Spieler-Gewerkschaft FIFPro will Profifußball regeln und Ablösesummen abschaffen.
Brüssel. Die Spielergewerkschaft FIFPro will mithilfe der EU-Kommission das Transfersystem im Fußball radikal reformieren. Noch am Freitag reichte die Interessengemeinschaft in Brüssel eine entsprechende Beschwerde ein und will damit die Abschaffung der Ablösesummen erzwingen. Nach Ansicht der FIFPro, die laut eigenen Angaben 65.000 Profis vertritt, verstoßen die Transferregeln gegen das europäische Wettbewerbsrecht.
Vereine und Verbände würden ihre marktbeherrschende Stellung missbrauchen. „Wir sind überzeugt, dass unsere Zahlen belegen, dass es keine Stabilität in diesem System gibt – weder für Klubs noch für die Spieler, die nicht bezahlt werden“, sagt Generalsekretär Theo van Seggelen der „FAZ“.
Revolution à la Bosman
Die Gewerkschaft erwartet durch ihre Aktion eine ähnliche Revolution im internationalen Fußball wie nach dem Bosman-Urteil 1995. Damals hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Fußballprofis nach Ablauf ihres Vertrags ablösefrei den Verein wechseln können. Man wolle Spielern nur ermöglichen, viel leichter aus laufenden Verträgen heraus zu wechseln. Warum aber solche Abkommen mit Bonuszahlungen unterschrieben werden, blieb offen. Leihverträge sollen abgeschafft, Kadergrößen limitiert und Zahlungen an Spielerberater begrenzt werden.
Es wird erwartet, dass die EU-Wettbewerbshüter innerhalb von zwölf Monaten eine Entscheidung fällen. Sollte die EU-Kommission dem Antrag folgen, werde aber noch ein oder zwei Jahre über ein neues Regelwerk verhandelt werden, so der „Guardian“ unter Berufung auf Anwälte der Spielervereinigung. Die Beschwerde richte sich nicht gegen Klubs, die den Markt mit Ablösesummen von bis zu 100 Millionen Euro „regeln“: Vielmehr solle ein gerechteres und stabileres System geschaffen werden. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2015)