Champions League: Der Teilzeitchef aus Manchester

Manchester United v VfL Wolfsburg - UEFA Champions League Group Stage - Group B
Manchester United v VfL Wolfsburg - UEFA Champions League Group Stage - Group B(c) REUTERS (Andrew Yates)
  • Drucken

Bastian Schweinsteiger wird für Manchester United immer wichtiger. Der knappe 2:1-Erfolg über Wolfsburg hat gezeigt, warum Trainer Louis van Gaal den Weltmeister unbedingt verpflichten wollte.

Manchester. Bei Manchester United hat sich in den vergangenen beiden Wochen viel zum Besseren entwickelt. Seit dem verpatzten Champions-League-Auftakt (1:2 gegen Eindhoven) haben die Red Devils vier Pflichtspielsiege in Serie (11:3 Tore) gefeiert und die Tabellenführung in der Premier League übernommen – zum ersten Mal in der Amtszeit von Trainer Louis van Gaal. Beim erkämpften 2:1-Heimsieg gegen Wolfsburg hat nun auch Bastian Schweinsteiger bewiesen, dass er seine Rolle im Starensemble gefunden hat.

Viel ist in Manchester über die Verpflichtung des 31-jährigen Weltmeisters diskutiert worden, schließlich sei der Mittelfeldmann schon über seinem Zenit. In nur fünf von elf Pflichtspiele stand er in der Startformation. Doch an diesem Abend zeigte Schweinsteiger, warum ihn van Gaal vom FC Bayern geholt hat. Nach dem frühen Rückstand war es der Deutsche, der die United-Aufholjagd dirigierte. Schweinsteiger erhöhte die Intensität im Spiel der Engländer, war wild entschlossen, manchmal auch zu verbissen, was ihm eine unnötige Gelbe Karte einbrachte. Auch wenn nicht alles gelang, war Schweinsteiger der Anführer auf dem Feld. Seine Präsenz erinnerte an das WM-Finale 2014, das – so glauben viele – Deutschland ohne ihn nicht gewonnen hätte.

Stand Manchester United unter Alex Ferguson und dessen glücklosem Nachfolger, David Moyes, noch für den in der Premier League zelebrierten kraftvollen, schnellen Fußball, setzt van Gaal auf ballbesitzorientiertes Offensivspiel. Das kommt auch Schweinsteiger zugute, stets war er mehr Stratege als Sprinter. Gegen Wolfsburg hatte er bis zu seiner Auswechslung in Minute 72 nicht nur die meisten Ballkontakte, sondern auch drei Torschüsse abgegeben. Die Passquote lag bei 82 Prozent, zwei Drittel seiner Zweikämpfe hat er gewonnen. Als sich die United-Fans im Old Trafford von ihren Sitzen erhoben, um Schweinsteiger in den verdienten Feierabend zu verabschieden, war die Wende schon geschafft.

An beiden United-Toren war Schweinsteiger beteiligt. Er leitete den Angriff ein, der zum Elfmeter und zum Ausgleich führte. Dem Siegtreffer ging ein verunglückter Volleyschuss des Deutschen voraus, Glück kann man sich auch erarbeiten. Nach der Auswechslung von Schweinsteiger verlor United die Kontrolle über das Spiel, in der Schlussphase übernahm Wolfsburg das Kommando. Für ganze 90 Minuten reicht es bei Schweinsteiger noch nicht. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.