ÖFB-Team: Etappen auf dem Weg gen Frankreich

 Liebling der Nation: Marcel Koller führte Österreich nach Frankreich, noch nie war der Punkteschnitt (2,8 Punkte) des ÖFB-Teams in einer Qualifikation höher.
Liebling der Nation: Marcel Koller führte Österreich nach Frankreich, noch nie war der Punkteschnitt (2,8 Punkte) des ÖFB-Teams in einer Qualifikation höher.(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Nach einer famosen Qualifikation warten auf die Mannschaft von Marcel Koller vor der EM noch fünf Spiele. Seine Stammelf hat der Schweizer gefunden, Freibriefe gibt es dennoch keine.

Wien. Es war eine EM-Qualifikation der Rekorde, die Österreichs Nationalmannschaft in den vergangenen 13 Monaten bestritten hat. Zehn Spiele blieb das Team von Marcel Koller ungeschlagen, alle fünf Auswärtsspiele wurden gewonnen, in Summe ging man gar neun Mal als Sieger vom Platz. Einzig England (zehn Siege) marschierte noch souveräner durch die Qualifikation. Der Aufstieg der ÖFB-Equipe scheint kein Ende nehmen zu wollen. Bei der Auslosung zur EM am 12. Dezember in Paris wird Österreich aus Topf zwei gezogen, in der Fifa-Weltrangliste wird man demnächst unter den Top Ten zu finden sein – auch das ist historisch.

Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung beim abschließenden Fest gegen Liechtenstein, die Elf aus dem Fürstentum erwies sich beim 3:0 als erwartet dankbarer Gegner. Koller, der bei der anschließenden Pressekonferenz zu seiner Freude ein Bier serviert bekam, zog zufrieden Bilanz. „Wir haben zu null gespielt, drei Tore geschossen. Das passt alles“, befand der Schweizer, der sich zum wiederholten Male mit Liebesbekundungen des Wiener Publikums konfrontiert sah. Er registriere diese sehr wohl, räumte Koller ein, „das ist emotional und schön“.

Mut zur Beharrlichkeit

Der 54-Jährige genießt einen Heldenstatus, der bei seiner Bestellung vor vier Jahren in dieser Form nicht absehbar war. Die Welle der Euphorie soll ihn und sein Team bis Frankreich und noch weiter tragen, demnächst werden erste Gespräche über eine vom ÖFB angestrebte Vertragsverlängerung geführt. Koller schätzt die Zuneigung von Spielern und Fans, „man bezieht sie mit ein“, sagt der Zürcher, um zugleich offen zu gestehen: „Das ist nicht alles.“

Unter Kollers Regie hat die österreichische Nationalmannschaft ein neues Gesicht bekommen. Sie steht für offensiven, mitreißenden Fußball, das erworbene Selbstbewusstsein trägt man stolz zur Schau. Die Leistungen seien „auch im Ausland registriert worden. Wir werden ernster genommen.“ Die Arbeit des Eidgenossen dient als Beweis dafür, dass Kontinuität Früchte trägt.

Koller veränderte in der Vergangenheit wenig bis gar nichts an Spielsystem und Personal, große Adaptionen sind auch in Zukunft keine zu erwarten. „Du kannst die Spieler ansonsten verunsichern“, erklärte der Teamchef, der sehr wohl aber „weitere taktische Varianten“ in sein Repertoire aufnehmen möchte. Vieles sei von den Gruppengegnern bei der Europameisterschaft abhängig. „Wir müssen vorbereitet sein.“

Fünf Spiele bis zur EM

2015 bietet sich Koller und seiner Mannschaft nur noch eine Möglichkeit, Einstudiertes umzusetzen. Am 17. November gastiert die Schweiz im Happel-Stadion, freilich ein besonderer Vergleich. „Ich habe 55 Mal mit der Schweiz, aber noch nie gegen sie gespielt“, schmunzelte Koller, der davor zu einem einwöchigen Trainingslager ins spanische Alicante bittet. Im März und Mai 2016 sind weitere Lehrgänge geplant, hinzu kommen jeweils zwei Testspiele, wobei die Gegner noch nicht feststehen.

Festgelegt hat sich Koller, wie es scheint, auf seine bevorzugte Startformation. Gegen Liechtenstein ließ er diese zum vierten Mal in Folge unverändert, die Elf zahlt das in sie gesetzte Vertrauen in Form von Leistung zurück. Dennoch warnt Koller: „Die, die gespielt haben, haben keinen Freibrief.“ Die Aufstellung für Frankreich sei noch nicht in Stein gemeißelt, natürlich sei diese abhängig von der Form jedes einzelnen Spielers. Koller wünscht sich eine erhöhte Konkurrenzsituation. „All jene, die derzeit nicht spielen, müssen Gas geben.“

GRUPPE G

1. Österreich 10 9 1 0 22 5 28
2. Russland 10 6 2 2 21 5 20
3. Schweden 10 5 3 2 15 9 18
4. Montenegro 10 3 2 5 10 13 11
5. Liechtenstein 10 1 2 7 2 26 5
6. Moldau 10 0 2 8 4 16 2


Alle ÖFB-Spiele: Österreich – Liechtenstein 3:0, Montenegro – Österreich 2:3, Schweden – Österreich 1:4, Österreich – Moldau 1:0, Russland – Österreich 0:1, Liechtenstein – Österreich 0:5, Österreich – Russland 1:0, Österreich – Montenegro 1:0, Moldau – Österreich 1:2, Österreich – Schweden 1:1.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2015)

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