten bei beiden Gegentreffern kritisierte. Allerdings: Stephan Auer hat vergangene Saison noch in Wr. Neustadt verteidigt, und Barišić hat ihn selbst aufgestellt. Dennoch, man dürfe dem Gegner nicht „so viel Platz lassen, uns in Zweikämpfen wegdrücken lassen.“

Rapids Moral verdiene Respekt, sagt Barišić. Ein 0:2 in ein 2:2 zu drehen, obendrein mit einem Mann weniger, gelinge nicht jedem. Für den nötigen Schwung hatte der in der 69. Minute eingewechselte Louis Schaub, 20, gesorgt. Ihn weiterhin nur als Joker einzusetzen, wäre fatal. Ohne seine Pässe und Laufwege „strotzte“ Rapids Angriffspiel (Ballbesitz 30:70 Prozent) vor Harmlosigkeit.

Champions League Qualifikation

Rapid – Ajax 2:2 (0:2). Tore: Kainz (48.), Berić (76.) bzw. Klaassen (25., 43.). Rot: Schwab (58./Foul).
Rapid: Novota; Auer, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl; Petsos, Schwab; Schobesberger (69. Schaub), S. Hofmann (60. Grahovac), Kainz (84. Huspek); Berić.
Ajax: Cillessen; Tete, Veltman, Riedewald, Dijks; Bazoer, Klaassen, Gudelj; El Ghazi (74. Fischer), Milik (84. Sanogo), Sinkgraven.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2015)

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