Tanz um Eyjafjallajökull und der Jubel der Deutschen

German soccer team members hold a minute of silence for Mayer-Vorfelder, former president of German Bundesliga soccer team VfB Stuttgart before their Euro 2016 qualification match against Poland in Frankfurt
German soccer team members hold a minute of silence for Mayer-Vorfelder, former president of German Bundesliga soccer team VfB Stuttgart before their Euro 2016 qualification match against Poland in Frankfurt(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
  • Drucken

Island kann sich heute in Reykjavik erstmals in seiner Historie für eine Fußball-EM qualifizieren. Weltmeister Deutschland ist nach dem 3:1 gegen Polen wieder auf Kurs und Tabellenführer.

Die Sensation ist zum Greifen nah. Island steht kurz vor der erstmaligen EM-Teilnahme. Zwei Siege gegen den Gruppenfavoriten Niederlande, sechs insgesamt. Selbst dem Regierungschef der 330.000 Einwohner zählenden Insel fehlten schlichtweg die Worte. Die erste Teilnahme der Fußballmannschaft bei einem Großereignis scheint nach dem sensationellen 1:0-Sieg in Amsterdam nur noch reine Formsache. „Jetzt bin ich sprachlos“, schrieb Sigmundur Davío Gunnlaugsson auf Facebook: „Alles, was ich jetzt nur noch sagen kann, ist herzlichen Glückwunsch, Jungs – und Island als Ganzes. Holland hat doch seit 2007 jedes Heimspiel in jedem Wettbewerb gewonnen – bis jetzt.“

18 Punkte hat das Team des Trainergespanns Lars Lagerbäck/Heimir Hallgrímsson zu Buche stehen. Und heute kommt mit Kasachstan der Letzte der Gruppe A. Heute kann Island mit einem weiteren Erfolg den Triumph mit dem Gewinn des Tickets für die EM-Endrunde in Frankreich im kommenden Jahr perfekt machen. Mehr als ein Remis brachten die Kasachen bislang nicht zustande. „Jetzt kann ich, gemeinsam mit tausenden anderen Isländern, nach Hotels in Frankreich suchen und reservieren“, schrieb ein Autor der Zeitung „Morgunbladid“ bereits.


Hexenkessel Laugardalsvöllur. 15.000 Zuschauer passen ins Stadion Laugardalsvöllur von Reykjavik. Island, mit statistisch drei Einwohnern pro Quadratkilometer, gilt als Großmacht im Welthandball. Doch nun will die Atlantikinsel auch den Schritt auf die große Fußballbühne perfekt machen. Noch nie konnte das Land, das für Naturschönheiten, Schafe, Fische, sein extrem raues Klima und Vulkan Eyjafjallajökull bekannt ist, sich für eine EM- oder WM-Endrunde qualifizieren. Doch zeichnete sich schon bei der Ausscheidung für die WM 2014 in Brasilien ab, dass mit den Isländern zu rechnen ist. Damals scheiterte die Mannschaft aber in den Play-offs an Kroatien.

Fußballweltmeister Deutschland hat sein Tief überwunden und jubelt wieder. Mit dem 3:1-Sieg hat die Elf von Joachim Löw Polen an der Spitze der EM-Qualifikationsgruppe D abgelöst. Das Team von Joachim Löw siegte in Frankfurt gegen Robert Lewandowski und Co. mit 3:1. „Drei Punkte zu machen, war das Allerwichtigste. Insgesamt kann ich sehr zufrieden sein“, erklärte Löw nach dem wohl wichtigsten Sieg seit dem WM-Finale. „Die Mannschaft hat es gut gelöst.“ Thomas Müller mit seinem Quali-Tor Nummer sechs (12. Minute) und Mario Götze (19.) mit einer Einzelaktion brachten die Deutschen früh in Führung. Polens Stürmerstar Lewandowski machte mit seinem Anschlusstor (36.) das muntere Spiel vor 48.500 Fans im ausverkauften Frankfurter Stadion lange spannend, ehe Götze (82.) mit dem zweiten Doppelpack seiner Länderspielkarriere für Erlösung sorgte.


Das Direkt-Ticket wartet. Löw sprach im Anschluss von einem „wahnsinnig intensiven Spiel“, das sein Team verdient gewonnen habe. „Die Mannschaft hat das, was wir wollten, wirklich gut umgesetzt. Für die Polen war es einfach schwer, Zugriff auf uns zu bekommen“, sagte der 55-Jährige, der aber die nachlassende Konzentration vor dem gegnerischen Tor kritisierte. „Wir haben auch einige Chancen liegen gelassen. Nach der ersten Halbzeit hätte es 3:0 stehen können – plötzlich stand es 1:2.“

Während auf Polen die Pflichtaufgabe gegen Gibraltar wartet, kann Deutschland entspannt nach Schottland reisen, wo am Montagabend in Glasgow das Direkt-Ticket zur EM gebucht werden kann.

Schottland, die einst so stolze Fußballnation, musste den nächsten Dämpfer hinnehmen. Nach dem 0:1 in Georgien müssen sich die Schotten nun auf den Zweikampf mit Irland um den dritten Platz und damit die Teilnahme an der Barrage konzentrieren. Im Match um Platz zwei braucht man schon einen Sieg gegen Polen im direkten Duell sowie eine Dosis Schützenhilfe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.