Deutsche Bundesliga: Millionenschwerer Exodus auf die Insel

(c) REUTERS (John Sibley)
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Der 80-Millionen-Euro-Transfer von Wolfsburg-Star Kevin De Bruyne zu Manchester City scheint perfekt. Dass für englische Klubs Geld offenbar keine Rolle mehr spielt, schürt Ängste vor einem Ausverkauf.

Wolfsburg/Manchester. Selbst der Volkswagen-Werksklub Wolfsburg kann der Einkaufswut der schwerreichen Premier League nichts entgegensetzen. Der Wechsel des belgischen Nationalstürmers Kevin De Bruyne, mit 31 Scorerpunkten der beste Spieler der vergangenen Bundesligasaison, zu Manchester City ist nur noch eine Frage der Zeit. Eine erste Einigung soll bereits erzielt worden sein, demnach überweisen die Engländer mindestens 75 Millionen Euro nach Wolfsburg, es ist der teuerste Transfer der Bundesligageschichte.

Lang hat Wolfsburg versucht, De Bruyne zu halten und dem Werben des neureichen Klubs von Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan zu widerstehen. Die Ablösesumme könnte über Sonderzahlungen noch auf 80 Millionen Euro ansteigen. De Bruyne, 24, soll in Manchester jährlich bis zu 20 Millionen Euro verdienen. Die Wolfsburger wollten ihren bis 2019 laufenden Vertrag mit dem Belgier aufwerten, hatten Medienberichten zufolge aber vergleichsweise geringe 11,5 Millionen Euro jährlich geboten.

De Bruyne ist nicht der erste Rekordtransfer der Bundesliga in diesem Sommer. Der Brasilianer Roberto Firmino von Hoffenheim war Liverpool kolportierte 41 Millionen Euro wert. Längst wächst bei deutschen Vereinen die Furcht vor einem Großangriff der finanzstarken Premier League auf ihre Spieler. Der neue Fernsehvertrag 2016–2019 wird den 20 englischen Erstligaklubs insgesamt 6,9 Milliarden Euro einbringen. Zum Vergleich: Die deutsche Bundesliga erlöst mit ihrem laufenden Vierjahresvertrag 2,5 Milliarden Euro.

Obwohl die Bundesligaklubs durch Transfers viele Millionen erlösen, schaffen sie es nicht mehr, ihre Topspieler bei hohen Angeboten zu halten. Zu hoch sind Transfersummen und Gehälter, die durch den milliardenschweren Fernsehvertrag inzwischen auch englische Mittelklasseklubs mit Leichtigkeit stemmen. Die Angebote aus England seien selbst für bessere Durchschnittsspieler unverschämt hoch, stöhnen die deutschen Vereine und befürchten den Ausverkauf der Weltmeisterliga.

Bei Vizemeister Wolfsburg stellt sich die Frage, ob nach dem prominenten Abgang von De Bruyne Serienmeister Bayern noch Konkurrenz gemacht werden kann. Bereits vor fünf Jahren hat Wolfsburg einen Leistungsträger an Manchester City verloren. Damals wechselte Edin Dzeko für 37 Millionen zu den Citizens. Als der bosnische Torjäger als bester Wolfsburg-Spieler 2010 den Verein verließ, spielte der Meister von 2009 teilweise gegen den Abstieg.

Zweiter Versuch in England

Bei Manchester City ist De Bruyne nur ein Name auf der Liste kostspieliger Sommertransfers. Erst Mitte Juli war der englische Flügelstürmer Raheem Sterling für 62,5 Millionen Euro von Liverpool zum derzeitigen Tabellenführer gewechselt, zuletzt gab der Klub die Verpflichtung des argentinischen Innenverteidiger Nicolas Otamendi von Valencia für 40 Millionen Euro bekannt. Von Aston Villa kam außerdem Mittelfeldmann Fabian Delph für 11,5 Millionen Euro und von Fulham Rechtsaußen Patrick Roberts für 7,2 Millionen.

Der erst 24-jährige De Bruyne müsste in Manchester die Ablösesumme von 80 Millionen Euro rechtfertigen. Bereits von 2012 bis 2014 stand er in der Premier League unter Vertrag, konnte sich bei Chelsea aber nicht durchsetzen. Die Londoner hatten De Bruyne deshalb erst an Werder Bremen ausgeliehen, bevor er im Jänner 2014 nach Wolfsburg ging. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2015)

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