Fifa-Skandal: Blatter und Platini berufen gegen Suspendierung, Exekutive des Weltverbandes erwägt einen neuen Wahltermin.
Port-of-Spain. Mit heftigen Verschwörungstheorien hat der frühere Fifa-Vizepräsident Jack Warner auf das immer größere Chaos beim Fußballweltverband reagiert. Der 72-Jährige, der als Schlüsselfigur zu den Angeklagten im aktuellen Korruptionsskandal gehört – und als Informant der Ermittler gehandelt wird –, attackierte auf einem Lehrer-Kongress in Port-of-Spain nach der Suspendierung von Sepp Blatter und Michel Platini vor allem Amerika wegen „politischer Machenschaften“. Und: „Diejenigen, die mir eine Grube graben wollten, sind nun selbst in einem viel tieferen Loch. Sie sind Opfer ihrer eigenen Tricks!“
Selbstgefällig fügte der Ex-Minister von Trinidad-Tobago hinzu, der schon bei seinem erzwungenen Abgang vor vier Jahren wegen Korruption einen „Fußball-Tsunami“ angedroht hatte, hinzu: „Der Tag, an dem ich die Fifa verlassen musste, war der Anfang vom Ende für Blatter.“ Der ehemalige Boss des Kontinentalverbandes (Concacaf), der früher jahrelang als Stimmenbeschaffer für Blatter unterwegs war und vom Schweizer die TV-Rechte der WM 2010 für die Karibik zu Dumpingpreisen erhalten hatte, sieht außerdem in der Sperre für den Südkoreaner Chung Mong-joon den Beweis für „politische Betrügereien“. Er wollte Präsident und Blatter-Nachfolger werden, das sei sein größter Fehler gewesen.
Für völlig falsch hält Warner, der für Dezember seine Auslieferung an die USA fürchten muss, die Ermittlungen der US-Behörden zur Korruption in der Fifa. „Es findet eine Hexenjagd statt! Einige wollen die Fifa am Ende sehen, und ich weiß, dass die USA die Fifa übernehmen wollen, wie sie es schon mit den Vereinten Nationen gemacht haben. Es geht nur um Macht.“
Nach den 90-Tage-Sperren gegen Blatter und Platini – beide Seiten gingen in Berufung – stehen Fifa und Uefa turbulente Tage ins Haus. Fifa-Interimspräsident Issa Hayatou wird am Dienstag in Zürich erwartet. Für den 20. Oktober legte die Fifa ein Sondertreffen ihrer Exekutive fest – wird nun sogar die für 26. Februar 2016 angesetzte Neuwahl verschoben?
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2015)