Matthias Sammer: „Der Fußball ist unverwüstlich“

Matthias Sammer
Matthias Sammer(c) AFP (GUENTER SCHIFFMANN)
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Siege des FC Bayern München sind vielleicht zu selbstverständlich geworden, meint Sportvorstand Matthias Sammer. Vor dem Spiel gegen Köln sprach der 48-Jährige über Alaba, Stöger und das Sommermärchen.

Matthias Sammer ist unaufgeregt, er spricht in ruhigem Ton. Der 48-Jährige ist ein Medienprofi, als Sportvorstand des FC Bayern kennt er das Fußballgeschäft mit all seinen Facetten. Wenn er seinen Worten noch mehr Gewicht verleihen möchte, dann gestikuliert er. „Vielleicht“, sagt Sammer, „sind Bayern-Siege zu selbstverständlich geworden.“ Die Niederlage der Münchner bei Arsenal London (0:2) in der Champions League ärgerte den 48-Jährigen, er hasst das Verlieren. Niederlagen sind in München eine absolute Rarität, gegen die Engländer setzte es die erst zweite in der laufenden Saison nach dem verlorenen Supercup-Finale gegen Wolfsburg. Und weil eine Niederlage bei den Bayern so selten vorkommt, möchte Sammer diese nicht dramatisieren. „Nie ein Spiel zu verlieren ist ein positiver Gedanke, aber er ist unrealistisch.“

Gegen den 1. FC Köln wollen die Münchner heute (15.30 Uhr, live auf Sky) ihr Siegerlachen wiederfinden und den Bundesliga-Startrekord mit dem zehnten Erfolg en suite prolongieren. Es wäre zugleich der 1000. Sieg der Bayern in der Bundesliga. Sammer kann dieser Tatsache weit weniger abgewinnen als der Sehnsucht nach dem erneuten Gewinn der Meisterschaft. „Vier Mal in Folge, das hat noch niemand geschafft.“

Wenn Matthias Sammer über David Alaba philosophiert, dann schwärmt er. Der Österreicher in den Reihen der Bayern sei „außergewöhnlich, mit nichts zu vergleichen: ein Jahrhunderttalent“. Dass Alaba im Nationalteam die Position des im Mittelfeld platzierten Ideengebers, bei den Bayern aber momentan eine zentrale Rolle in der Innenverteidigung spielt, sieht Sammer nicht als Problem.

Der 23-Jährige würde doch für seine Flexibilität geschätzt werden, jüngste Marktwerterhebungen machten ihn mit 45 Millionen Euro sogar zum teuersten Verteidiger der Welt. Der wahre Wert eines Fußballers aber sei immer das Produkt von Angebot und Nachfrage. „Ein Spieler ist das wert, was ein Verein bereit ist, für ihn zu zahlen.“ Mit einem Verkauf Alabas setzt sich in München aber ohnehin niemand auseinander, trotz regelmäßig auftauchender Gerüchte. „Wir wissen, was wir aneinander haben.“

Alaba ist nicht der einzige Österreicher, über den Sammer bei einem von Sky organisierten Treffen in höchsten Tönen spricht. Auch der Blick über die bayrischen Grenzen hinaus ist nicht verloren gegangen, in Köln leistet ein Wiener beachtliche Arbeit. Peter Stöger imponiert. „Er hat Kontinuität, Stabilität und Seriosität in ein extrem schwieriges Umfeld gebracht. Stöger wird seinen Weg machen.“

Natürlich macht sich Matthias Sammer auch über die Entwicklungen rund um die WM-Vergabe 2006 Gedanken. Ob der deutsche Fußball nachhaltigen Schaden davontragen könnte? Sammer verneint. Die „Causa Sommermärchen“ gehöre aufgearbeitet, „aber sie zerstört nicht die Gegenwart oder die Zukunft“. An Glaubwürdigkeit hat der Sport durch die Blatters und Platinis der Szene dennoch verloren. „Wir müssen das Problem erkennen, aber es wird nicht den Fußball zerstören. Er ist unverwüstlich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2015)

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