Premier League: Ein Heilsbringer für die Anfield Road

Jürgen Klopp hat in England Eindruck hinterlassen.
Jürgen Klopp hat in England Eindruck hinterlassen.(c) AFP (ODD ANDERSEN)
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Britische Medien sind sich einig: Nur Jürgen Klopp kann der neue Trainer des FC Liverpool werden. Doch der ehemalige Dortmund-Erfolgstrainer ist in seiner Auszeit vor allem damit beschäftigt, Absagen zu erteilen.

Liverpool. Wenige Stunden nach dem 1:1 im Merseyside-Derby gegen Everton hat der FC Liverpool Trainer Brendan Rodgers entlassen. In der vergangenen Saison der Premier League reichte es für die Reds nur zu Rang sechs, nun wurde dem 42-jährigen Nordiren der enttäuschende Saisonstart mit zwölf Punkten aus acht Spielen (Tabellenrang zehn) zum Verhängnis. In Rodgers über dreijähriger Amtszeit hat der 18-fache Meister keinen Titel gewonnen und nur einmal an der Champions League teilgenommen.

Es heißt, an der Anfield Road habe noch etwas anderes den Ausschlag für die Trainerentlassung gegeben: Jürgen Klopp soll klare Anzeichen gegeben haben, den Posten zu übernehmen. Offiziell gab es bis Montagnachmittag noch keinen Kontakt zwischen der Fenway Sports Group (FSG), Liverpools Eigentümer, und Klopp. Klubbesitzer John Henry und der Vorsitzende von FSG, Tom Werner, werden aber in den nächsten Tagen Gespräche führen. Der Sportvermarkter will die Länderspielpause nutzen, um Kandidaten zu sondieren. Klopp gilt als wahrscheinlichste Lösung, selbst der hoch dekorierte Carlo Ancelotti, der angeblich noch am Sonntag nach England gereist ist, soll kaum Chancen haben. Britische Medien sind sich einig: FSG will Klopp.

Körbe auf der ganzen Welt

Es scheint, als hinge alles vom Deutschen selbst ab. Eigentlich wollte der 48-Jährige nach seiner Dortmund-Ära mit zwei Meistertiteln und einem Champions-League-Finale eine einjährige Auszeit nehmen und erst im kommenden Jahr wieder auf die Trainerbank zurückkehren. Doch seit Klopps emotionalem Abschied aus Dortmund Ende Mai gibt es kaum einen großen Klub, bei dem sein Name noch nicht gefallen ist.

Klopp verteilte jedoch Körbe quer durch Europa. Erst sagte er dem französischen Klub Olympique Marseille ab, dann ließ sein Berater ausrichten, Klopp stehe für Borussia Mönchengladbach nicht zur Verfügung. Sogar als Nachfolger von Manuel Pellegrini bei Manchester City war der Mann aus dem Schwarzwald im Gespräch. Zuletzt wollte Klopp auch für den mexikanischen Verband sein Sabbatjahr nicht vorzeitig beenden.

Klopps Erfolgsmodell ist gefragt. Es basiert auf Opferbereitschaft und Gemeinsinn. Er kann Menschen begeistern und motiviert Spieler zu Höchstleistungen. Deshalb locken ihn auch ehemalige Liverpool-Größen an die Anfield Road. „Der perfekte Mann. Er hat die Qualifikationen und, noch wichtiger, er kann den Fans ihren Glauben an das Team zurückgeben“, sagte Jan Molby. „Er ist ein bisschen verrückt, aber ich mag ihn“, meinte Jamie Redknapp. Und Klublegende Jamie Carragher (508 Spiele für die Reds) sagte im Fernsehen: „Ich würde Klopp holen. Er will sich beweisen, es wäre die richtige Aufgabe für ihn.“

Geht es nach den englischen Buchmachern, ist die Entscheidung schon gefallen. Der Wettanbieter Ladbrokes nimmt keine Wetten mehr auf Klopp als neuen Liverpool-Trainer an. Das Risiko, auszahlen zu müssen, war offenbar zu groß. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2015)

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