Weltfußballer des Jahres: Die üblichen Verdächtigen

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TOPSHOT-FBL-FIFA-BALLONDOR-AWARDAPA/AFP/FRANCK FIFE
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Seit 2008 hieß der Weltfußballer des Jahres stets Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi. Daran dürfte bei der diesjährigen Preisverleihung auch der Brasilianer Neymar nichts ändern.

Die Frage, wer denn nun der beste Fußballer der Welt sei, war noch nie einfach zu beantworten. Es sind subjektive Wahrnehmungen, die das Gesamtbild prägen, Geschmäcker sind auch den Fußball betreffend unterschiedlicher Natur. Seit 1991 beschäftigt sich der Weltverband Fifa hochoffiziell mit dieser Frage, der erste Titelträger war Lothar Matthäus. Er sollte übrigens der bislang einzige deutsche Spieler bleiben, dem diese Ehre zuteil wurde. Marco van Basten, Roberto Baggio, Romario, George Weah – die Siegerliste der Folgejahre liest sich wie das Who's who des Weltfußballs in den Neunzigerjahren. Defensivspieler hatten nach dem Erfolg von Matthäus traditionell einen schweren Stand. Einzig dem italienischen Innenverteidiger Fabio Cannavaro gelang es 2006, die offensivstarke Konkurrenz rund um Zinédine Zidane und Ronaldinho auf die Plätze zu verweisen.

Schon im Folgejahr wurde die breite Öffentlichkeit auf zwei Namen aufmerksam gemacht: Lionel Messi, damals 20, und Cristiano Ronaldo, 22. Das junge Duo komplettierte hinter dem beim AC Milan aufspielenden Brasilianer Kaká das Podest, doch schon ab 2008 sollte an Ronaldo und Messi kein Weg mehr vorbeiführen. Der Stern des Portugiesen ging in Manchester auf. Furchtlos dribbelte sich das Kraftpaket von der Blumeninsel Madeira unter der Regie von Uniteds Trainerlegende Sir Alex Ferguson durch die Abwehrreihen. Sein Stil war bald unverkennbar, seine Freistöße ein Unikat. Als Weltfußballer des Jahres 2008 wechselte Ronaldo am 11. Juni 2009 um die Rekordsumme von 94 Millionen Euro von Manchester United zu Real Madrid. „CR7“ entwickelte sich kurzerhand zu einer Marke von Weltformat, er bricht Rekorde wie jenen von Raúl (323 Tore für Real) und polarisiert mit seiner arrogant anmutenden und selbstverliebten Art dermaßen, dass sogar Zlatan Ibrahimović Mühe hat, Schritt zu halten.


Die Brisanz von Duellen. Der Sport bewegt meist dann die größtmöglichen Massen, wenn sich zwei ebenbürtige Athleten über einen möglichst langen Zeitraum erbitterte Duelle liefern. Ali gegen Frazier, Senna gegen Prost, Armstrong gegen Ullrich, Nadal gegen Federer – es sind Rivalitäten wie diese, die unter die Haut gehen, unvergessen bleiben. In Einzelsportarten mögen sich derartige Zweikämpfe gewiss einfacher inszenieren lassen, doch Cristiano Ronaldo musste nicht lang suchen, um einen kleinen Argentinier als den größten Widersacher seiner Zeit auszumachen.

Lionel Messi, der als 17-Jähriger für den FC Barcelona debütiert hat, verkörpert eine andere Art des Spiels. So wie Roger Federer Tennis praktiziert, spielt Messi Fußball – scheinbar mühelos, ohne offensichtlichen Kraftaufwand. „La Pulga“, der Floh, mag vielleicht nicht so wirken, doch er ist genauso besessen von Erfolg wie Ronaldo. Es ist seit Jahren ein Kräftemessen auf allerhöchstem Niveau, ein Zur-Schau-Stellen der eigenen, außergewöhnlichen Fähigkeiten, ganz gleich ob in der Primera Division, der Champions League und im Trikot der Nationalteams von Argentinien und Portugal. Die Dominanz des Duos erstaunt Fans wie Experten gleichermaßen. „Früher gab es Ronaldo und Zidane, dazu Namen wie Figo, Ronaldinho, Rivaldo, Cannavaro oder mich. Doch dann kam die Zeit von Cristiano und Messi, nur von diesen beiden. Aber es ist nur fair, sie sind Jahr für Jahr die Besten“, bekräftigt Kaká.

Nachdem Messi von 2009 bis 2012 vier Mal in Folge triumphiert und damit immer noch als Rekordhalter geglänzt hatte, war es in den vergangenen beiden Jahren jeweils Ronaldo, der den Ballon d'Or (seit 2010 die offizielle Auszeichnung) entgegennahm.

Auch bei der Preisverleihung Montagabend im Zürcher Kongresshaus (18.25 Uhr, Eurosport) wird mit einem Sieg von Messi oder Ronaldo gerechnet – die Buchmacher favorisieren Messi, der im vergangenen Jahr mit Barcelona das Triple gewann. Der dritte Spieler, der es in die erlesene Endauswahl geschafft hat, ist Neymar. Wettanbieter geben dem 23-Jährigen keinerlei Chancen, zu übermächtig erscheint die Konkurrenz. „Neymar und auch ich, wir wissen, dass Messi der beste Spieler der Welt ist“, meint Luis Suárez, gemeinsam bilden die drei Südamerikaner Barcelonas furioses Angriffstrio.

Doch die Zeit spielt für Neymar. Sind Messis und Ronaldos Tage des Ruhms mit Fortdauer ihrer Karrieren erst einmal gezählt, könnte des Brasilianers große Stunde schlagen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er ganz oben steht“, sagt Landsmann Kaká.

Glaubt man entsprechenden Onlineartikeln und Screenshots aus dem Netz, so steht mit Messi der Weltfußballer 2015 ohnehin bereits fest. Auf der Fifa-Homepage soll der Argentinier vor wenigen Tagen als Sieger bekannt gegeben worden sein. Es wäre nicht die erste Panne der Fifa.

Die Qual der Wahl

Die Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2015 fällt Montagabend im Zürcher Kongresshaus zwischen Titelverteidiger Cristiano Ronaldo (Portugal/Real Madrid), Rekordsieger Lionel Messi (Argentinien/FC Barcelona) und Neymar (Brasilien/FC Barcelona).Der Titel wird seit 1991 jährlich vom Weltverband Fifa verliehen, seit 2010 offiziell als Ballon d'Or. Auch David Alaba hofft auf eine Auszeichnung. Er könnte als erster Österreicher in die Weltauswahl aufgenommen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2016)

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