Champions League: Wer wieder ein Wunder erwartet

(c) GEPA pictures / Philipp Brem
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Rapid setzt im Rückspiel gegen Donezk auf die Auswärtsstärke, Aston Villa oder Ajax dienen als Beispiel. Hinter der Torlinie läuft der Transferpoker um Stürmer Robert Berić.

Lemberg/Wien. Alles riskieren, gewinnen und erstmals nach 2005 wieder in der Champions League spielen – oder „nur“ Europa League. Mit dieser Devise kletterten die Rapid-Spieler am Montag ins Flugzeug, heute, Dienstag, wartet in Lemberg das Play-off-Rückspiel der CL-Qualifikation gegen Schachtar Donezk. Das Hinspiel verloren die Wiener mit 0:1, ob heute (ab 20.30 Uhr, ORF1) der Befreiungsschlag gelingt, wird auch davon abhängen, wie präzise das Angriffsspiel verlaufen wird. Erneute Fehlpässe wie im Heimspiel würden das Vorhaben schnell zunichtemachen.

Trotz des 0:1 vom Play-off-Hinspiel in Wien in der Vorwoche zeigten sich Spieler, Trainer und Funktionäre optimistisch, im nur eine Flugstunde entfernten Lwiw, Lemberg, gegen Donezk die Sensation zu schaffen und nach 1996 und 2005 wieder in die „Königsklasse“ einzuziehen. Zoran Barišić traut seiner Mannschaft den Aufstieg zu; aber was hätte er denn vorab auch anderes sagen sollen. „Wir fliegen mit einem guten Gefühl in die Ukraine, weil wir nichts zu verlieren und alles zu gewinnen haben. Ich glaube an meine Spieler, weil sie fußballerische Qualität und tollen Charakter haben. Ich glaube an dieses Wunder.“

Taktik, Geld und Träume

Vor allem drei Aspekte seien entscheidend, um das Husarenstück zu schaffen. Barišić zählte sie in Schwechat auch noch plakativ auf: Effizienz vor dem Tor, die angesprochene Minimierung der Fehler – und eine gehörige Portion Glück. Reporter, TV-Teams und Fans lauschten seinen Worten andächtig. Der Trainer rechnet allerdings auch damit, dass Schachtar trotz des Vorsprungs nicht abwarten, sondern „sofort angriffslustig agieren wird. Ich erwarte einen Gegner, der von Beginn an Druck machen wird.“ Damit habe er kein Problem, sich im eigenen Sechzehner zu verbarrikadieren sei mit einem 0:1 als Ausgangsbasis ohnehin die falsche Taktik...

Leidenschaft, Lauf- und Einsatzbereitschaft, (scharfe) Torschüsse – Barišić sprach über die im Fußball gängigen Faktoren. Über alles Weitere zu philosophieren – also darüber, wer denn in der Gruppenphase warten könnte oder wie viel Geld zu lukrieren sei –, davon wollte der Rapid-Trainer nichts wissen. Auch über anstehende Transfers – Stürmer Berić liegen zwei Angebote vor – verlor Barišić kein Wort. Es gelte, das Spiel zu absolvieren, Chancen zu suchen, zu treffen, erst nach Abpfiff drehe sich das Rad abseits der Torlinie mit oder ohne Robert Berić weiter. Nur ein Weiterkommen gegen Schachtar könnte den Verbleib des slowenischen Goalgetters bedeuten.

Berić selbst blieb trotz der angespannten Situation gelassen. Zu den Spekulationen (Reading, St.Etienne etc.) wollte er sich nicht äußern. „Ich will mich nur auf das Spiel gegen Schachtar konzentrieren“, erklärte der Stürmer. Die Transferzeit läuft bis 31.August, endgültige Klarheit könnte aber schon in dieser Woche herrschen. Rapid-Sportdirektor Andreas Müller will den 24-Jährigen mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2019 samt Gehaltsaufbesserung überzeugen. Oder ist das nur ein Schachzug, um die Ablösesumme zu erhöhen?

Es ging bei vielen Gesprächen dann letztlich also doch um Geld. Um eine hohe Ablösesumme für den Stürmer, dessen Vertrag noch rechtzeitig und sicherheitshalber bis 2019 verlängert werden soll, oder die auch in der Europa League durchaus beträchtlichen Einnahmen für den Klub. Allein durch Uefa-Prämien sind Rapid bereits 5,4 Millionen Euro gewiss. Das ganz große Geld winkt aber bei einem Aufstieg in die Eliteliga. Dann würden Rapid 14 Millionen Euro überwiesen. (fin)

CHAMPIONS LEAGUE Qualifikation

Schachtar Donezk – Rapid, ab 20.30 Uhr live ORF1, Sky, Lwiw, SR Marciniak (POL). Hinspiel 1:0.

Schachtar: Pjatow; Srna, Kucher, Rakizkij, Azevedo; Fred, Malyschew; Marlos, Alex Teixeira, Taison; Gladkij.

Rapid: Novota; Pavelić, Sonnleitner, Dibon, Auer; Petsos, Schwab; Schaub, Hofmann, Kainz; Berić .

Der Aufsteiger spielt in der Champions-League-, der Verlierer in der Europa-League-Gruppenphase.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2015)

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