Polnische Fußballfans boykottieren Flüchtlingshilfe

Legia Gdank:
Legia Gdank: "Willkommen in der Hölle, herumirrende Schafe"(c) Twitter-Seite von HooligansTV
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Die Anhänger der Europa-League-Starter Lech Posen und Legia Warschau sind gegen die Ein-Euro-Spende pro verkauftem Ticket.

Die geteilten Lager innerhalb der Europäischen Union zur aktuellen Flüchtlingskrise spiegeln sich auch im Fußball wider. In Österreich organisiert etwa die Austria Trainings für Flüchtlinge, in Deutschland lädt Wolfsburg 1200 Flüchlinge zum Champions-League-Spiel gegen ZSKA Moskau ein. Auf Initiative des FC Porto wurde vor dem Europacup-Auftakt die Aktion "90 Minuten für mehr Hoffnung" ins Leben gerufen.

Dabei spenden die 80 Vereine in Champions und Europa League von ihren ersten Heimspielen jeweils einen Euro pro Ticket für die Flüchtlingshilfe. "Wir sind sehr zufrieden, dass alle Klubs teilnehmen", sagte Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender von Bayern München und Chef der europäischen Klubvereinigung ECA.

Doch im Gegensatz zu den Klubs sind ganz offensichtlich nicht alle Fans vom Hilfsprojekt angetan. Besonders deutlich bringen die Anhänger der polnischen Europa-League-Teilnehmer Lech Posen und Legia Warschau ihren Unmut darüber zum Ausdruck.

"Muslimische Immigration nicht unterstützen"

So ruft eine der größten Ultragruppierungen Lech Posens, der "Kibolski Klub Dyskusyjny", öffentlich zum Boykott des Heimspiels gegen Belenenses Lissabon auf. Man wolle durch den Ticketkauf nicht "die Flut muslimisch stämmiger Immigranten nach Europa unterstützen", schrieb die Gruppierung auf Facebook. Stattdessen solle für hilfsbedürftige Polen gesammelt werden. Das Facebook-Event "Ich werde nicht zum Spiel Lech – Belenenses gehen. Stoppt die Islamisierung Europas" zählt bereits über 6000 Unterstützer.

Auch die Klubverantwortlichen von Legia Warschau kündigten vor dem Heimspiel gegen Neapel an, den Spenden-Euro pro verkaufter Karte nicht an Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, sondern an polnischstämmige Flüchtlinge, die vor dem Krieg in der Ostukraine fliehen, vergeben zu wollen. Eine Vorgehensweise, die auch in den rechtsgerichteten Fanlagern Zuspruch erntet.

"Wir wollen keine illegalen Einwanderer"

Schließlich haben einige polnische Fangruppen bereits am vergangenen Wochenende in der Liga keinen Zweifel an ihrem Standpunkt gelassen. Anhänger von Legia und Lech Gdanks zeigten islam- und flüchtlingsfeindliche Banner, auf denen Parolen wie "Wir wollen Heimkehrer, keine illegalen Einwanderer" und "Willkommen in der Hölle, herumirrende Schafe" zu lesen waren. Flankiert wurden diese von ablehnenden Zeichnungen mit durchgestrichenen Moscheen oder durchgestrichenen Mondsicheln.

(red)

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